Sterben und Tod als Teil des Lebens

Brigitte Scheidbach prägt als neue Leiterin von Hospiz Vorarlberg die Hospiz- und Palliativversorgung im Land.
Feldkirch Ihren ersten Berührungspunkt mit dem Thema „Sterben“ hatte Brigitte Scheidbach als achtjähriges Kind, als ihr Großvater zu Hause verstorben ist. „Damals wurde in unserer Familie sehr natürlich mit dem Thema umgegangen, er wurde zu Hause aufgebahrt und wir Kinder durften uns von ihm verabschieden. Da er in einem hohen Alter verstorben ist, war das zwar sehr traurig für mich, da er mir ein sehr lieber und fürsorglicher Opa war, im Familienverband war die Zeit des Abschieds und der Trauer aber dennoch gut bewältigbar“, erzählt sie. Sehr viel schwieriger und ein prägender Einschnitt war hingegen der frühe und plötzliche Tod ihres Vaters, als Brigitte Scheidbach im Teenageralter war. „Dies stellte unser Familienleben vor eine große Herausforderung, die wir – meine Mutter und meine beiden Schwestern – aber im Nachhinein betrachtet, gut gemeistert haben. Damals gab es allerdings keine psychosoziale Begleitung von außerhalb für uns, was mit Sicherheit sehr hilfreich und unterstützend gewesen wäre.“ Die 52-jährige Feldkircherin ist überzeugt, dass sie diese Erfahrungen ihren weiteren Lebensweg vorgegeben haben. „Ich denke, dass mein Blickwinkel und meine Persönlichkeit durch diese sehr einschneidende Erfahrung sehr stark geprägt wurden. Da wurde sehr wahrscheinlich der Grundstock für meine berufliche Laufbahn im Sozialbereich gelegt.“

Vielseitige soziale Arbeit
29 Jahre lang war Brigitte Scheidbach in der Arbeit mit und für Menschen mit Beeinträchtigung tätig. „Die Arbeit war sehr personenzentriert, der Arbeitsalltag geprägt von vielen persönlichen Kontakten, die ich nicht missen möchte. Ich habe diese Tätigkeit als sehr praxisbezogen erlebt und Flexibilität und Entscheidungsfreudigkeit waren an der Tagesordnung.“ Nachdem sie schon in früheren Jahren ehrenamtlich als Hospizbegleiterin tätig war, reizte sie die Nachfolge von des zwischenzeitlich pensionierten Hospiz-Leiters Karl W. Bitschnau speziell: „Ich wurde von ihm bestens auf diese Aufgabe vorbereitet. Ich durfte die Leitung eines sehr offenen und innovativen Teams übernehmen, welches den Hospizgedanken `lebt´ und ausgezeichnete Arbeit für die betroffenen Menschen leistet. Zudem hatte ich mit ihm die große Chance, von einem großartigen Visionär zu lernen, wofür ich sehr dankbar bin.“ Brigitte Scheidbach übernimmt somit die Verantwortung für die sechs regionalen Hospizteams, das Team von Hospiz für Kinder, die Kontaktstelle Trauer und das Hospiz am See, wo sie als administrative Leitung zuständig ist. Hospiz der Caritas Vorarlberg hat derzeit über 261 ehrenamtliche und 52 hauptamtliche Mitarbeiter*innen im Einsatz. „Eine weitere Aufgabe von mir ist es, im Vorstand von Hospiz Österreich aktiv zu sein, was es mir ermöglicht, über den Tellerrand zu blicken und einen wertvollen Austausch mit sehr vielen, sehr kompetenten Kolleg*innen zu führen.“

“Jeder Tag ist wertvoll”
„Durch die Arbeit bei Hospiz Vorarlberg ist mir jetzt aber nochmals bewusster geworden, dass das Leben endlich und jeder Tag wertvoll ist. Es ist ein Geschenk, wenn man in der letzten Lebensphase nicht alleine, sondern gut begleitet und umsorgt ist“, so Brigitte Scheidbach. Ausgleich findet die zweifache Mutter in der Familie sowie mit ihren Katzen. „Da kann ich entspannen und den Kopf frei bekommen. Wenn ich Urlaub habe, dann unternehme ich gerne Städtereisen, wobei ein Friedhofsbesuch immer zu meinen Reiseplänen zählt. Ich finde es sehr interessant, mich mit verschiedensten Bestattungskulturen auseinanderzusetzen.“

Zur Person
Brigitte Scheidbach
Geboren 29.10.1972
Wohnort Feldkirch
Familie verheiratet mit Christian, 1 Sohn (Philipp, 22 Jahre), 1 Tochter (Hannah, 20 Jahre)
Beruf Leiterin Hospiz Vorarlberg, davon 29 Jahre Bereich Menschen mit Beeinträchtigung (davon 27 in Leitungsfunktionen)
Hobbys Lesen, Städtereisen und unsere Katzen
Lebensmotto „Heute ist ein guter Tag, für einen guten Tag!“
