Ungewisse Zukunft für Gratis-Verhütung

der Pille oder Minipille (42 Prozent), mit Kondom (40 Prozent) oder einer Spirale (17 Prozent). APA/DPA
Pilotprojekt in Vorarlberg: Rund 2000 Frauen und Mädchen nehmen teil. Wie es weitergeht, ist unklar. Nur noch wenige Neuaufnahmen.
Bregenz, Wien Die Hälfte der Frauen in Österreich trägt die Kosten für sexuelle Verhütung allein. Wäre sie gratis, würden rund 37 Prozent ihr Verhütungsverhalten ändern, etwa überhaupt erst damit beginnen, anders oder häufiger verhüten. Das ist im aktuellen Verhütungsbericht aus dem vergangenen Jahr zu lesen. 2024 war auch der Start für ein Pilotprojekt zur Gratis-Verhütung für Frauen in Vorarlberg, damals noch unter dem früheren Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne). Rund 2000 Frauen und Mädchen machen mit, wie das Fraueninformationszentrum femail informiert. Ein Drittel hat bereits das Verhütungsmittel der Wahl bekommen. Lea Putz-Erath, Geschäftsführerin von femail, spricht von einem Erfolgsprojekt. Aktuell ist die Teilnahme aber begrenzt, wie es nach 2026 weitergeht, ist überhaupt offen.
Start im Oktober
Ziel sei es, Verhütung und Verhütungsberatung für Mädchen und Frauen in ganz Österreich langfristig kostenlos zur Verfügung zu stellen, sagte Rauch im vergangenen Jahr, die VN berichteten. Mit dem Pilotprojekt, das den Namen „INVVO – Informiert Verhüten in Vorarlberg“ trägt, sollten Daten gesammelt werden. Im vergangenen Oktober ging es los. Zielgruppe sind Frauen zwischen 14 und 45 Jahren. Die Projektteilnehmerinnen bekommen das von ihnen gewünschte Verhütungsmittel gratis. Pille, Kondome, Hormonring oder Drei-Monatsspritze erhalten sie für ein Jahr. Bei Spirale oder Hormonimplantat bezahlt der Bund Produkt und Einsetzung.

Mittlerweile gibt es schon mehr Interessentinnen, als tatsächlich unterstützt werden können. “Für die Forschung haben wir die notwendige Grundgesamtheit erreicht. Mit den restlichen Mitteln, die zur Verfügung stehen, bevorzugen wir nun Personen aus vulnerablen Zielgruppen, etwa armutsgefährdete oder sehr junge Frauen”, sagt Putz-Erath. In den nächsten Wochen würde an jene, die schon Teil des Projekts sind, ein Fragebogen für einen Zwischenbericht ausgeschickt.
Bis 2026 stellt das Gesundheitsministerium 950.000 Euro zur Verfügung, für die Umsetzung sind femail und das AKS zuständig. In der Altersgruppe von 20 bis 24 Jahren bestand das größte Interesse am Projekt, erläutert Putz-Erath. Darauf folgten Frauen im Alter von 25 bis 29 Jahren. Was das gewünschte Verhütungsmittel angeht, erklärt die femail-Geschäftsführerin: “Viele Frauen wechseln durch das Projekt auf ein Langzeitverhütungsmittel wie Spirale oder Implanon.”
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Zunächst bekommen Interessentinnen eine persönliche Einladung ins Fraueninformationszentrum. Dort erhalten sie Informationen über die Begleitstudie der Gesundheit Österreich GmbH. Expertinnen klären offene Fragen, gemeinsam wird ein INVVO-Pass ausgefüllt. Das Angebot einer psychosozialen Beratung ist freiwillig möglich. In der Folge geht es zum Gynäkologen, der das gewünschte Verhütungsmittel verschreibt.
Bisher haben sich Putz-Erath zufolge drei Hauptgründe für die Teilnahme abgezeichnet: Erstens wollten die Frauen die Forschung unterstützen, um das Thema Verhütung als Gesundheitsleistung voranzubringen, zweitens das Risiko abfedern, sollte ein Langzeitverhütungsmittel doch nicht passen und nach wenigen Monaten wieder entfernt werden müssen. Drittens kommen finanzielle Gründe infrage.
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“Sinnvolles Angebot”
Noch ist ungewiss, wie die Zukunft des Projekts nach 2026 aussieht. “Ziel ist, herauszufinden, ob und wie sich das Modell auch auf andere Regionen übertragen lässt”, sagt ein Sprecher von Gesundheitsstaatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). Erste Ergebnisse der wissenschaftlichen Untersuchung würden Ende 2025 erwartet. “Wie es danach weitergeht, hängt wesentlich von dieser Evaluierung ab. Klar ist: Ein dauerhaftes, niederschwelliges Angebot zur Verhütungsberatung wäre aus Sicht der sexuellen und reproduktiven Gesundheit absolut sinnvoll.” Ob und wie das möglich sei, müsse dann bewertet werden, auch unter Berücksichtigung der budgetären Rahmenbedingungen.
