Von der Volksschule ins Lernhaus

Marktgemeinde Bezau vollzieht im Bildungsbereich eine Zeitenwende
Bezau Mit einem lachenden und einem weinenden Auge gingen Schulkinder und Lehrkörper der Bezauer Volksschule in die Ferien. Das lachende bezog sich nicht nur auf den Beginn der Ferien, sondern auch auf die Aussicht, im Herbst in der modernsten Schule Vorarlbergs ins neue Schuljahr starten zu können. Das weinende betraf die Wehmut, Abschied von einer wohlvertrauten Schule nehmen zu müssen, mit der viele schöne Erinnerungen verbunden sind.

Eine echte Zeitenwende
„Jeder Schulschluss ist besonders. Aber der heurige ist mehr als das“, schreiben die Lehrerinnen auf der Homepage und fahren fort: „Es ist in der Gemeinde Bezau eine Zeitenwende im Bildungsbereich, denn unser altes Schulhaus hat heute seinen letzten Tag in dieser Funktion. Nach dem heutigen Tag werden keine Kinder mehr durch die Schultüre gehen, um hier zu lernen. Uns erfüllt große Freude auf das neue Lernhaus, aber auch etwas Sentimentalität an diesem letzten Tag.“ Nicht verwunderlich, denn in diesem Haus – Ende des 19. Jahrhunderts errichtet und 1986 generalsaniert – haben viele Generationen lesen, schreiben und rechnen gelernt.

Mehr als ein Gebäudewechsel
In der Tat vollzieht sich in diesem Sommer mehr als ein Gebäudewechsel, für den in den Wochen bis dahin nur noch letzte Feinarbeiten vorgenommen werden müssen, denn im Großen und Ganzen sind die Bauarbeiten für das mit rund 15,5 Millionen Euro veranschlagte Projekt Schule/Kindergarten abgeschlossen.

Schon der neue Name lässt es erkennen: Statt „Volksschule“ und „Kindergarten“ steht über dem Eingang des nach echter Wälderart geschindelten Neubaus „Lernhaus“. Und das nicht nur deshalb, weil in dem – einschließlich „versenkter“ Sporthalle im Keller und dem ausgebauten Dachgeschoss – sechsstöckigen Objekt ab Herbst nicht nur die ABC-Schützen die Schulbank drücken werden, sondern schon die Kleinsten im Kindergarten an das „Lernen für das Leben“ herangeführt werden.

Und das in einem Umfeld, das nach modernsten pädagogischen Erkenntnissen gestaltet wurde, denn beim EU-weit ausgeschriebenen Architektenwettbewerb, an dem sich mehr als 50 Büros beteiligt hatten, war nicht nur architektonische Qualität gefragt, sondern auch pädagogische Kriterien zu berücksichtigen. Das Lernhaus versteht sich als Ausdruck des pädagogischen Konzeptes: „offen und flexibel – ganzheitlich und integrativ“.

Ohne neue Versiegelung
Beide Herausforderungen haben die Wettbewerbssieger Markus Innauer und Sven Matt nach Meinung der Jury am besten gelöst: Mit ihrem sechsstöckigen Objekt haben sie es geschafft, ohne zusätzliche Bauflächen auszukommen, denn das Lernhaus wurde exakt auf jener Fläche positioniert, auf der bisher Rathaus und altes Feuerwehrgerätehaus standen. Hätte man Volksschule und Kindergarten auf die grüne Wiese geplant, wäre dafür ein Areal in Größe eines Fußballplatzes erforderlich gewesen. So bleibt nach Abschluss der Rochade ein Nullsummenspiel, da bekanntlich die alte Volksschule für die Gemeindeverwaltung – sie wurde ebenso wie der Kindergarten provisorisch im ehemaligen Elastisana-Objekt untergebracht – adaptiert wird.
Teil des Gesamtkonzepts
Der Platztausch Rathaus-Schule ist ein wichtiger Teil des vor mehr als zehn Jahren angestoßenen nachhaltigen Entwicklungskonzepts für das Bezauer Zentrum. Begleitet von Dr. Gerald Mathis und seinem Institut für Standort-, Regional- und Kommunalentwicklung (ISK) und unter Einbeziehung der Bevölkerung entwickelt Bezau mit sogenannten „Salongesprächen“ die Vision „Bezau 2050“ – das Lernhaus ist ein zentraler Punkt davon. STP