Termin künftig über 1450: Gesundheitshotline verändert sich

Über die Hotline 1450 sollen auch Arzttermine vergeben werden können. Ärzte sind skeptisch.
Bregenz Es ist 21 Uhr abends, das Kleinkind hat plötzlich Schmerzen und schreit. Was ist zu tun? Zu Hause bleiben und abwarten? Ins nächste Spital fahren? Oder hat eine Kinderarztpraxis in der Nähe Notdienst? In solchen Fällen kann die telefonische Gesundheitsberatung 1450 helfen. Die Hotline ist rund um die Uhr erreichbar und soll Anrufende bei Bedarf an die geeignete Stelle verweisen. Aktuell unterscheidet sie sich je nach Bundesland. In Vorarlberg ist ein Team der Rettungs- und Feuerwehrleitstelle aus diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegekräften im Einsatz. Nun will die Bundesregierung die Hotline österreichweit vereinheitlichen und erweitern. Erste Ausbauschritte sind 2026 geplant. Künftig sollen Terminservices, Videoberatung und digitale Rückrufe dazukommen.
Über 20.930 Anrufe
Im vergangenen Jahr verzeichnete das Land 20.936 Beratungen über 1450, wie Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) den VN mitteilt. 25 Prozent der Anruferinnen und Anrufer wurde geraten, einen niedergelassenen Arzt für Allgemeinmedizin aufzusuchen, 20 Prozent an den kurativen Bereitschaftsdienst in der Nacht verwiesen, 14 Prozent an ein Krankenhaus. Zehn Prozent sollten ihre Beschwerden selbst versorgen. Die restlichen Fälle teilten sich etwa auf Kategorien wie Wochenendbereitschaftsdienst, niedergelassener Kinderarzt, Notfalleinsatz, Beratungsdienste und niedergelassene Fachärzte auf.
Im Land ist der Ausbau von 1450 im Rahmen der Spitalsreform angedacht: Die Hotline soll um Videokonsultationen und eigene Terminservicestelle ergänzt werden. Eine Sprecherin von Rüscher erläutert, dass dies in Abstimmung mit der Bundebene geschehe, möglicherweise gelinge es aber schon schneller. Die Entscheidung über die Ausgestaltung soll bis Ende 2025 vorliegen.
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Burkhard Walla, Präsident der Vorarlberger Ärztekammer, bezeichnet die 1450 grundsätzlich als gute Erfindung. Eine niederschwellige Anlaufstelle, die steuere, wo Patientinnen und Patienten im Gesundheitssystem landen, sei angesichts voller Spitalsambulanzen und einem niedergelassenen Bereich, der aus allen Nähten platze, im Sinne der Ärztinnen und Ärzte. “Wie effizient die Geschichte ist, muss man allerdings hinterfragen.” Eine Studie aus der Steiermark zeige, dass die Entlastung sehr gering sei. In Vorarlberg dürfte die Lage ähnlich ausschauen, glaubt Walla. Die Zahlen in den Ambulanzen und im niedergelassenen Bereich gingen weiterhin steil nach oben.
Wie die Terminvergabe über 1450 aussehen könnte, ist noch nicht klar. Im Wahlkampf forderte die SPÖ noch eine Termingarantie bei Fachärztinnen und Fachärzten innerhalb von 14 Tagen.

Eine solche Garantie ist auch weiterhin nicht vorgesehen, erklärt ein Sprecher von Gesundheits-Staatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). “Ziel ist jedoch, durch die bessere Steuerung über 1450 die Wartezeiten zu verkürzen und eine rasche Versorgung zu ermöglichen – insbesondere bei medizinisch dringlichem Bedarf.” Die Hotline soll als zentrale Plattform für medizinische Terminvereinbarungen dienen, vor allem für wohnortnahe Erstversorgungsangebote wie Primärversorgungseinheiten oder Ambulanzen.
Sensible Terminvergabe
Ärztekammerpräsident Walla bezeichnet die Terminvergabe als sehr sensibel. Ein Service über 1450 könne nur in Kooperation mit der Ärzteschaft entwickelt werden. Der niedergelassene Bereich im Land verfüge zudem bereits über ein Dringlichkeitssystem. Fachärzte stellen zusätzliche Termine zur Verfügung, die von Hausärzten in dringenden Fällen gebucht werden könnten. “Man kann sich überlegen, ob so etwas mit 1450 möglich wäre.” Es brauche allerdings auch die entsprechenden ärztlichen Ressourcen.