Hürde geschafft: Sieben Abgeordnete im Nationalrat

Politik / 30.09.2024 • 16:56 Uhr
Hürde geschafft: Sieben Abgeordnete im Nationalrat

Das Zittern hat ein Ende. Sieben Vorarlbergerinnen und Vorarlberger erhalten im Hohen Haus ein Mandat. Welche Themenbereiche wollen sie besetzen? Und was wollen sie rasch umgesetzt wissen? Die VN haben nachgefragt.

Birgit Entner-Gerhold, Julia Schilly-Polozani

Schwarzach Künftig werden sieben Vorarlbergerinnen und Vorarlberger quer über alle Fraktionen im österreichischen Nationalrat vertreten sein. Für einige war der Einzug schon am Wahlabend klar, einige mussten noch ein paar Stunden zittern. Die VN haben nachgefragt, welche inhaltlichen Schwerpunkte sie in den kommenden fünf Jahren setzen wollen.

Diskussion Nationalratswahl
Seit 1. November 2022 ist Thomas Spalt (39) Nationalratsabgeordneter der FPÖ. Welche Rolle er dort in Zukunft spiele, hänge von der Frage „Koalition oder Opposition“ ab. Als Kultursprecher fühlt sich Spalt aber wohl und will den Masterplan für die Musikwirtschaft Österreich vorantreiben. Auch der Themenbereich Tourismus liegt ihm am Herzen, ebenso die Tätigkeit im U-Ausschuss. „Von unserer Seite wird es sicher einen U-Ausschuss zur Coronaaufbereitung geben.“ Auch ein Russland-U-Ausschuss, der die Rolle aller Parteien beleuchtet würde Spalt befürworten. Thomas Spalt kommt aus Feldkirch. Die FPÖ legte dort von 16,3 auf 26,3 Prozent zu. VN/Serra
Hürde geschafft: Sieben Abgeordnete im Nationalrat
Die meisten Neuzugänge findet man bei den Freiheitlichen, die mit 56 Mandataren künftig die stärkste Fraktion stellen. Einer von ihnen ist Manuel Litzke aus Bludenz. Der 25-Jährige ist Landesobmann der Freiheitlichen Jugend. Am Montagvormittag war er vom Wahlerfolg “noch überrascht”. Er will sich künftig vor allem für die Jungen engagieren. Dabei betont er den Bereich Wohnen: “Für junge Menschen ist es mittlerweile ja schwierig, eine Wohnung zu bekommen.” Aber auch im Bereich Migration ortet er viel Interesse bei jungen Menschen: “Dass es ihnen wichtig ist, zeigt auch unser Wahlergebnis.” Manuel Litzke stammt aus Bludenz. Die FPÖ legte dort von 15,5 auf 28,3 Prozent zu. VN/Stiplovsek
Norbert Sieber, Nationalrat
Norbert Sieber (55, ÖVP) war von 2002 bis 2008 Abgeordneter und hat seit 2013 wieder ein Mandat. Familienpolitik wird für ihn im Zentrum bleiben, sagt der 55-Jährige, der derzeit Vorsitzender des Familienausschusses ist. Ein großes Ziel sei, die Unterhaltsvorauszahlungen bei stritten Trennungsverfahren zu beschleunigen. Kinder dürften nicht darunter leiden, wenn ihre Eltern separate Wege gehen. Ebenso will sich Sieber weiter im Bereich der Agrarpolitik einbringen, gleiches gilt für die Sicherheitspolitik. Norbert Sieber stammt aus Bregenz, wo die ÖVP 25,6 Prozent der Stimmen erzielte, 2019 waren es 29,5. Parlamentsdirektion/Thomas Topf
Heike Eder, Bundesrat
Noch ist Heike Eder Bundesrätin, bald zieht sie aber in den Nationalrat ein. Dort will sich die 36-jährige ÖVP-Politikerin vor allem auf die Themen Sport, Inklusion, Arbeit und Familie konzentrieren. Konkret fordert Eder Überstunden steuerfrei zu stellen. “Diejenigen, die bereit sind, mehr zu leisten, sollen stärker davon profitieren.” Was ihre künftigen Themenbereiche im Nationalrat betrifft, würde sie in der ÖVP gerne Sport oder Inklusion übernehmen. “Als ehemalige Sportlerin und Frau mit Behinderung könnte ich meine Lebenserfahrung gut einbringen.” Heike Eder lebt in Zwischenwasser, wo die ÖVP 30,9 Prozent der Stimmen erhalten hat. 2019 waren es 40,2 Prozent.Parlamentsdirektion/Thomas Topf
Antonio Della Rossa, SPÖ
Antonio Della Rossa (SPÖ) musste auch noch ein wenig zittern. Montagnachmittag stand dann fest: Der Politikwissenschafter hat den Einzug in den Nationalrat geschafft. Dort will sich der Bludenzer unter anderem für Radikalisierungsprävention einsetzen. “Wie sich in den vergangenen Monaten wieder gezeigt hat, sind es meist junge, männliche Einzeltäter, die sich im Internet radikalisieren”, sagt er. Wichtig sei die Arbeit in Schulen und Jugendzentren, aber vor allem, so Della Rossa, “die Investition in Bildung”. Ein weiterer Punkt, der dem 42-Jährigen am Herzen liegt, ist die freie Kunstszene. Initiativen, die sich aus eigener Kraft in den Orten entwickeln, brauchten Unterstützung, um weiter zu erblühen.
Antonio Della Rossa kommt aus Bludenz, dort hat die SPÖ verloren. 2019 erreichte sie 24,7 nun sind es 20,7 Prozent.SPÖ
Nationalratswahl 2024 - Wahllokal Andelsbuch, Thomas Spalt FPÖ Nofels Kindergarten Rheinstrasse, Nina Tomaselli Gtünr Feldkirch Rathaus
Nina Tomaselli musste zu Beginn zittern, nun steht es fest: Sie wird in den Nationalrat einziehen und will sich weiterhin für nachhaltige, gerechte Finanzen, für leistbares Wohnen sowie für Kontrolle und Aufklärung im Parlament einsetzen, sagt sie den VN. Im Wahlkampf hat Tomaselli für ein Mietwuchergesetz Werbung gemacht: “Das ist relativ gut ausformuliert. Mieten, die 25 Prozent über der ortsüblichen Miete befinden, sollen unter Strafe gestellt werden.” Einen entsprechenden Antrag will Tomaselli gleich zu Beginn der Legislaturperiode einbringen. Nina Tomaselli lebt in Feldkirch. Dort haben die Grünen am Sonntag 13,7 Prozent erzielt, nach 19,8 Prozent bei der Nationalratswahl 2019. VOL/MAYER
Maurice Shourot
Größer als die Grünen sind nun die NEOS und in ihrem 18-köpfigen Klub gibt es einige neue Gesichter, darunter der bisherige Vorarlberger Klubobmann Johannes Gasser. Der 33-Jährige ist ausgebildeter Arbeitsökonom und möchte sich in diesem Bereich einbringen, konkret bei Sozial-, Arbeitsmarkt- und Familienpolitik, wie er den VN berichtet. “Die Frage wird sein, wie wir Sozialsysteme aufbauen, damit sie noch auf Generationen funktionieren, damit das Gesundheitssystem dem demografischen Wandel standhält und das Pensionssystem auf stabile Beine steht.” Wichtig ist ihm in diesem Zusammenhang auch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Johannes Gasser stammt aus Mellau. Dort haben sich die Neos von 10,7 Prozent im Jahr 2019 auf 20,6 Prozent verdoppelt (137 Stimmen). SHOURUT