Vorarlberger Kälber in Ägypten: Liste soll Herkunft der Tiere belegen

Tierschützer kritisieren Land. Realität werde ausgeblendet.
Schwarzach Aus Vorarlberg stammende Kälber, die von Spanien aus nach Ägypten verschifft werden: Eine Recherche von Tierschützern hat hohe Wellen geschlagen. Das Land kann die Angaben nicht nachvollziehen, die VN berichteten. Mit Ausnahme der Schweiz und Liechtenstein würden von Vorarlberg aus überhaupt keine Drittlandesexporte von Kälbern und Rindern abgefertigt. Die Plattform „The Marker“ kritisiert die Argumentation und verweist auf Dokumente, welche die Herkunft der genannten zwei Kälber nachweisen sollen. Die Realität grenzüberschreitender Transporte werde ausgeblendet, lautet die Kritik.
“Immer das gleiche Spiel”
„The Marker“ erwähnt in diesem Zusammenhang offizielle Transportdokumente des Schiffes „Atlantic Rose“ und Ohrmarkenabfragen aus der AMA-Rinderdatenbank. Sie sollen belegen, dass die beiden Tiere aus Mellau und Lochau nach Spanien transportiert und zu einem späteren Zeitpunkt von dort aus weiter nach Ägypten verschifft wurden. Sie dürften allerdings über Zwischenhändler nach Spanien gekommen sein, worüber das Land keine Kenntnis hat.
Tobias Giesinger, Gründer der Plattform, kritisiert gleichwohl: “In Vorarlberg ist es immer das gleiche Spiel: Zuerst heißt es, die Informationen stimmen nicht. Und wenn wir Beweise vorlegen, wird behauptet, das liegt nicht mehr in der Verantwortung des Landes.”

“The Marker” hatte die Ergebnisse der Recherche gemeinsam mit der deutschen “SOKO Tierschutz” am Wochenende präsentiert: Demnach verfolgte ein Team im April einen Transport mit wenigen Wochen alten Kälbern, auch aus Österreich, ab einer Sammelstelle in Bayern. Dieser führte den Angaben zufolge über 1400 Kilometer nach Nordostspanien. Insgesamt soll die Fahrt 22 Stunden gedauert haben. In Spanien kamen die Tiere demnach zu verschiedenen Mastbetrieben im Landesinneren. Die Tierschützer berichteten von schlechten Bedingungen in besuchten Masthallen: Das Team habe “kranke, sterbende und tote Tiere” dokumentiert.
Außerdem sollen manche österreichischen Kälber später nach der Mast über den Hafen Tarragona bis nach Nordafrika oder den Nahen Osten verschifft worden sein. Darunter waren den Angaben zufolge eben auch die zwei Tiere aus Mellau und Lochau. Giesinger sagte am Sonntag zu den VN, dass ihr Ziel Ägypten gewesen sei. In diesen Ländern sei die Schlachtung ohne Betäubung normal.
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Das Land wollte sich daraufhin auf VN-Anfrage nicht im Detail zu den Aussagen der Tierschützer äußern. „Wir bitten um Verständnis, dass wir zu Angaben, deren Herkunft nicht eindeutig verifiziert sind und deren rechtmäßige Entstehung nicht zweifelsfrei feststeht, keine Stellung nehmen können”, erläuterte ein Sprecher von Agrarlandesrat Christian Gantner (ÖVP). Aus offiziellen Aufzeichnungen gehe nicht hervor, dass Kälber aus den genannten beiden Gemeinden in ein Drittland verbracht worden sind. Den Angaben zufolge wurde 2024 und 2025 auch kein Kalb aus Lochau nach Spanien transportiert.
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Zahl der Exporte gesunken
Über mögliche Zwischenhändlern konnte sich der Sprecher nicht äußern. Die dem Land gesichert vorliegenden Daten dokumentierten, wohin ein Tier von aus Vorarlberg transportiert würden. Wo es nach mehreren Besitzern und oft auch mehreren Monaten und Jahren lande, liege nicht im Informationsbereich des Landes. Überdies verwies er darauf, dass die Kälberexporte in den letzten Jahren deutlich gesunken sind: Im Jahr 2024 gingen sie demnach im Vergleich zu 2018 um 41 Prozent zurück; ein Trend, der sich heuer fortsetze.