Heliskiing wieder vor Gericht?

Bewilligung ist ausgelaufen, Naturschutzorganisationen möchten den neuen Bescheid wieder bekämpfen. Eine Studie hat sich angesehen, wie Heliskiing die Vogelarten am Arlberg beeinflusst.
Bregenz Vorarlberg ist in einigen Belangen einzigartig. Das gilt auch für den Wintersport. Skifahrerinnen und Skifahrer besteigen in Vorarlberg nicht nur mit eigener Kraft oder mit einem Lift die Gipfel des Landes, um Spuren im schönen Weiß zu hinterlassen. Sehr gut betuchte Wintertouristen können sich auch ein Flugticket buchen. In Vorarlberg ist Heliskiing erlaubt – beziehungsweise war es erlaubt. Die Bewilligung lief im Mai dieses Jahres aus. Nun muss sie erneuert werden. Pünktlich vor diesem Winter veröffentlicht das Land dazu eine Studie über die Auswirkungen von Heliskiing. Das Ergebnis: Heliskiing stört Tiere. Das gilt aber auch für Skifahren abseits der Pisten und die vielen anderen Helikopterflüge.
Vor zwei Jahren war die Aufregung groß. Landeshauptmann Markus Wallner war mit einem Antrag aus Lech konfrontiert, die Bewilligung für Heliskiing im Nobelskiort zu verlängern. Es ist nämlich Aufgabe des Landeshauptmanns, darüber zu entscheiden. Früher eine Standardprozedur, mittlerweile ein Aufregerthema. Das Ergebnis: Die Bewilligungsdauer ist von fünf auf zweieinhalb Jahre halbiert worden. Trotzdem zogen mehrere Naturschutzorganisationen vor Gericht. Ihr Einspruch war zwar erfolglos, dennoch möchten die Organisationen einen neuen Bescheid wieder vor Gericht bringen, erklärt Franz Ströhle vom Vorarlberger Alpenschutzverein. “Das Thema ist aufgrund der ganzen Klimathematik noch dringender geworden”, ist er überzeugt. Auch Hildegard Breiner, Obfrau des Naturschutzbundes, kritisiert Heliskiing seit Jahren. “Es gibt viele Gründe, weshalb wir Heliskiing kritisieren. Es ist nicht mehr zeitgemäß”, schildert sie.
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Vor zwei Jahren ließ Landesrat Daniel Zadra eine Studie dazu in Auftrag geben. Der sperrige Titel: “Grundlagenerhebung für die Bewertung der Auswirkungen von Sportaktivitäten auf naturschutzfachlich relevantes Schutzgut”. Das Grazer Unternehmen “Ökoteam” hat untersucht, wie sich Heliskiing, häufige Hubschrauberflüge und Skiabfahrten auf verschiedene Vogelarten auswirken. Seit dieser Woche ist die Studie auf der Webseite des Landes abrufbar.
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Auffallend ist laut Studienautoren, dass sich das Birkhuhn im Bereich des Zuger Horns und nordöstlich des oberen Älpeles häufiger zurückzieht. Das könne auf eine Meidereaktion hindeuten. Birkhühner würden nämlich bei Störungen verstärkt Verstecke suchen und dort bis zu einer Stunde still sitzen. Was genau die Störung verursacht, kann aber nicht eindeutig festgestellt werden. Neben vielen Helikopterflügen würden auch “Variantenskifahrten in beträchtlichem Umfang” stattfinden, schreiben die Autoren. Man könne deshalb nur die Gesamtheit der Einflüsse betrachten, nicht Heliskiing einzeln. Klar sei: “Da die beobachteten Variantenskifahrer*innen, die ohne Bergführer im Gebiet unterwegs sind, sich nicht an die vorgegebene Routenführung halten, ist hier sogar von einem großräumigeren Störungsdruck auszugehen.” Außerdem könne man nicht zwischen Heliskiing und anderen Helikopterflügen unterscheiden. Zwar sei die Störung während des Absetzens der Skifahrer besonders hoch, aber die Flugroute sei den anderen Flügen ähnlich.
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Bei den Steinadlern konnten die Autoren keine Änderung des Verhaltens feststellen, schreiben aber: “Fallweise auftretende Stresssituationen bis hin zu einer möglicherweise verringerten Fitness können damit freilich nicht ausgeschlossen werden.” Selbiges gilt für das Steinhuhn. Die Autoren fassen zusammen: “Ein negativer Einfluss auf Individuen ist beim Alpenschneehuhn wahrscheinlich und zeigt sich beim Birkhuhn sogar durch die angepasste, verstecktere Lebensweise deutlich. Diese Verhaltensanpassung kann wiederum zu einer schlechteren Fitness der Individuen und einer geringeren Stabilität der Population führen.” Deshalb sei es zielführend, negative Effekte zu reduzieren. Die oberen Bereiche des Zuger Horns und die westliche Schneetäli-Route über das Älpele sollen gesperrt werden, empfehlen die Experten. Zudem brauche es mehr störungsarme Bereiche. “Im Umfeld des Schneetäli fehlen solche Ruhebereiche jedoch aufgrund der nahen Skipiste und der Heliskiing-Absetzstelle.