Was Schulen im Kampf gegen Fake News machen können

Ab Herbst haben Volkschullehrer die Möglichkeit, in ihrer Ausbildung einen Schwerpunkt auf digitale Grundbildung zu setzen. Dadurch soll kritische Mediennutzung schon früh Thema werden.
Schwarzach Tiktok, Youtube und Instagram sind für Jugendliche inzwischen Hauptinformationsquellen für Politik, Sport oder Kultur. Wie jedoch eine aktuelle Sonderauswertung der PISA-Studie zeigt, sind nur 44 Prozent der 15-Jährigen in der Lage, die Qualität von Informationen in Sozialen Medien zu bewerten. OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher sieht vor allem Schulen in der Pflicht. In Vorarlberg beschäftigt sich Thomas Schroffenegger seit vielen Jahren mit der Frage, wie man digitale Grundbildung in die Klassenzimmer bekommt.
“Ich bringe gerne den Vergleich mit dem Stanleymesser. Kein Messer ist so scharf. Eigentlich ist es verrückt, es Kindern in die Hand zu geben”, sagt der Wissenschaftler. Trotzdem wird der Einsatz in der Volksschule empfohlen. “Denn das Messer liegt ohnehin in einer Schublade zu Hause. Besser, es wird in der Schule über die Gefahren informiert”, erläutert er. Das Gleiche gelte aus medienpädagogischer Sicht.
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Lehrpläne werden adaptiert
Schroffenegger hat das Curriculum „Digitale Grundbildung und Informatik“ für die Sekundarstufe Allgemeinbildung im Verbund West und die Module zu Medienpädagogik und digitaler Bildung im Bachelorstudium Lehramt Primarstufe an der PH Vorarlberg mitgestaltet. Ab Herbst wird das neue Lehramtsstudium für Volksschulen angeboten. Schroffenegger verrät, dass es ein Grundmodul Medienpädagogik und -didaktik für künftige Volkschulpädagoginnen und -pädagogen geben wird. Zudem gibt es einen Wahlschwerpunkt für “Medien in den Fächern”. Auch im Masterstudium ist ein Wahlfachblock Medienpädagogik vorgesehen.
In der Ausbildung zur Lehre in der Sekundarstufe werden schon länger Lehrgänge und Einzelfortbildungen zur digitalen Grundbildung angeboten. “Wir bieten seit einigen Semestern Seminare zum Thema künstliche Intelligenz an. Diese werden überrannt. Das sind allein bei uns in Vorarlberg bis zu 100 Lehrpersonen pro Jahr”, berichtet Schroffenegger. Bei Online-Vorträgen zu Themen wie Chat-GPT sind schon einmal 400 Teilnehmende online.
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Wenig Spielraum im Lehrplan
In der Schulpraxis ist der Knackpunkt, wann Zeit für die neuen Inhalte bleibt. Die Lehramtsstudien beruhen auf dem, was die Schullehrpläne vorgeben. Der erste standardisierte Lehrplan, der in Österreich eine Rolle spielt, kommt aus den 60er-Jahren. Damals wurde der Fächerkanon festgelegt, der sich bis heute kaum geändert hat. Es gibt auch nicht viel Spielraum. “Die Schweizer haben bereits 2021 in der Volksschule sehr innovativ das Fach Medien und Informatik integriert. In Österreich gab es 2023 einen neuen Lehrplan. Allerdings wurden diese neuen Inhalte darin kaum abgebildet”, berichtet Schroffenegger.
Eine Frage der Ausbildung
2023 kam die große Lehrplanreform und brachte das neue Unterrichtsfach “Digitale Grundbildung” in der Sekundarstufe 1 hervor. Es beinhaltet den kritischen Umgang mit Inhalten und Mediengestaltung ebenso wie informatische Bildung. Dazu wurde ein Lehramt geschaffen. Es handelt sich um ein Unikum, dass ein neues Fach eingeführt wurde. “Aber die Universitäten müssen sparen. Daher wurde es mit Informatik zu ‘Digitale Grundbildung in Informatik’ fusioniert und techniklastiger”, berichtet Schroffenegger. Die medienkritische Sichtweise trat in der Ausbildung etwas in den Hintergrund.
Das Fach unterrichten aktuell Personen, die sich im Lehrkörper dafür interessieren, und einige wenige Informatiklehrer. Ein paar gebe es noch, sagt Schroffenegger, aber die könne man an einer Hand abzählen. Diese Lehrämter wurden in Vorarlberg nicht mehr angeboten. Hinzu kommt der aktuelle Lehrermangel. “Man kann nicht erwarten, dass Lehrpersonen als fächerübergreifende Kompetenz an Schulen etwas bewirken können, wenn wir sie nicht dazu ausbilden.”