VN-Umfrage vor Nationalratswahl in Vorarlberg: Große Verschiebungen im Wählerverhalten erwartet

Politik / 02.09.2024 • 14:56 Uhr
VN-Umfrage vor Nationalratswahl in Vorarlberg: Große Verschiebungen im Wählerverhalten erwartet
Bei der Spectra-Umfrage zeichnen sich durchaus starke Verschiebungen für zwei Parteien an. Welche Auswirkungen die Nationalratswahl auf die Landtagswahl haben könnte, ist noch offen. VN

Eine aktuelle Umfrage des Marktforschungsinstituts Spectra in Vorarlberg deutet einen Erdrutsch an. Migration und Asyl könnten dabei wahlentscheidende Themen sein. Eine Politikverdrossenheit der Wählerinnen und Wähler ist aufgrund der hohen Wahlbereitschaft jedoch nicht zu erkennen, betont Politologin Kathrin Stainer-Hämmerle.

Schwarzach In vier Wochen wird gewählt und es werden seit Monaten große Veränderungen im Wählerinnen- und Wählerverhalten prognostiziert. Das bestätigt nun eine erste Umfrage von Spectra. Die Vorarlberger Nachrichten hatten das Marktforschungsunternehmen beauftragt, Vorarlbergerinnen und Vorarlberger zu befragen, wen sie wählen würden, wäre kommenden Sonntag Nationalratswahl. Es zeichnet sich ein Erdrutsch ab.

501 Personen aus der wahlberechtigten Vorarlberger Bevölkerung wurden zu ihren Präferenzen und Beweggründen befragt. Bei einer Schwankungsbreite von 4,4 Prozent zeichnete sich folgender Ausgang der Nationalratswahl in Vorarlberg ab, der jedoch – wohlgemerkt – keine allgemeine Prognose für das Wahlverhalten in ganz Österreich darstellt.

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Bereits im Juli fragte Spectra, welche Themen den Wählerinnen und Wählern heuer besonders wichtig sind. Als rote Linie für die Wahlentscheidung in der Bevölkerung zog sich „Migration und Asyl“. Etwas mehr als ein Viertel der Befragten hatte diesen Bereich genannt. Knapp dahinter folgt das Thema „Steigende Preise/Inflation“ mit 24 Prozent. 

Katapult und Absturz

Unter diesem Gesichtspunkt mag das herausragende Umfrageergebnis der Freiheitlichen wenig überraschen, da die Partei vor allem mit Fragen der Migration assoziiert wird. 30 Prozent würden der FPÖ ihre Stimme geben und damit würde das Ergebnis der Blauen verdoppelt und die Partei auf Platz 1 katapultiert. Enttäuschend wäre der Ausgang für die Volkspartei: Die ÖVP müsste einen Verlust von 37 im Jahr 2019 auf 20 Prozent hinnehmen.

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Der Junior-Regierungspartner auf Bundesebene, die Grünen, könnte sich da im Vergleich relativ stabil auf 16 Prozent halten. Das wäre ein Minus von zwei Prozentpunkten zur Nationalratswahl 2019.

So wie es aktuell in der Umfrage, bei Berücksichtigung der Schwankungsbreite, aussieht, werde die Vorarlberger Stimmabgabe bei der Nationalratswahl blau ausfallen. “Das wäre eine Premiere im Land”, sagt Kathrin Stainer-Hämmerle. Die Politologin meint im Gespräch mit den VN weiter: “Was wir schon ablesen können ist, dass die Unzufriedenheit und Verunsicherung stark auf das Konto der FPÖ einzahlt.” Diesen Trend habe man schon bei der EU-Wahl erkennen können. Zuletzt habe sich Parteichef Herbert Kickl zudem bei Wirtschaftsthemen softer präsentiert und auch Signale an Bürgerliche und ÖVP-Wähler gesendet.

Vorausgesetzt das Ergebnis fällt so aus, gäbe es zwei Möglichkeiten hinsichtlich der Landtagswahl, die zwei Wochen später am 13. Oktober stattfindet, sagt Stainer-Hämmerle: “Entweder das Selbstbewusstsein der FPÖ im Land wird weiter gestärkt, oder die anderen Parteien erleben einen letzten Mobilisierungsschub, um ein ähnliches Ergebnis im Land zu verhindern.”

Keine und kleine Überraschungen

Bei den Neos und der SPÖ würde sich laut Umfrage wenig verändern. Bei beiden Parteien wäre ein Minus von einem Prozentpunkt zu verschmerzen: Neos von 14 auf 13 Prozent und SPÖ von 13 auf 12 Prozent.

Spannend sind auch die Ergebnisse der Kleinparteien. Die Bierpartei von Dominik Wlazny könnte sogar fünf Prozent holen. Die KPÖ, die zuletzt bei Landtagswahlen schon Erfolge einfahren könnte, läge bei drei Prozent. Angesichts der starken Schwankungsbreite sind diese Ergebnisse jedoch nur bedingt aussagekräftig.

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Nationalratswahl interessiert Vorarlberger

Auf die Frage “Wie stark sind Sie an der Nationalratswahl interessiert?” antworteten immerhin mehr als drei Viertel der Befragten mit “sehr stark” oder “stark”. 89 Prozent wollen “auf jeden Fall” oder “sehr wahrscheinlich” zur Nationalratswahl gehen. “Eine hohe Wahlbereitschaft kann auch auf Konflikte und Polarisierung hinweisen. Unzufriedenheit kann motivieren, seine Stimme abzugeben, meist profitieren jedoch die Oppositionsparteien. Was wir hier auf jeden Fall nicht erkennen können, ist eine Politikverdrossenheit”, ist Stainer-Hämmerle überzeugt.

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