Windkraftprojekt in Vorarlberg in erster Projektphase: Alpe Rauz könnte Pionierstandort werden

Politik / 29.09.2024 • 11:40 Uhr
Windkraftprojekt in Vorarlberg in erster Projektphase: Alpe Rauz könnte Pionierstandort werden
Die Alpe Rauz könnte sich als Standort für Vorarlbergs erstes Windrad eignen. Aktuell ist das Projekt in der ersten Phase angelangt. VN

Das Land könnte seinen nachhaltigen Energiemix bald erweitern. Laut Analysen gibt es in Vorarlberg Potenzial, um 70.000 Haushalte mit Windkraft zu versorgen.

Schwarzach Es gibt Neuigkeiten in Sachen Windkraft, informiert Energielandesrat Daniel Zadra (Grüne) die VN. Konkret betrifft das erste mögliche Windkraftprojekt, das auf Vorarlberger Boden umgesetzt werden könnte, die Alpe Rauz in Klösterle. Die Liechtensteiner Gemeinde Gamprin, die Eigentümerin der Alpe ist, hat mit dem Projektentwickler LIGEN und illwerke vkw eine Absichtserklärung (Letter of intent) unterzeichnet. Das bestätigte auch Johannes Hasler, Gemeindevorsteher der Gemeinde Gamprin den VN. Nun startet die erste Projektphase.

Darin gehe es nun um Grundlagenerhebungen und das Feststellungsverfahren für eine Umweltverträglichkeitsprüfung. Allerdings sei schon ein Schritt fast geschafft, informiert Zadra: Für die Errichtung des 80 Meter hohen Messmastes liegen alle Sachverständigengutachten vor, bis auf jenes der Luftfahrbehörde. Es gebe auch bereits entsprechende Angebote für die Realisierung. Schon die Windpotenzialanalyse des Landes Vorarlberg attestierte dort eine mögliche Errichtungsfläche für Windräder, die VN berichteten.

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Die Gemeinde besitzt mit der Alpe Rauz seit beinahe 110 Jahren am Arlbergpass etwa zwei Hektar an Fläche, die für die Errichtung infrage kommen.

Keine Eingriffe in Schutzgebiete

Insgesamt wird von einem realisierbaren Windkraftpotenzial zwischen 150 bis 200 GWh in Vorarlberg ausgegangen. Aktuell gibt es mit der EVN bereits eine operative Zusammenarbeit in der Projektentwicklung. Ohne Zustimmung der Grundeigentümer würden aber keine Anlagen gebaut, sagt Zadra. Auch Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) betonte erst vergangene Woche, dass “Transparenz und Offenheit” bei der Entwicklung von Windkraftprojekten essenziell seien, die VN berichteten.

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Als Standorte eignen sich vor allem Gebiete, wo bereits Infrastruktur vorhanden ist und es Zufahrten und Energieleitungen gibt, es aber keine dichte Besiedelung gibt. “Dass sich Montafoner Skigebietsbetreiber beispielsweise offen und sehr interessiert an Anlagen zeigen, geht in die richtige Richtung”, sagt Zadra. Dort sei das Landschaftsbild bereits durch Liftanlagen verändert worden. Keine Eingriffe dürfe es hingegen in Europaschutzgebieten und bei den letzten natürlichen Gewässern geben, betont der Grüne.

Potenzial im Winter liegt noch brach

Gerade vor der kalten Jahreszeit bekommt das Thema Windkraft im nachhaltigen Energiemix zusätzliche Relevanz. „Zwei Drittel des Windaufkommens findet im Winter statt, wenn Wasserkraft und Photovoltaik meist weniger liefern, aber unser Verbrauch höher ist”, sagt Zadra. Die Grünen fordern daher die Errichtung von drei Windparks. Damit könnten, heißt es aus dem Büro des Energielandesrats, rund 70.000 Haushalte mit “sauberer und kostengünstiger Energie” versorgt werden.

100 Prozent nachhaltige Stromproduktion
Das Ziel, bis 2040 die heimische Stromproduktion zu 100 Prozent mit Erneuerbaren zu decken, rückt näher. 2023 trugen erneuerbare Energien bereits mit 87,6 Prozent zur gesamten inländischen Energieerzeugung bei, informierte das Energieministerium im August und verwies auf einen Rekordanstieg der Stromproduktion aus Photovoltaik. Betrachtet man aber den gesamten Energieverbrauch, so stammt noch immer deutlich mehr als die Hälfte der in Österreich verbrauchten Energie aus Öl, Erdgas und Kohle. Österreichweit wurden laut Bericht des Klimaministeriums 2,2 Prozent des Energieverbrauchs in Österreich mit Windkraft gedeckt.

Der Mix sichere zudem eine durchgehende Versorgung – auch mit Hinblick auf aktuelle Wetterextremereignisse, die laut Klimawissenschaftern zunehmen werden. Das Hochwasser schränkte die Energieversorgung durch Wasserkraftwerke ein: Die Donau-Kraftwerke öffneten teilweise ihre Wehrfelder und drosselten die Stromerzeugung, die Kraftwerke Ybbs-Persenbeug und Melk mussten zeitweise sogar die Stromerzeugung einstellen, informierte der Verbund. Auch die Wasserkraftwerke der EVN waren zeitweise fast alle außer Betrieb.