Regierung stärkt mentale Gesundheit von Kindern – mit einem Haken

Die Zahl der Schulpsychologen wird verdoppelt. Auch beim ifs in Vorarlberg nimmt man eine steigende Nachfrage an Unterstützung wahr.
Wien Der Amoklauf in einer Schule in Graz hat es schmerzhaft vor Augen geführt. Es sei wichtig, die mentale Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen zu stärken, sagte Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos). Mit drei Punkten will die Regierung das erreichen, wie Wiederkehr im Rahmen einer Pressekonferenz informierte. Diese Maßnahmen wurden – trotz rigiden Sparpakets – bereits im Ministerrat beschlossen. In Vorarlberg müssen hingegen Sozialträger, die auch Kinder und Jugendliche in dem Bereich unterstützen, heuer massiv einsparen.
Auch am Institut für Sozialdienste (ifs) steigt der Bedarf sowohl in den Beratungsstellen als auch bei der Schulsozialarbeit. “Wir haben aber das große Glück, dass das Land bei der Schulsozialarbeit ausbaut”, sagt Dominik Meusburger, Leiter des Bereichs Schulsozialarbeit beim ifs. Der Zulauf sei hoch. Die großen Themen sind Konflikte des Miteinanderlebens, sagt Meusburger: “Eine Streitkultur hat man ein bisschen verlernt. Ich habe das Gefühl, dass das Miteinanderreden und Konflikte klären durch die Pandemie gelitten haben.” Doch auch Ängste hätten zugenommen, sagt der Sozialarbeiter: “Wir sehen Existenzängste, Ängste in der Schule bis hin zu Angststörungen.”
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.
Doppelt so viele Schulpsychologen
Zudem würden sich immer mehr Lehrpersonen an das ifs wenden, die mit psychischen Auffälligkeiten von Schülerinnen und Schülern konfrontiert sind. Zuletzt machten Direktoren und Lehrpersonen im Rahmen einer Petition darauf aufmerksam, dass die Assistenzstunden nicht ausreichen, die VN berichteten.
In einem anderen Bereich wird aufgestockt. Knapp 1,2 Millionen Kinder besuchten 2024 in Österreich die Schule. Dagegen gibt es aktuell 190 Planstellen für Schulpsychologinnen und -psychologen. Das bedeutet, dass ein Psychologe mehr als 6000 Kinder betreut. Hier will die Bundesregierung ansetzen und die Planstellen ab 2026 zumindest verdoppeln.
Es sei richtig und wichtig, dass auch die Schulpsychologie ausgebaut wird, sagt Meusburger. Aber: “Zu bedenken ist, dass es in der Theorie gut klingt. Aber durch den Fachkräftemangel haben wir einfach zu wenige Psychologinnen und Psychologen.” In der Praxis seien schon jetzt nicht alle Stunden besetzt. “Daher ist die Frage, ob es nicht sinnvoller wäre, etwas auszubauen, wo man auch Ressourcen anzapfen kann. Hier kann die Schulsozialarbeit einen Beitrag leisten – auch präventiv.“ Beim ifs bekommt man trotz hohen Andrangs in akuten Situationen und für Erstgespräche in der Kinder- und Jugendberatung sehr zeitnahe Termine und in der Schulsozialarbeit genauso bzw. teilweise sofort.
Laut Wiederkehr sei es aktuell kein Problem, die Stellen der Schulpsychologie zu besetzen, wie er nach dem Ministerrat auf Nachfrage meinte. “Die Attraktivierung der Schulpsychologie ist im Rahmenprogramm der Regierung verankert. Da kann Geld ein Thema sein”, räumte Wiederkehr aber ein.
Workshops und Exitgespräche
Zusätzlich will Schwarz-Rot-Pink die Mittel für externe Workshops auf vier Millionen Euro pro Jahr verdoppeln. Damit werden Angebote zum Thema Extremismusprävention bezahlt, künftig kommen Workshops zu “Psychosoziale Unterstützung und Mental Health” hinzu. Weiters soll es verpflichtende “Exit-Gespräche” für Schüler und Eltern geben, um frühzeitigen Schulabsentismus und Schulabbruch zu verhindern.