Schutzstatus des Wolfs gesenkt. Gantner plädiert für Jagdfreigabe

Politik / 08.05.2025 • 17:18 Uhr
Schutzstatus des Wolfs gesenkt. Gantner plädiert für Jagdfreigabe
Das Exemplar im Wildpark Feldkirch hat nichts zu befürchten. Seinen wild lebenden Artgenossen könnte es aber bald ans Fell gehen. VN/Hofmeister

Die EU stufte im Eilverfahren den Schutzstatus des Wolfs herab. Nun können Staaten die Jagd zulassen. Vorarlbergs Landesrat und Österreichs Landwirtschaftskammerpräsident sind erleichtert.

Text: Michael Prock & Julia Schilly-Polozani

Straßburg, Schwarzach Das Europäische Parlament hat am Donnerstag im Eilverfahren für eine Absenkung des Schutzstatus des Wolfs von “streng geschützt” auf “geschützt” gestimmt. Bald könnten die Mitgliedsstaaten also laut EU-Kommission mehr Flexibilität bekommen: Sie können die Jagd auf Wölfe zulassen, ohne deren Schutz ganz aufzuheben. Vorarlbergs zuständiger Landesrat wäre dafür.

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Agrarlandesrat Christian Gantner (ÖVP) lobt die Entscheidung. “Die Vorarlberger Ansicht hat ein Stück weit recht bekommen. Jetzt haben wir Rechtssicherheit.” Zwar sei die Haltung immer schon gewesen, dass die jetzige Regel rechtlich in Ordnung sei. “Aber jetzt sehen das wohl noch mehr Kritiker so”, ist Gantner überzeugt. Und er fügt an: “Es ist erst der Anfang. Wir haben nach wie vor die Einzelfallprüfung. Ziel muss es sein, dass man präventiv Wölfe managen kann.” Braucht es also eine Jagdfreigabe? Gantners Antwort: “Ja, eine Jagdfreigabe.”

Auch aus der organisierten Landwirtschaft kam viel Zustimmung. Kammerpräsident Josef Moosbrugger freut sich: “Die Herabsetzung des Wolf-Schutzstatus ist ein wichtiger Schritt im Sinne unserer Alm- und Weidewirtschaft, die deutlich stärker gefährdet ist als der zu Zigtausenden in Europa umherstreifende Wolf.”

Totschnig setzte sich für Absenkung ein

Ausgangspunkt war eine eigentlich erfreuliche Entwicklung: Der Wolf kehrte in EU-Regionen zurück, in denen er seit Langem nicht mehr gesichtet wurde. Mehr als 20.000 Wölfe soll es im EU-Raum wieder geben, Populationen und Verbreitungsgebiete wachsen weiter. Gleichzeitig führte das zu Konflikten. Landwirte schilderten Risse, Tierschützer pochten auf Artenschutz. Das Thema wurde in vielen EU-Staaten zum Teil sehr emotional diskutiert. Auch Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig (ÖVP) hatte sich für die Lockerung des Schutzes eingesetzt.

Die Kommission hatte bereits im Dezember 2023 vorgeschlagen, den Schutzstatus des Wolfs zu lockern. Nach der Zustimmung der EU-Staaten im September 2024 brachte die EU einen Abänderungsantrag für die Berner Konvention ein, der im Dezember angenommen wurde. Die Mitgliedstaaten müssten weiterhin den günstigen Erhaltungszustand des Wolfs sicherstellen, reagiert das EU-Parlament auf kritische Stimmen.

ÖVP für Absenkung, Grüne dagegen

Für die Landwirte, die von Wolfsrissen betroffen sind, bessere sich mit dieser Entscheidung gar nichts, sagte der Grüne Delegationskollege Thomas Waitz: “Die Bauern werden weiterhin alleine gelassen. Es braucht nach wie vor stärkere Unterstützung für Behirtung und andere Schutzmaßnahmen. Der Wolf dient der EVP als Sündenbock und soll von ihrem Versagen im ländlichen Raum in ganz Europa ablenken.” Die ÖVP-EU-Abgeordneten Alexander Bernhuber und Sophia Kircher sehen das anders: “Der alte Schutzstatus aus dem vorigen Jahrhundert war einfach nicht mehr zeitgemäß. Jetzt haben wir mehr Rechtssicherheit für den Umgang mit Wölfen und die Entnahme von Problemtieren.” Denn der Wolf stelle eine “ernste Gefahr für unsere traditionelle Almwirtschaft und andere Kulturlandschaften” dar.

In Vorarlberg gehen die Experten davon aus, dass sich noch kein Wolfsrudel niedergelassen hat, es handelte sich bisher stets um durchziehende Wölfe. In jüngerer Zeit kam es vor allem im Bereich Walsertal immer wieder zu Sichtungen, erläutert Landesrat Gantner. Jahreszeitlich geschuldet sei es momentan ruhiger. Das kann sich aber in Zukunft ändern: “Wir stehen für die Alpsaison Gewehr bei Fuß.”

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