Gerüchte um SeneCura-Verkauf betreffen auch Vorarlberg

Politik / 20.03.2025 • 18:16 Uhr
Gerüchte um SeneCura-Verkauf betreffen auch Vorarlberg
Die SeneCura-Heime wie hier jenes in Hohenems-Herrenried stehen offenbar zum Verkauf. VN/Stiplovsek

Der private Pflegeheimbetreiber ist auch in Vorarlberg mit sechs Heimen vertreten.

Text: Birgit Entner-Gerhold & Michael Prock

Schwarzach Die französische Emeis-Gruppe ist ein Milliarden-Konzern. Laut Wikipedia setzte die Gruppe (noch unter dem Namen Orpea) im Jahr 2021 2,8 Milliarden Euro um, mit rund 50.000 Mitarbeitern in mehr als zehn Ländern. Die Gruppe betreibt Pflegeheime, in Österreich unter dem Namen SeneCura. Nun könnte Emeis ihren Österreich-Ableger verkaufen, berichtet das Nachrichtenmagazin “profil”. Davon wären auch die sechs Vorarlberger Heime betroffen. Die Bürgermeister der betroffenen Orte geben sich gelassen.

In Vorarlberg gibt es 48 Pflegeheime. Sieben betreibt Benevit, sieben die Liebenau Österreich und sechs die SeneCura. Die restlichen Heime sind öffentlich organisiert, über meist gemeindenahe Firmen. In den 48 Pflegeheimen gibt es 2347 genehmigte Betten. Davon betreibt die SeneCura 411 Betten, derzeit sind 380 belegt (Vorarlbergweit 2156).

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Sonstige angezeigt.

SeneCura betreibt den Laurentius-Park in Bludenz sowie die Sozialzentren in Dornbirn, Hard, Lauterach, Hohenems und Hohenems-Herrenried. Es sind die einzigen zwei Heime in Hohenems. Ein Verkauf dürfte die Versorgungssituation aber nicht gefährden, ist Bürgermeister Dieter Egger überzeugt. “Ich gehe davon aus, dass es keine großen Veränderungen gibt. Es hat schon öfter Eigentümerwechsel gegeben. Die waren bisher aber immer unproblematisch.” Egger lobt die Zusammenarbeit und die Qualität. Im Beirat könne man sich auch immer einbringen.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.

Auch Eggers Bludenzer Kollege Simon Tschann spricht von einer ausgezeichneten Zusammenarbeit. Und er betont: “Der Standort in Bludenz ist gesichert.” Ähnlich der Bürgermeister in Lauterach, Elmar Rhomberg: “Wir haben seit 20 Jahren eine Partnerschaft. Und ich würde es heute wieder so machen.” Damals habe man sich zwischen der St. Anna Stiftung, Benevit, SeneCura oder der Möglichkeit, das Heim selbst zu betreiben, entscheiden müssen. Und die Entscheidung sei absolut richtig gewesen. Allerdings: “Wir haben ein jährliches Kündigungsrecht, dann würde die Gesellschaft an die Gemeinde übertragen. Bisher gab es aber noch nie ein Problem.”

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.

2015 wanderte SeneCura zum französischen Pflege-Konzern. Der private Heimbetreiber wird auch kritisch gesehen. Vor allem die Frage, ob ein profitorientiertes Unternehmen niedrigere Standards anlegt als ein öffentliches gemeinwohlorientiertes. Vorarlbergs Patientenanwalt Alexander Wolf sieht zumindest bei der Anzahl der Beschwerden keinen Unterschied. “Aber wir bekommen aus dem gesamten Pflegeheimbereich kaum Beschwerden”, fügt er hinzu. Im Vorjahr seien es insgesamt zehn Stück gewesen. Er gehe davon aus, dass die Zahl eigentlich höher sein könnte. “Aber viele melden sich nicht. Man hört immer wieder, dass 200 Betten nicht besetzt werden können, dass Leute keinen Heimplatz finden. Deshalb haben manche Angst, sich zu beschweren, weil sie dann Nachteile fürchten.” Landesvolksanwalt Klaus Feurstein sieht es ähnlich: “Die Heime unterliegen allen den gleichen Bestimmungen und bekommen die gleiche Förderung. Es gibt nur noch wenige Heime im Land, die von Gemeinden und Städten betrieben werden.”

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.

Bei SeneCura wollte man sich auf VN-Anfrage nicht äußern: “Bitte um Verständnis, dass wir Marktgerüchte nicht kommentieren.” Wie heikel der mögliche Verkaufsprozess ist, zeigt auch der Umstand, dass von ungewohnter Seite kein Kommentar dazu abgegeben wird. Weder Gewerkschaft noch Zentralbetriebsrat äußerten sich auf VN-Anfrage zu den Gerüchten. 

Auch in der Landesregierung ist das Thema noch nicht aufgeschlagen. “Wir haben noch keine Bestätigung erhalten”, sagt Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher. Bei Betriebsaufnahmen oder Einstellungen müsse das Land benachrichtigt werden. Das ist bisher nicht geschehen. “Persönlich glaube ich: Auch wenn es einen Betreiberwechsel geben würde, wird es am Land eher spurlos vorbeigehen.”

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.

Laut “profil” betreibt SeneCura in Österreich 19 Rehakliniken mit etwa 1850 Betten und 65 Pflegeeinrichtungen mit 5400 Betten. Die UBS schätzt das Immobilienvermögen in Österreich auf rund 460 Millionen Euro. “Emeis” kämpft noch mit Skandalen der früheren Orpea-Gruppe. Um die finanzielle Schieflage endgültig in den Griff zu bekommen, werden immer wieder Beteiligungen und Immobilien verkauft. Laut “profil” könnte die österreichische SeneCura an die slowakische Investmentgesellschaft “Penta” gehen, die schon die tschechische SeneCura-Tochter kaufte. Auch die österreichischen Unternehmen Porr und Strabag könnten unter den Interessenten sein, schreibt das Magazin.

Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.