Millionenspende aus Vorarlberg: Darum spendet Ex-FPÖ-Funktionär an die AfD

Der frühere Landesgeschäftsführer Gerhard Dingler unterstützt die AfD in Deutschland mit einem hohen Betrag.
Schwarzach Die rechte “Alternative für Deutschland” (AfD) darf sich über eine Millionenspende aus Vorarlberg freuen. Die Zuwendung kommt vom ehemaligen FPÖ-Landesgeschäftsführer Gerhard Dingler. Auf der Liste der Parteispenden des Deutschen Bundestags, auf der Dingler namentlich genannt ist, wurde sie mit rund 2,35 Millionen Euro beziffert. Die Spende ist am 1. Februar bei der AfD eingegangen und stammt offenbar aus dem Privatvermögen Dinglers. Dem ORF Vorarlberg und den VN übermittelte er eine Stellungnahme, in der er die Spende mit seiner Sorge um den Ausgang des Ukraine-Kriegs und der Sicherheitslage in Europa begründete. Das Schreiben ist mit seinem Namen und dem “Club der Freunde und Förderer von Frieden und Sicherheit” in Schruns gezeichnet.
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15 Jahre bei der FPÖ
Der heute 64-Jährige übernahm vor 24 Jahren die Landesgeschäftsstelle der Freiheitlichen in Vorarlberg. Zuvor war er unter anderem bei Huber-Tricot, Hämmerle in Dornbirn oder den Textilwerken Ganahl tätig, von wo ihn der einstige FPÖ-Landeschef Hubert Gorbach kannte. Dingler war laut VN-Berichten aus dem Jahr 2001 damals Gorbachs Wunschkandidat für die Landesgeschäftsführung. 15 Jahre blieb er dort. Mit der Parteiübernahme von Reinhard Bösch 2016 trennten sich die Wege Dinglers und der FPÖ. Im Hintergrund heißt es, es habe damals keine politischen Unstimmigkeiten gegeben.

Gut betuchte Familie?
Dingler erklärte, dass das Geld für die Spende von ihm persönlich stamme. Ihm sei auch bewusst gewesen, dass sie öffentlich werde. Laut VN-Recherchen stammt er aus wohlhabendem Hause. Frühere Vertraute erklären, dass der 64-Jährige nie arbeiten hätte müssen, wenn er es nicht gewollt hätte. Ebenso wird ihm ein ordentliches Selbstvertrauen nachgesagt, wobei er seine Arbeit sowohl in der Privatwirtschaft als auch in der Partei ordentlich ausgeführt habe. Mit einigen Funktionären sei er aber auch angeeckt. Seit 2001 war Dingler als Landesgeschäftsführer tätig. 1999 erreichte die FPÖ bei der Landtagswahl 27,4 Prozent, 2004 stürzte sie auf 12,9 Prozent ab. 2009 ging es mit 25,1 Prozent wieder aufwärts. 2014 lag die Partei bei 23,4 Prozent.

Hinter den Kulissen wird die nunmehrige Spende an die AfD von rätselhaft bis politisch engagiert bewertet. Der SPÖ-Landtagsabgeordnete Reinhold Einwallner findet klare Worte: “Falls noch irgendein Zweifel daran bestand, dass die FPÖ Vorarlberg sich nicht ebenso am rechten Rand bewegt wie ihr großer Bruder im Bund, dann wurde mit der heute öffentlich bekannt gewordenen Wahlspende in Millionenhöhe eines langjährigen FPÖ-Landesgeschäftsführers an die AFD der überfällige Beweis geliefert.” FPÖ-Chef und Landesstatthalter Christof Bitschi hielt sich auf VN-Anfrage zurück. Der aktuelle Landesgeschäftsführer der FPÖ, Dominik Hagen, erklärte stattdessen, Dingler sei nach wie vor Parteimitglied der FPÖ, habe aber seit seinem Abschied vor über acht Jahren keinerlei Funktionen mehr inne. Einen Zusammenhang der Spende mit der FPÖ Vorarlberg schloss Hagen aus.
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“Große Sorge über Eskalation”
Was die Spende anbelangt, gibt Dingler an, die AfD mit einer Plakataktion unterstützen zu wollen. Es sind rund 6400 Wahlplakate, die er ihr für die Bundestagswahl am 23. Februar zur Verfügung stellt. Es sei immer eine “Sachspende” geplant gewesen, erklärt er den VN auf Nachfrage. Als Motivation für seine Unterstützung der AfD, die in Teilen als gesichert rechtsextrem gilt, hält er in seiner Stellungnahme fest, dass er sich große Sorgen bezüglich einer weiteren Eskalation des Ukraine-Kriegs mache. Außerdem, dass “die Chance eine Veränderung hin zu mehr Frieden, zu mehr Sicherheit für die Bevölkerung und zu einer sinnvolleren Wirtschaftspolitik vertan wird, weil sich an den politischen Verhältnissen im Kern nichts Wesentliches verändern wird”. Dingler schreibt von Bandenkriegen, Anschlägen und der viel zu teuren Energiepolitik, die zu Massenentlassungen führe. Auf die Frage, ob eine weitere Spende an die AfD geplant ist, antwortet Dingler kurz und bündig: “Nein.”
Wie WDR und NDR berichteten, handelt es sich um die dritte Großspende innerhalb weniger Tage für die AfD. In den vergangenen Tagen erhielt die Partei bereits eine Großspende von 1,5 Millionen Euro und eine weitere von 999.900 Euro.