Viel mehr teilnehmende Kinder, auch in Vorarlberg: Verpflichtende Sommerschule mit einigen Fragezeichen

Politik / 21.08.2025 • 10:43 Uhr
Bald geht es wieder los mit der Schule. Noch immer sind Lehrerstellen unbesetzt.  APA
Die Sommerschule findet in den letzten beiden Ferienwochen statt. Für viele Kinder soll das bisher freiwillige Angebot 2026 verpflichtend werden. APA/Manhart

Es ist ungewiss, ob sich genug Lehrpersonen melden. Die Bundesregierung stellt auch für sie eine Pflicht in den Raum.

Schwarzach In Vorarlberg geht es am Montag los mit der Sommerschule. In den letzten beiden Ferienwochen wiederholen und vertiefen Schülerinnen und Schüler Lerninhalte, um sich auf den Schulstart vorzubereiten. 1848 Kinder sind heuer angemeldet. Bald werden es deutlich mehr sein: Denn die Bundesregierung hat für kommendes Jahr angekündigt, dass die Sommerschule für jene verpflichtend sein soll, die nicht gut genug Deutsch sprechen. Im letzten Schuljahr waren das in Vorarlberg über 2000 Kinder. Bisher ist aber noch vieles rund um die Neuerung ungewiss, zum Beispiel, ob es genügend Lehrpersonen gibt. Auch für sie steht eine Verpflichtung im Raum. Pflichtschullehrervertreter Alexander Frick hält das für den falschen Weg.

Deutlicher Anstieg

Neos-Chefin und Außenministerin Beate Meinl-Reisinger hatte das Ansinnen zuletzt in Interviews angekündigt. Es ist im schwarz-rot-pinken Regierungsprogramm enthalten. Österreichweit haben bisher rund 17 Prozent der etwa 49.000 außerordentlichen Schülerinnen und Schüler das freiwillige Angebot genutzt. Den Status als außerordentlicher Schüler bekommen Kinder, die aufgrund der Sprache dem Unterricht nicht ausreichend folgen können. Nächstes Jahr könnten sich die Sommerschul-Teilnehmer laut Bildungsministerium auf über 70.000 fast verdoppeln.

Viel mehr teilnehmende Kinder, auch in Vorarlberg: Verpflichtende Sommerschule mit einigen Fragezeichen
Neos-Chefin und Außenministerin Beate Meinl-Reisinger argumentierte mit der Förderung der Sprachkompetenz. APA/Hochmuth

Insgesamt hat es in den letzten Jahren in Vorarlberg schon immer mehr Anmeldungen an der Sommerschule gegeben, wie Zahlen der Bildungsdirektion zeigen: 2023 haben 1613 Schülerinnen und Schüler im Land eine Sommerschule besucht, im Vorjahr waren es 1682. Heuer werden es 1848 Kinder sein. Davon sind 270 außerordentliche Schülerinnen und Schüler, rund 14,6 Prozent. Insgesamt gab es im vergangenen Schuljahr 2024/2025 2100 außerordentliche Schülerinnen und Schüler. In dieser Größenordnung wäre der Zuwachs an der Sommerschule also auch hierzulande beträchtlich.

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Vorarlbergs Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP) sieht die Sommerschule als wertvolle Unterstützung, gerade für außerordentliche Schülerinnen und Schüler. Details zur verpflichtenden Teilnahme seien aber noch offen, gab die Landesrätin zu bedenken. „Dafür braucht es zunächst den politischen Beschluss in der Bundesregierung sowie klare gesetzliche Grundlagen.“ Erst dann könne mit den Vorbereitungen begonnen werden.

Viel mehr teilnehmende Kinder, auch in Vorarlberg: Verpflichtende Sommerschule mit einigen Fragezeichen
Bildungslandesrätin Schöbi-Fink betont, dass die Auswirkungen auf Eltern und Schüler im Blick behalten werden müssen. VN/Steurer

Bisher ist lediglich bekannt, dass es Einstufungen in ungenügende und mangelhafte Sprachkenntnisse geben soll. Auch wird nicht jede Schule mit außerordentlichen Schülern automatisch Schulstandort. Fraglich bleibt, ob es überhaupt genügend Lehrpersonen gibt. Bildungsminister Christoph Wiederkehr (Neos) erklärte im APA-Interview, dass Lehrerinnen und Lehrer notfalls auch verpflichtet werden könnten. Er äußerte aber Zuversicht, dass sich genug Personen für das neue Sommerschulmodell melden. Heuer sind in Vorarlberg 206 Pädagogen und 67 Lehramtsstudierende an 66 Standorten im Sommerschuleinsatz.

Alexander Frick Pflichtschullehrervertreter
Alexander Frick ist Personalvertreter der Pflichtschullehrerinnen und -lehrer in Vorarlberg.

Lehrervertreter Frick sieht die Pläne überhaupt kritisch. Ihm zufolge wäre es sinnvoller, vor dem Schuleintritt anzusetzen. “Es braucht mehr Ressourcen in der Elementarpädagogik, damit die Kinder Deutsch lernen und mit entsprechenden Sprachkenntnissen in die Volksschulen kommen.” Gerade jene, die hierzulande geboren sind, aber nicht ausreichend gut Deutsch sprechen, müssten früher abgeholt werden.

Frick pocht außerdem darauf, dass Lehrpersonen nicht für die Sommerschule verpflichtet werden. “Für Lehrerinnen und Lehrer muss die Sommerschule freiwillig bleiben.” Alles andere hält er für unrealistisch. Fänden sich nicht genug Pädagogen, wäre es aus seiner Sicht besser, die Bedingungen attraktiver zu machen. Wer in der Sommerschule unterrichtet, bekommt nach der aktuellen Regelung entweder rund 60 Euro pro Stunde oder muss im kommenden Schuljahr eine Stunde weniger unterrichten.

Sommerschule in Vorarlberg

Nach Angaben der Bildungsdirektion besuchen heuer 1848 Kinder eine Sommerschule, davon sind 270 außerordentliche Schülerinnen und Schüler. Es gibt 66 Standorte im Land. 206 Lehrpersonen und 67 Lehramtsstudentinnen und -studenten sind im Einsatz.