Warteliste im stationären Hospiz: “Es gibt noch die eine oder andere Lücke”

“Unser großer Wunsch wäre die Einrichtung eines Tageshospiz in Vorarlberg”, sagt Leiterin Brigitte Scheidbach. Im Palliativbereich wurde bei mobilen Teams aufgestockt.
Schwarzach Der „Letzte Hilfe Kurs“ ist weit weniger bekannt als die „Erste Hilfe“. Und so wichtig es ist, die wichtigsten Handgriffe und Vorgehensweisen als Ersthelfer zu kennen, so bedeutsam wäre es auch, sich mit der „letzten Hilfe“ auseinanderzusetzen. „Sterben muss einen Platz mitten in der Gesellschaft finden und nicht abseits, in Einsamkeit stattfinden“, sagt Brigitte Scheidbach, Leiterin des “Hospiz Vorarlberg”. Sterben ist ein Teil des Lebens. Die Zuwendung zu den Betroffenen sei maßgeblich.
Wunsch nach zwei weiteren Betten
Letzte Hilfe leistet in Vorarlberg auch der Hospiz- und Palliativbereich. „In vielen Bereichen ist die Versorgung gut gewährleistet, aber es gibt auch noch die eine oder andere Lücke“, hält Scheidbach fest. „Im Hospiz am See, dem einzigen stationären Hospiz in Vorarlberg, gibt es durchgehend eine Warteliste, auf der durchschnittlich acht Personen stehen.“ Eine Ausweitung der zehn bestehenden auf insgesamt zwölf Betten wäre daher wichtig, erklärt die Leiterin des Hospizes Vorarlberg. Vor allem aber betont sie, dass die Einrichtung eines Tageshospizes im Land sinnvoll wäre. „Durch dieses Angebot könnte es Menschen mit einer palliativen Erkrankung ermöglicht werden, länger in ihrem Zuhause im gewohnten Umfeld zu bleiben.“ Soziale Kontakte würden leichter aufrechterhalten und der soziale Rückzug verhindert, erklärt Scheidbach. „Zudem bringt ein Tageshospiz eine Entlastung für die pflegenden An- und Zugehörigen, für die niedergelassenen Ärzte, die Krankenhäuser, die Ambulanzen, da es dort eine ärztliche und pflegerische Betreuung vor Ort gäbe.“

Fehlende Heimplätze als Herausforderung
Für die Palliativversorgung ist die Krankenhausbetriebsgesellschaft zuständig. Dort erklärt man auf VN-Nachfrage, dass der stationäre Bereich zwar gut abgedeckt sei. Aber: „Eine Herausforderung sind die fehlenden Heimplätze, die sowohl die Palliativstationen als auch das stationäre Hospiz spüren.“ Die Palliativ-Betreuung in den Landeskrankenhäusern sei durch einen flächendeckenden Konsiliardienst – also einer fachärztlichen Beratung – verbessert worden. „Auch die mobilen Palliativteams wurden aufgestockt. Derzeit fahren am Dienstag und Mittwoch zwei parallele Teams vom Standort Hohenems aus, bis Ende des Jahres ist ein weiterer Ausbau mit zwei parallelen Teams von Dienstag bis Freitag vorgesehen“, berichtet eine Sprecherin der Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG). Für eine umfassende Palliativversorgung brauche es ein gut abgestimmtes Zusammenspiel unterschiedlicher Angebote und Strukturen, sagt sie außerdem. „In Vorarlberg gibt es bereits viele Initiativen und engagierte Teams, die einen wertvollen Beitrag leisten.“ Natürlich bestehe aber Entwicklungspotenzial.
Von Spenden abhängig
Das gilt auch für den Hospizbereich. Brigitte Scheidbach erinnert daran, dass die Angebote von Hospiz Vorarlberg nach wie vor von Spenden abhängig sind. “Das Hospiz- und Palliativfondsgesetz, welches seit 2022 besteht, regelt zwar die Grundfinanzierung, zusätzlich muss aber ein Teil der Kosten über Spenden eingebracht werden.”

Studien zufolge hat eine Person, die im Sterben liegt, fünf bis 15 Prozent ihrer Zeit einen Begleiter oder eine Begleiterin mit professionellem Hintergrund an ihrer Seite, erklärt Scheidbach. “Aber was ist mit der restlichen Zeit? Hier braucht es das Engagement von uns allen, etwa als Angehörige, als Freundinnen und Freunde, als Ehrenamtliche oder als mobiler Hilfsdienst.” Jeder und jede könne “Letzte Hilfe” leisten. Dafür gebe es auch den Kurs dazu. “Ein wichtiger Grundsatz ist, dass man – wie in der Ersten Hilfe – nichts falsch machen kann, außer nichts zu tun.” Denn die Betroffenen brauchen am Ende ihres Lebens vor allem eines. Zuwendung.
Spendenkonto Hospiz Vorarlberg: Sparkasse Feldkirch, AT11 2060 4031 0022 3134
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