Schulen werden ab 1. Mai handyfrei

Bildungsminister präsentiert Handyverbot bis zur achten Schulstufe.
Wien, Schwarzach Jetzt hat der Ministerrat beschlossen, was in Vorarlberg eigentlich skeptisch gesehen wird. Die schwarz-rot-pinke Bundesregierung segnete das Handyverbot in den ersten acht Schulstufen ab. Volks-, Mittel-, Sonderschulen und AHS-Unterstufen sollen ab 1. Mai grundsätzlich handyfreie Zonen werden, gab Bildungsminister Christoph Wiederkehr am Mittwoch bekannt. In Vorarlberg wurde das Vorhaben im Vorfeld kritisch gesehen – weil in die Schulautonomie eingegriffen wird.
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Reinhard Sepp, Direktor am BRG Dornbirn Schoren, erklärte den VN vor einigen Monaten schon zum Beispiel: “Es hätte zwar den Vorteil, dass sich Schulen Diskussionen ersparen würden, aber wir beschließen, was wir für richtig halten, und sind nicht darauf angewiesen, was man uns vorgibt.“ Auch Christian Höpperger, Direktor an der Mittelschule Mittelweiherburg, verwies auf die Schulautonomie. Beide Schulen haben die Handys schon verbannt (im Gymnasium zumindest in der Unterstufe bis zur 3. Klasse). So wie es jetzt das Bildungsministerium vorgeben möchte.

Auch an der Mittelschule Mittelweiherburg in Hard gibt es bereits klare Regeln. In der Mittagspause gibt es ein Zeitfenster, an dem das Handy benutzt werden darf, allerdings stellt die Schule alternative Betätigungsangebote zur Verfügung, kreative wie sportliche. “Die Frage ist, ob so Ausnahmen weiter möglich sind. Falls nicht, würde ich mich dagegen wehren”, sagt Direktor Christian Höpperger. Denn dass Kinder, die ihre Eltern den ganzen Tag nicht sehen, einmal ein kurzes Lebenszeichen geben, sei mittlerweile üblich. Konkretes könne er zwar noch nicht sagen, da noch kein Schriftstück bekannt ist. Allerdings: “Nach 15 Jahren Leitertätigkeit machen mich Verordnungen aus Wien zu pädagogischen Themen nicht mehr nervös. Es gibt dann wieder hier Ausnahmen und da Ausnahmen, das Rad wird nie neu erfunden. Und wenn es Probleme gibt, dann lösen wir die Dinge ohnehin am Standort und warten nicht auf neue Verordnungen”, fährt der Direktor fort.

Vorarlbergs Bildungsdirektor Heiko Richter möchte nicht von einem Verbot sprechen. “Es wird eine Trennung zwischen der kontrollierten geförderten Nutzung im Unterricht und der unregulierten und prinzipiell schädlichen Nutzung von Handys gezogen.” Die Konzentrationsfähigkeit werde erhöht, wenn Schüler in den Pausen wieder mehr kommunizieren, sich bewegen und einfach erholen können. “Es herrscht eine absolute Technikmedienoffenheit. Im Unterricht ist die Handynutzung weiter explizit möglich.”

Auch die Schülervertretung äußerte sich in den VN schon kritisch. “Die Welt hat sich verändert. Man kann nicht so tun, als gäbe es kein Handy. Man sollte die Digitalisierung positiv nutzen”, sagte AHS-Landesschulsprecherin Alexandra Seybal. BHS-Sprecher Daniel Bayer war über: “So eine Regelung wäre doch einfach nur rückständig.”

Bildungsminister Wiederkehr argumentierte: “Notwendig ist dies deshalb, um Schule zu einem Ort der Konzentration, der Leistung und auch der Sicherheit zu machen.” Handys würde ablenken und die Konzentration schwächen. Schulen konnten schon bisher im Rahmen der Schulautonomie die Handynutzung in Unterricht und Pause regeln oder verbieten, die meisten Schulen haben das auch bereits getan. Es gebe allerdings Schulen, die mit der Durchsetzung Schwierigkeiten hatten, heißt es im Ministerratsvortrag. Mit dem Verbot würde man Lehrern den Rücken stärken.
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Bildungsdirektor Heiko Richter berichtet davon, dass manche Eltern einfach Schwierigkeiten damit hätten, wenn ihre Kinder nicht mehr erreichbar seien. Und er beruhigt: “Sie bleiben natürlich erreichbar, und zwar in Notfällen über das Schulpersonal. Die Kontaktmöglichkeit ist immer da, aber in der Schule geht die Aufsichtspflicht auf das Schulpersonal über. Das fällt manchen Eltern vielleicht emotional etwas schwieriger.” Zudem sind Ausnahmen für Kinder und Jugendliche geplant, die das Handy brauchen, etwa für die Blutzuckermessung. Außerdem soll das Fach “digitale Grundbildung” ausgebaut werden, was auch Vorarlbergs Bildungsdirektor Richter befürwortet.
Die Verordnung soll noch in Begutachtung gehen und am 1. Mai in kraft treten.