Schulversuche: Von der Testphase ins Regelschulwesen

Unter Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) wurde die Dauer von Schulversuchen wieder verlängert – allerdings nicht unbegrenzt. APA
Schulserie der VN: Das Schulversuchswesen zeigt in Vorarlberg Erfolge und Anpassungen. Ab sofort soll die Dauer von Schulversuchen wieder flexibler gestaltet werden.
Schwarzach Als „Klassiker“ unter den Schulversuchen galt lange Zeit das Fach Ethik. Mehr als zwanzig Jahre lief der Versuch. Im Schuljahr 2021/2022 wurde Ethik ins Regelschulwesen überführt und somit Pflichtgegenstand in der Oberstufe für jene Schülerinnen und Schüler, die keinen Religionsunterricht besuchen. Der Schulversuch war trotz mancher Kontroversen in der Vergangenheit also ein Erfolg.
So lange wie damals dürfen die Versuche heute nicht mehr dauern. Vor sieben Jahren gab es eine Gesetzesänderung, die eine strenge zeitliche Begrenzung vorsah. Davon will die Politik nun wieder abgehen. Die Bildungsdirektion Vorarlberg berichtet von 23 Schulversuchen im Land.
“Gute Erfahrungen”
An zwei Standorten ist das Ende mit 2026 gekennzeichnet, laut Bildungsdirektion werden die Versuche aber bereits überführt bzw. es wird daran gearbeitet. Alle Schulversuche sind somit ins Regelsystem oder die Schulautonomie überführt worden. „Was darauf schließen lässt, dass sie sich bewährt haben und gute Erfahrungen gemacht wurden“, teilte eine Sprecherin mit.
Das Oberstufenrealgymnasium für Leistungssportler in Dornbirn, das Realgymnasium mit Schwerpunkt Sprachen in Feldkirch oder das Winterpraktikum im II. Jahrgang an den Bezauer Wirtschaftsschulen sind Beispiele für erfolgreiche Schulversuche an Vorarlberger Standorten. Und natürlich Ethik.
Änderungen bei Dauer
Bis 2017 galten für die Versuche keine Höchstdauer. Mit einer Neuregelung schoss man jedoch weit über das Ziel hinaus. Schulversuche durften nur noch höchstens sechs Jahre laufen. Die Dauer wurde nämlich auf die Zahl der Schulstufen der jeweiligen Schule plus zwei Schuljahre begrenzt. Anschließend kann einmalig um zwei Jahre verlängert werden. Das bedeutet auch: „Einsteigerklassen“ gibt es nur drei Jahre, damit alle Schülerinnen und Schüler den Versuch auch rechtssicher abschließen können.
Das wurde heuer repariert, damit Ergebnisse wieder aussagekräftiger sind. Anfang Juli stimmte das Parlament den Plänen der Bundesregierung für eine Novelle des Schulorganisationsgesetzes (SchOG) zu. Praktisch unbegrenzt wie früher dürfen Schulversuche zwar auch weiterhin nicht dauern. Doch sie werden künftig mit der doppelten Dauer des jeweiligen Bildungsgangs befristet. Im Fall der AHS-Oberstufe wären das acht Jahre.
Polaschek: Erkenntnisse werden gewonnen
„Aus Schulversuchen werden verschiedene Erkenntnisse zu Unterrichtsorganisation, Unterrichtsinhalten, Unterrichtsaufbau, Schwerpunktsetzungen usw. gewonnen“, heißt es in einer parlamentarischen Anfragebeantwortung von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) vom Jänner. Aufgrund dieser Erkenntnisse könne festgestellt werden, ob die Ziele des Schulversuchs durch die autonomen Entscheidungsfreiräume der Schulen auch ohne gesetzliche Änderungen erreicht werden oder ob solche nötig sind.
Kommt es dazu, dass ein Versuch ins Regelschulwesen überführt wird, erfolge dies meistens in abgewandelter Form sowie nicht für alle Schülerinnen und Schüler zum gleichen Zeitpunkt. Klassen in höheren Schulstufen werden also noch im Versuch weitergeführt, während die ersten Klassen schon mit dem Regelbetrieb starten. Mitte November 2023 wurden dem Bildungsministerium zufolge an 552 Standorten österreichweit Schulversuche durchgeführt.