Grenzverletzende Trainer: Sportlerinnen meldeten sich bei Kinder- und Jugendanwalt

Seit 2024 gibt es die Anlaufstelle “Safe Sport”. Auch insgesamt steigen bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft die Anfragen.
Bregenz Sport findet nun auch Eingang in der Kinder- und Jugendanwaltschaft (KiJA), genauer gesagt die Sicherheit junger Sportlerinnen und Sportler. Seit 2024 ist die „Safe Sport“-Anlaufstelle in der KiJa angesiedelt, erklärt Kinder- und Jugendanwalt Christian Netzer am Mittwoch bei der Präsentation des Tätigkeitsberichts. Im vergangenen Jahr seien drei Fälle bearbeitet worden. Diese betreffen jeweils männliche Trainer, die gegenüber jungen Sportlerinnen grenzverletzend agierten. „Safe Sport“ soll junge Sportlerinnen und Sportler genau davor schützen. Die Anlaufstelle bietet Unterstützung und Beratung für Personen, die belästigt werden, Machtmissbrauch ausgesetzt oder von Gewalt betroffen sind. Die Fälle bleiben anonym. Wer grenzüberschreitende Handlungen setze, müsse aber zur Verantwortung gezogen werden, sagt Netzer. „Wichtig ist, dass jungen Menschen Schutz gewährleistet ist“, sagt der Kinder- und Jugendanwalt.
Die drei Fälle sind jeweils von jungen Frauen gemeldet worden. Die Grenzverletzungen seien in seitenlangen Chatverläufen nachzulesen gewesen, persönliche Treffen vorgeschlagen worden, etwa ein Mentaltraining im privaten Auto, berichtet Netzer.

Zahlreiche Angebote
Neben der neuen Anlaufstelle sind die Angebote der Kinder- und Jugendanwaltschaft gut bekannt und weitreichend. Die Kontakte nehmen zu und die Herausforderungen werden komplexer. Die KiJa berät und unterstützt junge Menschen in allen Angelegenheiten, vermittelt zwischen ihnen und Erziehungsberechtigten oder Schulen, unterstützt bei Behördengängen oder Verwaltungsstrafsachen. Zusätzlich ist die KiJA Opferschutzstelle des Landes, für Personen, die in ihrer Kindheit oder Jugend Gewalt in öffentlichen oder privaten Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe ausgesetzt waren. 2024 hat sie 13 Fälle bearbeitet, die sich auf Unterbringungen in Jagdberg, Au-Rehmen und der Jupident bezogen.
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“Darf diese Strafaufgabe erteilt werden?”
Daneben hat die Kinder- und Jugendanwaltschaft 406 Einzelfälle bearbeitet. Unter-14-Jährige meldeten sich hauptsächlich mit Schulthemen. „Zum Beispiel mit der Frage, ob ihnen Strafaufgaben erteilt werden dürfen“, berichtet Netzer. Auch Mobbing sei angesprochen worden. 14- bis 18-Jährige würden sich vorrangig über Strafsachen informieren, oder sich aufgrund von Konflikten mit der Kinder- und Jugendhilfe oder wegen der Scheidung der Eltern melden. Bei 18- bis 21-Jährigen drehten sich die Anfragen vorwiegend um allgemeine Rechtsfragen. Erwachsene melden sich häufig in Obsorgefragen oder bei Problemen im Bildungssystem. Hier schlage ebenfalls das Thema Mobbing auf, sagt Netzer. Und: Immer mehr Institutionen wendeten sich an die Kinder- und Jugendanwaltschaft. “Also Profis, die uns um Rat, Gespräche und Vermittlung ersucht haben. Das ist ein klares Indiz, dass Systeme an ihre Grenzen kommen.“

Den Spiegel vorgehalten
Die Themen seien komplexer geworden. „Viele Bereiche können nicht mehr so einfach durch das Elternhaus alleine gelöst werden.“ Mobbing werde längst nicht mehr durch den erhobenen Zeigefinger beseitigt. Zusammenarbeit sei gefragt, neue Fragen würden zentral, etwa: „Kann ich es durch Erziehung lösen oder brauche ich therapeutische Angebote?“ Die Welt der sozialen Medien spielt bei alledem eine wesentliche Rolle. „Stellen Sie sich vor, Sie stehen vor einem Spiegel und schauen sich selbst sehr lange an. Irgendwann finden Sie einen Fehler.“ Jungen Menschen werde ein solcher Spiegel vorgehalten. „Die Welt von außen ist immer mehr vorgegaukelt, sie können sich dem kaum entziehen und erleben alles nur in Perfektion.“ Das betrifft nicht nur die Kinder und Jugendlichen, sondern auch deren Eltern, zumal auch immer mehr „Supereltern“ in den sozialen Medien auftauchen, was den Druck auf die Familie als Ganzes erhöhe.
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Wer Kontakt mit der Kinder- und Jugendanwaltschaft aufnehmen möchte, kann dies telefonisch tun: 05522/84900 oder mittels Online-Formular