“Sie vertrauen ihm, to make America great again”
Für Österreichs Botschafterin in den USA kommt das Ergebnis der US-Wahl weniger überraschend als für viele in Europa.
Washington In Europa wundern sich viele: Alles hat auf einen Sieg von Kamala Harris hingedeutet. Doch nun ist Donald Trump der 47. Präsident der Vereinigten Staaten. In den USA ist man von Trumps Sieg weniger überrascht. Gerade in den Swing States sei er schon in den letzten Umfragen vorne gewesen, erklärt Petra Schneebauer, österreichische Botschafterin in den USA. “Er hat die Leute mit jenen Themen abgeholt, die sie sehr berühren”, ist sie überzeugt.
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In Europa blickt man gerade leicht erstaunt in die USA. Warum haben die Amerikaner erneut Donald Trump gewählt?
Petra Schneebauer Donald Trump ist ein Phänomen unserer Zeit. Er hat die Leute mit jenen Themen abgeholt, die sie sehr berühren. Für viele amerikanische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger geht es vor allem darum, dass sie sich heute viel weniger leisten können als noch vor vier Jahren. Er hat auch mit Emotionen gespielt und konnte die Leute damit überzeugen, ihn zu wählen.
In Europa sieht man diese skurrilen Medienauftritte und fragt sich, wieso Trump so populär ist. Wird er hier anders gesehen als bei uns?
Schneebauer Definitiv. Ich habe ihn bei der Convention gesehen. Er geht auf die Leute zu und ist dadurch einer von ihnen. Man sieht das deutlich, dass er auf die Bedürfnisse der Menschen eingeht. Sie vertrauen ihm, to make America great again.
Sie haben die Inflation angesprochen. War das das Hauptthema? Und welche Themen haben sonst den Ausschlag gegeben?
Schneebauer In den USA ist es üblich, zwei oder drei Jobs zu haben. Wenn so jemand in den Lebensmittelmarkt geht und die Preise sieht, merkt man, dass alles viel teurer geworden ist. Es geht aber auch um den Arbeitsmarkt und wie sich die Wirtschaft entwickelt.
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Viele Umfragen haben ein knappes Rennen gesehen. Warum ist das Ergebnis doch so klar?
Schneebauer Aus meiner Sicht ist das Ergebnis nicht so überraschend, wie vielleicht für viele in Europa. Trump hat vor zwei Wochen in allen sieben Swing States geführt. In der letzten Woche war er in fünf vorne. Aber nicht nur in den Swing States ist er vorne. Man sieht am Wahlergebnis, dass die ganze USA nach rechts gerückt ist.
Die Welt ist voller Kriege und Krisen. Hat die internationale Auswirkung der Wahl für Wähler eine Rolle gespielt?
Schneebauer Traditionellerweise spielt die Außenpolitik im amerikanischen Wahlkampf eine geringe Rolle. Und wenn, dann in Bezug auf Migration. Im Nahen Osten wird es Großteils eine Weiterführung der bisherigen Positionen geben. Trump wird sich für das Selbstverteidigungsrecht von Israel einsetzen. Er wird auf den Indo-pazifischen Raum blicken, weil er China als den systematischen Rivalen sieht.
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Ganz grundsätzlich: Was könnten wir Europäer von den Amerikanern lernen?
Schneebauer Was wir wirklich lernen können, ist Optimismus. Auch wenn Dinge manchmal falsch gemacht werden oder wenn man einen Tiefpunkt erreicht, wieder aufstehen und weitermachen. Die Menschen hier sind sehr deutlich und klar in dem, was sie sagen. Und das kommt vielleicht bei uns manchmal nicht so an. Und wir denken manchmal, wir können Probleme unter den Teppich kehren und es wird schon werden. Und das ist häufig natürlich nicht so.