“Es ist einfach fahrlässig” – Anrainer kritisieren geplanten Volksschulstandort

Politik / 06.03.2025 • 16:45 Uhr
Anrainer gegen VS Forach
Die Anrainer wehren sich gegen den Schulstandort. Aus ihrer Sicht gäbe es in direkter Nachbarschaft bessere Alternativen. VN/Rauch

Eigentlich gibt es die Volksschule Forach in Dornbirn bereits, doch noch ist sie ohne Gebäude. Die Anrainer halten den Standort für schlecht gewählt.

Dornbirn “Es ist einfach fahrlässig”, fasst es eine der Anrainerinnen zusammen. Die Rede ist vom geplanten Standort für die Volksschule Forach, eingeklemmt auf einem schmalen Grund zwischen dem Müllerbach und Karlsgraben. Fünf Stockwerke über und zwei unter der Erde – der Eingang und Bushaltestelle gegenüber der seit Jahrzehnten bestehenden Zulieferrampe und damit im Rangierbereich von Paterno Bürowelt.

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Den Schulsprengel gibt es schon, die ersten Jahrgänge werden seit 2022 in der Ausweichschule unterrichtet. Doch das Gebäude lässt auf sich warten: Die Anrainerinnen und Anrainer haben Beschwerde gegen den Schulbau eingelegt, denn der gewählte Standort sorgt für Kopfschütteln.

Anrainer gegen VS Forach
Hier soll eine Volksschule entstehen, der Müllerbach wird unter die Erde verschwinden. VN/Rauch

Drei große Kritikpunkte

Der gewählte Grund in der Forachstraße liegt nahe dem Kindergarten und dem Wäldchen, ist aber beengt und zwischen zwei Kanälen und einem denkmalgeschützten Staukraftwerk, das den Gehsteig unterbricht. Die Kanäle führen seit Jahren wenig Wasser und entziehen daher dem Schollenboden Grundwasser – sie sacken ab. Aufgrund des Platzmangels ist die Turnhalle zweigeschossig im Keller, darüber fünfgeschossig der Schulbau. Dies macht die Schule teuer: 30 Millionen Euro sind veranschlagt. Vor drei Jahren baute Andelsbuch die Volksschule um das halbe Geld neu.

Anrainer gegen VS Forach
Guntram Paterno befürchtet ein Verkehrschaos und Gefahren für die Schülerschaft. Er ist damit nicht allein. VN/Rauch
Anrainer gegen VS Forach
Auf der einen Seite die Anlieferung von Paterno. Dort, wo nun Autos stehen, ist künftig der Zugang zur Schule. VN/Rauch

Der Lehrkörper wird angehalten sein, mit Bus und Fahrrad zur Arbeit zu kommen, Lehrparkplätze gibt es keine, das zweite Problem. “Die Realität zeigt jedoch, dass die Leute immer noch gern Auto fahren”, betont Rechtsanwalt Dominik Bischof. Er spricht für die Anrainerschaft. “Und bei einem Elternabend? Viele kommen direkt von der Arbeit, eben auch mit dem Auto.” Und dann würden sicher auch noch Vereine die Schulräumlichkeiten nutzen.

Der Voranschlag 2024 ist verabschiedet, der Stadtrat soll als Kostenkommission aber künftig genauer auf große Ausgaben, wie den Bau der VS Forach, schauen.  J. Bloch
So stellt sich die Stadt das Schulareal vor. Der Turnsaal ist zweigeschossig im Keller des Gebäudes. Stadt Dornbirn
"Es ist einfach fahrlässig" - Anrainer kritisieren geplanten Volksschulstandort
Auf dem rot eingefärbten Grundstück plant die Stadt den Bau der VS Forach. Das blaue Grundstück war ebenfalls in Gespräch, ist jedoch in privater Hand. (Anmerkung: Bei der Karte handelt es sich um einen Zusammenschnitt von Google Maps, um die Orientierung zu erleichtern, und dem Kartenmaterial des Landes, da hier der Karlsgraben und Müllerbach korrekt eingezeichnet sind). Google Maps, Vorarlberg Atlas

Direkt daneben ist ein Baugrund, größer. Hier wäre Platz genug, alles oberirdisch zu bauen, inklusive Park- und Pausenflächen. Guntram Paterno ist überzeugt: Mit den Modulbauweise-Schulen von Kaufmann Bausysteme könnte man hier letztlich günstiger bauen. Dieses gehört M-Immobilien, die an einem Grundstückstausch interessiert wären. Diese hätten Interesse an einem Grundstückstausch, bevorzugt eines direkt neben der Messe Dornbirn. Doch mit ihnen hätte man nicht ernsthaft verhandelt, klagen sie.

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So verteidigt die Stadt das Grundstück

Widerstand gibt es auch von den Grünen und Neos. “Ich wäre für den Grundstückstausch sehr zu haben gewesen”, versichert Hochbau-Stadtrat Christoph Waibel (FPÖ). Doch die Stadt sieht im gewünschten Tauschobjekt eine wertvollere Grundreserve – der mit einer Schule bebaute Grund lässt sich nicht mehr anderweitig nutzen. “Selbst ohne die Tiefbaukosten wäre die Schule am anderen Standort dadurch noch teurer”, betont Vizebürgermeister Julian Fässler (ÖVP). Zwar hätten M-Immobilien vor einigen Wochen einen anderen Grundstückstausch vorgeschlagen. Dieser wäre ebenfalls nicht im Sinne der Stadt gewesen und daher einstimmig vom Stadtrat abgelehnt worden, erklärt Fässler. Nun gelte es, die Baukosten ohne Qualitätsverlust zu drücken; Waibel strebt hier die 25-Millionen-Euro-Marke an.

Anrainer gegen VS Forach
Das historische Staukraftwerk Forach verengt hier die Straße. Künftig müssen hier Autofahrer, Stadtbus, Lkw mit den Schülern den Platz teilen. VN/Rauch
Anrainer gegen VS Forach
Wie eng es hier werden kann, hat Paterno mit Bildern festgehalten. VN/Rauch

Doch die Verkehrsproblematik ist ungelöst. Die Anrainer verlieren Parkflächen, da sie bislang auf Stadtgrund parken konnten. Damit haben sie sich abgefunden. Aber es sind zwei Buslinien, Elterntaxis, der Zulieferverkehr, parkende Lehrkräfte und Passanten unter einen Hut zu bringen. Doch die Straßenplanung wartet darauf, dass das Landesverwaltungsgericht grünes Licht für den Bau der Volksschule gibt. Die Anrainer befürchten Verhältnisse wie in Haselstauden. “Wenn was passiert, wird man sagen, ein Paterno-Lkw hat ein Kind erfasst”, befürchtet auch Guntram Paterno, am Schluss der Sündenbock zu sein.

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