In Lech schneit es rote Zahlen

Politik / 11.07.2025 • 18:00 Uhr
Frühjahrsskilauf
Lech will sich weiter als Nobelskiort positionieren. Lech-Zürs Tourismus

Rechnungshofprüfung zeigt mangelnde Kontrolle und finanzielle Schieflage am Arlberg auf. Inklusive großzügiger Prämien und einer Mietwohnung, die sich der Geschäftsführer für 140.000 Euro renovieren ließ.

Lech, Bregenz Skifahren, Luxus, prominente, internationale Gäste . . . Geld spielt in Lech oft keine Rolle. Laut Rechnungshof saß auch bei der Lech-Zürs Tourismus GmbH das Geld eher locker. Er hat sich die Finanzen der gemeindeeigenen Organisation angesehen – und einiges gefunden. So hat sich die GmbH in den vergangenen Jahren immer stärker verschuldet, blieb zugleich aber großzügig. Die Prüferinnen und Prüfer sprechen von großzügige Prämien, einer aufwendig sanierten Mietwohnung, einem ausgezeichneten Dienstvertrag, fehlender Kontrolle und fehlender Kommunikation. Lechs Bürgermeister Gerhard Lucian gelobt Besserung: Die Empfehlungen werden umgesetzt.

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Die Lech-Zürs Tourismus GmbH schreibt tiefrote Zahlen. Im Prüfzeitraum von 2019 bis 2023 steht jedes Jahr ein Verlust. Zuletzt, in der Wintersaison 2022/2023 machte das Minus fast 1,5 Millionen Euro aus. Das hängt einerseits stark mit Corona zusammen, erklärt die stellvertretende Landesrechnungshof-Direktorin Karin Jenny-Url. Andererseits aber eben auch mit dem, wie gewirtschaftet wird. Sie spricht etwa von einer “verhältnismäßig hohen Investition in eine gemietete Personalwohnung für den Geschäftsführer.” Allein die Tischlerküche für die Wohnung hat 40.000 Euro gekostet. Zudem seien großzügige Leistungsprämien in Gesamthöhe von 200.000 Euro ausbezahlt worden, zwei Drittel davon an drei Personen. Der Bericht zeigt weiters, dass die Veranstaltungen durchwegs mehr Geld gekostet als gebracht haben.

Rund 40 Prozent der Ausgaben der GmbH entfallen auf Veranstaltungen. Beim “Weißen Ring” blieb im Prüfzeitraum jeweils ein Minus zwischen 11.000 und 131.000 Euro – in vier Jahren zusammen 345.000 Euro. Auch das Tanzcafé Arlberg (-328.000 Euro), “Impact Lech” (-229.000 Euro) und der Mediengipfel (-167.000 Euro) kosteten mehr als sie finanziell einbrachten. Die “Arlberg Classic Rally” erzielte im Prüfzeitraum hingegen 30.000 Euro Einnahmen. Dass aus Spargründen einige Veranstaltungen infrage gestellt werden, sieht der Rechnungshof positiv – vermisst aber strukturelle Änderungen.

Bürgermeister Gerhard Lucian baut auf den neuen Chef der GmbH. Er werde sich die Veranstaltungen sicherlich genau ansehen und verschiedene Bereiche strukturell neu aufsetzen. Der angesprochene neue Chef, Christoph Brunner, stimmt auf VN-Anfrage überein: “Neben strukturellen Anpassungen nach innen müssen wir den Tourismus auch weiterentwickeln.”

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Er und Bürgermeister Lucian erläutern zudem, dass die Struktur des Tourismusbeirats geändert wird. Der Rechnungshof kritisiert nämlich dessen Zusammensetzung; ihm würden sowohl operative als auch kontrollierende Eigenschaften zugeordnet. Lucian erklärt, dass die Gemeinde einen eigenen Tourismusausschuss einsetzen wird, damit die Gemeinde den Tourismusbeirat und damit die GmbH besser kontrollieren kann und umgekehrt besser informiert ist. Dies sei ihm schon lange ein Anliegen.

Der Rechnungshof fand weitere Mängel: Zwei exemplarisch geprüfte Direktvergaben seien nicht gesetzeskonform erfolgt. Und viele Überweisungen hätte eine Person allein durchführen können – ohne Vier-Augen-Prinzip. Insgesamt sprach er 31 Empfehlungen aus.

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Und dann wären eben jene Kritikpunkte, die den ehemaligen Geschäftsführer Hermann Fercher betreffen. Sein Vertrag mit einer Abfertigung von 18 Monatsgehältern und einer einjährigen Kündigungsfrist seien vor seiner Zeit abgeschlossen worden, sagt Lucian. Fercher selbst spricht davon, dass sich der Vertrag im Jahr 2016 an den üblichen Standards der Industrie orientiert habe. Klar ist: So einen Vertrag aufzulösen, kostet Geld. Laut Rechnungshof über 400.000 Euro.

Nebeneffekt der langen Kündigungsfrist: Fercher darf mit seiner Familie noch bis September in seiner teuer renovierten Mitarbeiterwohnung bleiben. Sie sei seit September 1998 von acht verschiedenen Familien bewohnt worden, argumentiert Fercher. Darum sei sie renovierungsbedürftig gewesen, was dem Nachfolger jetzt zugutekomme. Er selbst kehrt Lech im Herbst den Rücken und zieht zurück nach Hall in Tirol, berichtet er den VN. Er wird sich selbstständig machen; als Berater für Hotels und Tourismusorte.

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