Vorarlberg noch weit von Klimaneutralität entfernt

Global 2000 kritisiert in einem neuen Bericht einen fehlenden Gasausstiegsplan und schleppenden Fortschritt im Gebäudesektor.
Wien In Vorarlberg gibt es noch viel zu tun. Das zeigt eine Studie der Umweltschutzorganisation Global 2000, in der sie die Klima- und Energiepläne der Bundesländer analysiert. Schwerpunkt ist dabei der Gebäude- und Raumwärmebereich. Thema ist die Klimaneutralität, was sich die Regierung von ÖVP, SPÖ und Neos zum Ziel gesetzt hat. Das heißt: bis 2040 müssen die österreichischen Treibhausgasemissionen um 90 bis 95 Prozent gegenüber 2005 gesenkt werden.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Infogram angezeigt.
Österreichweites Bild durchwachsen
Der Gebäudesektor ist österreichweit für ein Sechstel der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Von 2012 bis 2022 konnten innerhalb von zehn Jahren zwar 15 Prozent reduziert werden. “Das ist aber nicht ausreichend”, sagt Johannes Wahlmüller von Global 2000. Zudem geht fast ein Drittel des bundesweiten Energieverbrauchs auf die Versorgung der Gebäude mit Raumwärme und Warmwasser zurück (2023 waren es 31 Prozent). Der Anteil an erneuerbaren Energien steige zwar konstant, aber nur die Stromversorgung schneidet hier laut Global 2000 mit 88 Prozent vergleichsweise gut ab. Im Bereich der Wärmeversorgung sind es lediglich 39 Prozent. Um die Klimaneutralität erreichen zu können, muss der Anteil auf nahezu 100 Prozent steigen.
Nun gibt es vor allem zwei effiziente Maßnahmen: die Steigerung der thermischen Qualität von Gebäuden und die Umstellung fossiler Heizsysteme auf erneuerbare. Gerade die Bundesländer spielen bei diesen Schritten eine entscheidende Rolle, da sie Kompetenzen in der Bau- und Raumordnung haben und durch die Bereitstellung von Wohnbauförderungen sowie Energieberatungsangeboten zusätzliche Anreize setzen.
Vorarlberg ohne Bekenntnis zum Gasausstieg
In Vorarlberg lässt die bisherige Arbeit der schwarz-blauen Landesregierung keine Abkehr von den Klimaschutzzielen erkennen, wie Global2000 erklärt. Kritisch sieht die Umweltschutzorganisation allerdings, dass es im Land keinen Ausstiegsplan für Gasheizungen gibt. Beim Öl lautet das Ziel, den Kesselbestand bis 2030 um 50 Prozent zu senken. Insgesamt wurden in den vergangenen Jahren bereits 6000 Ölkessel abgebaut, gleichzeitig kamen 5000 neue Gaskessel hinzu. Für letzteres macht Global2000 unter anderem die fehlende Strategie verantwortlich.
Laut Energiemonitoring 2023 werden noch 24 Prozent der bestehenden Heizanlagen mit Öl und 37 Prozent mit Gas beheizt werden. Österreichweit heizen aktuell noch 35 Prozent der Haushalte mit Öl oder Gas. Vorarlberg liegt mit 34 Prozent also im landesweiten Durchschnitt.
Das Interesse an einem klimafreundlichen Umstieg ist in der Bevölkerung jedoch hoch, wie das Energieinstitut Vorarlberg berichtet. 2024 wurden rund 2800 Vor-Ort-Beratungen nur zum Thema Heizungstausch durchgeführt. Hinzu kamen rund 7000 telefonische und schriftliche Anfragen. Global 2000 dokumentiert im Report auch einen deutlichen Anstieg von Wärmepumpen. Ob dieses große Interesse jedoch anhält, wenn die Förderungen reduziert werden, ist offen.
Vorarlberg lässt sich Zeit
Das Fazit für Vorarlberg fällt also durchwachsen aus: 2022 hatte der Gebäudesektor im Land einen Anteil von 21 Prozent an den Gesamtemissionen. Zwischen 2012 und 2022 sind die Gebäudeemissionen um nur elf Prozent zurückgegangen. Der Rückgang fiel damit noch geringer aus als im Österreich-Schnitt mit einem Minus von 15 Prozent. Das Ziel der Klimaneutralität steht auch in Vorarlberg – allerdings erst bis 2050. “Damit will das Bundesland den Ausstieg aus fossilen Energieträgern erst zehn Jahre später als andere Bundesländer erreichen, die im Einklang mit der bundesweiten Zielsetzung bis 2040 klimaneutral sein wollen”, sagt Wahlmüller.