Kindergarten-Personal: Fast 70 Prozent denkt an Jobwechsel
![ABD0014_20240206 – DSSELDORF – DEUTSCHLAND: ARCHIV – 18.04.2016, Nordrhein-Westfalen, Dsseldorf: Spielzeug liegt in einer Kindertagessttte auf dem Boden. Kitas in NRW waren im vergangenen Jahr hufiger an regulren
ffnungstagen dicht – etwa wegen Krankheit oder Fortbildungen der Erzieherinnen und Erzieher (zu: ÇNRW-Kitas hufiger zu regulrer
ffnungszeit dichtÈ). (zu dpa: ÇNRW-Kitas hufiger zu regulrer
ffnungszeit dichtÈ) […]](/2024/10/ABD0014-20240206-1-768x509.jpg)
AK-Umfrage unter Pädagoginnen und Pädagogen verdeutlicht hohe Belastung. Über die Hälfte glaubt, den Bildungsauftrag nicht oder nur teilweise erfüllen zu können.
Feldkirch “Bildung statt Betreuung”, “Ich bin Pädagogin, keine Sekretärin”, “Ich denke mittlerweile täglich über einen Berufswechsel nach, weil ich meine Arbeit mit den Kindern gut machen möchte und so, dass ich dahinter stehen kann. Bei den aktuellen Rahmenbedingungen kann ich das aber nicht.”
Das ist eine Auswahl an Kommentaren, welche die Arbeiterkammer im Rahmen einer Umfrage unter dem Personal von Kindergärten und Kleinkinderbetreuungseinrichtungen gesammelt hat. Mehr als die Hälfte der Betreuungspersonen gab an, ihren Bildungsauftrag nicht oder nur teilweise erfüllen zu können. Jede Dritte sagt das über die Aufsichtspflicht. Viele kritisieren die Gruppengrößen und die administrative Belastung. Oft schneiden private Einrichtungen besser ab als öffentliche.
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Für die Qualität der Ausbildungen gibt es im Schnitt die Schulnote “Gut”. Allerdings vergibt etwa jeder fünfte Elementarpädagoge oder Elementarpädagogin (19 Prozent) die Note “nicht genügend”, wenn es um die Vorbereitung auf die Elternarbeit geht. Noch schlechter fühlen sie sich auf die administrativen Arbeiten vorbereitet. 21 Prozent vergeben hier ein “nicht genügend.”
Nach Einschätzung der Befragten fehlt es auch an Räumen. In etwa jeder zweiten Einrichtung gibt es keinen oder nur einen mangelhaften Pausenraum. 38 Prozent der Befragten gaben an, dass Räume für Aktivitäten wie Sport oder Essen fehlen oder Mängel aufweisen. In jeder dritten Einrichtung existieren keine oder nur mangelhaft ausgestatteten Arbeitsplätze. “Im Jahr 2025 sollten wir in Vorarlberg mitten in Europa nicht mehr über die Infrastruktur für effizientes Arbeiten diskutieren müssen. Ein Schreibtisch und Computer müssen drin sein”, sagt AK-Präsident Bernhard Heinzle.
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Ein deutliches Zeugnis erteilen die Teilnehmenden auch bei Förderung und Qualität. 72 Prozent geben an, nur teilweise oder weniger auf die individuellen Bedürfnisse der Kinder eingehen zu können. 57 Prozent glauben, ihren Bildungsauftrag nicht oder nur zum Teil erfüllen zu können. Jede dritte Person sagt dasselbe über die Aufsichtspflicht. 17 Prozent halten das Gehalt für angemessen oder eher angemessen. Viele fühlen sich überlastet, etwa 73 Prozent geben an, dass es zumindest teilweise zutrifft, bei der Arbeit häufig erschöpft zu sein. 69 Prozent des Personals in Kindergärten und Kleinkindgruppen denken sehr häufig, häufig oder manchmal an einen Jobwechsel. Den Angaben zufolge wünschen sich die Teilnehmenden kleinere Gruppen, einen besseren Betreuungsschlüssel, mehr qualifiziertes Personal, mehr Vor- und Nachbearbeitungszeit, Entlastung bei administrativen Aufgaben, genügend Ausstattung und Ressourcen.

In den letzten Jahren seien die Auflagen immer weiter gestiegen, verdeutlicht Manuela Lang vom Landesverband der selbstorganisierten Kindergruppen. Die Leiterin einer Kinderkrippe in Lustenau kritisiert im Gespräch mit den VN: “Ich habe den Beruf nicht erlernt, um im Büro zu sitzen und eine Dokumentation zu schreiben.” Ihre Kollegin Victoria Brunner sagt, dass die Präsentation der Umfrageergebnisse ihr eine Gänsehaut beschert habe. “Man hört immer vom chancenreichsten Lebensraum für Kinder. Nun sieht man, dass es nicht möglich ist.”

Die Arbeiterkammer fordert etwa zusätzliches administratives und hauswirtschaftliches Personal, eine bessere Infrastruktur, mehr Vor- und Nachbearbeitungszeit für Pädagoginnen und Pädagogen, sowie einen langfristigen Masterplan für verbesserte Gruppengrößen und Betreuungsschlüssel. Die Ausbildungsoffensive müsse stärker forciert werden. „Die Landesregierung muss neben dem Ausbau einen stärkeren Fokus auf die Qualität legen“, betont AK-Chef Heinzle.
Die zuständige Landesrätin Barbara Schöbi-Fink gsieht in der Umfrage zwar wertvolle Impulse, allerdings auch methodische Unschärfen und einseitige Interpretationen. Sie hinterfragt etwa die Interpretation, dass 69 Prozent regelmäßig an einen Jobwechsel denken, da die Antwortoptionen “sehr häufig”, “häufig’ und “manchmal” in einen Topf geworfen würden. Außerdem werde die Ausbildung stetig ausgebaut, etwa mit dem zusätzlichen Tageskolleg am BORG Lauterach. Seit Jänner 2024 werde auch das Schulgeld übergangsweise für die BAfEP übernommen.