Kopf zu Kürzung bei Lehrlingsförderung: “Politisch kurzsichtig”

Politik / 06.05.2025 • 16:23 Uhr
Kopf zu Kürzung bei Lehrlingsförderung: "Politisch kurzsichtig"
Bei der Basisförderung für Lehrstellen fehlt Geld. Die Hürden, besonders für kleinere Betriebe, steigen damit, warnt WKV-Präsident Karlheinz Kopf.

WKO-Präsident Karlheinz Kopf warnt, dass eine Kürzung bei der Lehrstellenförderung das Ausbildungssystem in Vorarlberg erheblich schwächen und zu hohen wirtschaftlichen Kosten führen könnte.

Schwarzach Die Rechnung geht nicht mehr auf. Die betriebliche Lehrstellenförderung ist seit Jahren mit 280 Millionen Euro jährlich gedeckelt. Die Lehrlingseinkommen sind aber in den vergangenen zwei Jahren deutlich gestiegen. Die Wirtschaftskammer Vorarlberg (WKV) schlägt nun Alarm: 2025 und 2026 fehlen insgesamt 86 Millionen österreichweit. “In Vorarlberg fehlen in den Jahren 2025 und 2026 circa 5,2 Millionen Euro”, rechnet WKV-Präsident Karlheinz Kopf den VN vor. Ab Sommer droht eine Kürzung der Basisförderung.

Kleinbetriebe stark betroffen

Dabei ist gerade Vorarlberg stark in der Lehre, die VN berichteten. “Bislang ist es uns gelungen, eine Quote von fast 50 Prozent zu halten bei jenen 15-Jährigen, die sich für eine duale Ausbildung entscheiden”, sagt Kopf. Insgesamt befanden sich Ende des Vorjahrs 6480 Jugendliche in einem aktiven Lehrverhältnis. Mehr als 1641 Betriebe engagieren sich aktiv in der Ausbildung junger Fachkräfte. Die Basisförderung stellt dabei die zentrale Säule der betrieblichen Lehrstellenförderung dar.

Nun droht durch die mögliche Kürzung der Basisförderung eine massive Schwächung des Ausbildungssystems, sagt Kopf. Eine aktuelle Umfrage des ibw (Institut für Bildungsforschung der Wirtschaft) aus dem Frühjahr 2025 unterstreicht die Brisanz: Über die Hälfte der Betriebe würde ohne Förderungen die Lehrlingsausbildung reduzieren oder ganz einstellen. “Betroffen wären vor allem Kleinbetriebe mit weniger als 10 Mitarbeitenden”, ergänzt Kopf.

Appell an den Finanzminister

“Wer heute bei der Lehre spart, verliert die Fachkräfte von morgen – und bezahlt doppelt”, warnt Kopf. Denn während die öffentliche Hand pro Lehrling und Jahr rund 7700 Euro investiert, kostet ein Platz in der überbetrieblichen, vom AMS-geförderten Ausbildung (ÜBA) mehr als 23.000 Euro. Kopf stellt die Zahlen gegenüber: “Es gibt österreichweit nur 6000 Auszubildende in diesen Ausbildungszentren. Das heißt, das kostet allein 140 Millionen. Auf der anderen Seite kostet die Lehrstellenförderung für 100.000 Lehrlinge gut 300 Millionen.” Wenn die Kürzungen also dazu führen, dass weniger Betriebe ausbilden können und mehr junge Menschen in überbetriebliche Ausbildungen abgedrängt werden, steigen die Kosten um ein Vielfaches. “Das ist ökonomisch unsinnig, diese Förderung wegen 86 Millionen auf zwei Jahre zu schwächen. Es ist wichtig, der öffentlichen Hand vorzurechnen, dass das ein kurzsichtiges Verhalten ist. Das muss sich auch ein Finanzminister gut überlegen”, sagt der WKV-Präsident in Richtung Finanzminister Markus Marterbauer (SPÖ).

Fachkräfteoffensive

Zusätzlich generiert die betriebliche Ausbildung österreichweit Einnahmen von jährlich rund 400 Millionen Euro – vor allem durch Sozialversicherungsbeiträge, ergänzt Kopf. “Der Staat macht bei einem Lehrling – unter Berücksichtigung der Lehrlingsförderung – sogar ein Nettogeschäft.”

Die Regierung aus ÖVP, SPÖ und Neos kündigte zwar eine Fachkräfteoffensive an. “Ich orte im Moment aber eher Bemühungen, die Deckelung beizubehalten”, sagt Kopf. Der WKV-Präsident fordert: „Es braucht jetzt eine klare politische Entscheidung für die Zukunft unseres dualen Ausbildungssystems.“

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