Warum manche MRT-Geräte im Land nicht von Kassenpatienten benutzt werden dürfen

Der österreichweite Großgeräteplan und die geteilte Finanzierung verhindern, dass vorhandene Geräte auch allen zur Verfügung stehen.
Bregenz Wer in Vorarlberg eine MRT-Untersuchung benötigt, muss lange warten. Es kann schon einmal zwei Monate dauern, bis ein Termin frei wird. Zusatzversicherten geht es anders, sie erhalten teilweise noch am Tag ihres Anrufs einen Termin. Die Aufregung darüber ist seit Jahren groß. Vor wenigen Tagen fand im VN-Interview auch Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher scharfe Worte. Jetzt kontert ein Radiologe: Die Gründe seien hausgemacht, sagt er. Woran liegt es also? Eine Spurensuche.
In der Theorie verfügt Vorarlberg über genügend MRT-Geräte. Laut dem Großgeräteplan, den die Bundeszielsteuerungskommission erstellt, sollten in Vorarlberg acht MRT-Geräte für Kassenpatienten zur Verfügung stehen. In der Praxis sind es laut Plan sogar neun Stück. 2,3 Geräte pro 100.000 Einwohner, das entspricht dem Österreichschnitt. Im EU-Schnitt liegt Österreich im Spitzenfeld. Theoretisch sollten die Geräte also reichen. Praktisch nicht. Neben Wien zählt unter Experten Vorarlberg zu den Bundesländern mit den längsten Wartezeiten. Und gleichzeitig werden Kapazitäten nicht genutzt. Wie bei Herbert Vonbank, Radiologe mit eigenem Institut in Bregenz. Er hat ein Gerät für Kassenpatienten und eines für Privatpatienten. Jenes für Kassenpatienten ist voll ausgelastet, das für Privatpatienten nur zu etwa 50 Prozent. Er würde den Rest gerne mit Kassenpatienten füllen – darf er aber nicht. Die Genehmigung dazu hat er nicht bekommen, erzählt er den VN. „Unser Antrag ist vom Land abgelehnt worden.“ Insgesamt stünden 13 MRT-Geräte in Vorarlberg. Manche dürfen ausschließlich von Privatpatienten benutzt werden.

Von den acht MRT-Geräten stehen vier Geräte in den Spitälern, der Rest in privaten Praxen, je eines pro Bezirk. Jene in den Spitälern sind allerdings nicht ausgelastet. „Wir haben die Situation, dass Patienten aus Spitälern zu uns kommen für ein MRT weil sie sonst lange warten müssten“, berichtet Vonbank. Das Problem habe man schon vor zehn Jahren mit Rüscher besprochen. „Passiert ist nichts.“ Der ehemalige Gesundheitsminister Johannes Rauch kennt das Problem. „Die Teilung zwischen ambulant und stationär ist ein systematischer Schwachsinn in unserem Gesundheitssystem.“ Diese Teilung führe eben dazu, dass in ganz Österreich in den Spitälern die MRT-Geräte teilweise ab Mittag stehen, weil der interne Bedarf gedeckt ist. „Dass am Nachmittag nicht für den externen Bedarf genutzt wird, liegt an der getrennten Finanzierung.“ Für Spitäler sind die Länder zuständig, für den externen Bereich die Sozialversicherungen. Für Vonbank liegt das zudem an den Arbeitszeiten. Er öffne in der Früh und habe bis spätabends geöffnet, dazu auch samstags.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.
Dazu kommt der Personalmangel, berichtet er. „Wir haben dem Land vor vielen Jahren ein Konzept für die Ausbildung radiologischer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Vorarlberg vorgelegt. Stattdessen kooperiert man mit Tirol.“ Er bilde sein Personal jetzt selbst aus. Gesundheitsexperte Armin Fidler ergänzt: „Das ist bei vielen Großgeräten so. Auch OP-Säle stehen den halben Tag leer, weil das Personal fehlt. Es geht nicht um die Zahl der Geräte, sondern um das Personal. Es ist schade, dass die Infrastruktur nicht durchgehend benutzt wird.“ Ein neues Gerät sei auch deshalb nicht die Lösung, weil damit weiter die Nachfrage gesteigert werde.

Fidler hält zudem wie Rüscher eine zentrale Steuerung der Termine für sinnvoll. „Diese Stelle könnte auch priorisieren.“ Ein Vorschlag, dem Vonbank gar nichts abgewinnen kann. „Was soll koordiniert werden, wenn alle voll sind?“ Früher habe der Vertrauensarzt die MRT-Verschreibungen gesteuert. Diese Einrichtung sei aber abgeschafft worden. Rüscher forderte im VN-Interview zudem klare Kriterien für die Vergabe von MRT-Untersuchungen. Das würde den Druck von den Ärzten nehmen. Radiologe Vonbank hält dem eine Broschüre mit dem Titel “Orientierungshilfe Radiologie” entgegen. „Diese Kriterien gibt es längst.“

Für Ex-Minister Rauch ist klar: „Wenn wir über die Zweiklassenmedizin beim MRT sprechen, dann müssen wir über strukturelle Reformen reden.“ Der Handlungsdruck für grundlegende Reformen in diesem Bereich sei so groß wie nie. „Jetzt wäre die Gelegenheit, die geteilte Finanzierung zusammenzuführen.“ Man müsse es nur tun.