Von Lech Zürs Tourismus zu den Luxusmessen – für die Hotels der alten Chefs

Politik / 18.07.2025 • 14:30 Uhr
Von Lech Zürs Tourismus zu den Luxusmessen – für die Hotels der alten Chefs
Bürgermeister Gerhard Lucian hat sich im Oktober von Tourismusdirektor Hermann Fercher getrennt, seine Familie aber nicht. VN

In seiner Freistellung baut sich Fercher seine berufliche Zukunft auf, ehemalige Arbeitgeber zählen zur Kundschaft. Kritiker sprechen zumindest von einem “Gschmäckle”.

Lech An sich könnte Hermann Fercher seinen Urlaub genießen: Der frühere Geschäftsführer von Lech Zürs Tourismus wurde mit Jänner bei vollen Bezügen freigestellt, seine Kündigungsfrist läuft im Herbst aus. Statt sich zurückzulehnen, traf man Fercher zuletzt aber in Singapur oder Dubai an, um dort die noch junge “Arlberg Luxury Selection” zu bewerben – und sorgt damit gerade am Arlberg auch für Irritationen.

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Einerseits ist Fercher zwar freigestellt, aber faktisch noch in Lohn und Brot bei Lech Zürs Tourismus. Man könnte hier einen Interessenkonflikt hineinlesen, der bei den meisten Dienstverträgen durch ein Konkurrenzverbot untersagt wird. Andererseits fällt bei der Auswahl der beworbenen Hotels auf, dass das Gros eng mit Ferchers bisherigem Werdegang verknüpft ist: Etwa das Burghotel der Familie Lucian, in dem Bürgermeister Gerhard Lucian zwar das operative Geschäft an die nächste Generation weiterreichte, aber dennoch weiterhin als Co-Geschäftsführer fungiert.

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Ein anderer Hotelbetreiber erklärte gegenüber den VN, dass Fercher auf ihn zugekommen sei. Das Angebot war, auf den drei Luxus-Messen präsentiert zu werden, man sehe das als spannendes Experiment. Die Entscheidung sei unabhängig von politischen Überlegungen getroffen worden und habe nichts mit den Veränderungen bei Lech Zürs Tourismus zu tun, versichert der Hotelier auch künftig den Wunsch nach einer guten Zusammenarbeit. Fercher selbst war für die VN nicht erreichbar.

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Kundenliste mit “Gschmäckle”

Eine Starthilfe für einen geschätzten Mitarbeiter, den man aufgrund des Drucks verschiedener Seiten zwei Jahre vor der Pensionierung schicken musste, obwohl man eigentlich nicht wollte? Diesen Eindruck hat zumindest Thomas Eggler, der mit “Unser Dorf” in der Opposition der Gemeindepolitik ist und vor der jüngsten Wahl ebenfalls dem Tourismusbeirat angehörte. Für ihn ist es nur die Spitze des Eisbergs, angesichts der bisherigen Geschichte: Tiefrote Zahlen und Schulden in Millionenhöhe prägten das gemeindeeigene Tourismusbüro seit 2019, hinzu die Dauerdebatte um die Lechwelten und deren Vermarktung. Im Tourismusbeirat drehte sich der Wind gegen Fercher, im Oktober wurde eine einvernehmliche Lösung gefunden. Statt wie angekündigt bis Herbst 2025 dem Tourismusbüro und seinem eigenen Nachfolger zur Verfügung zu stehen, räumte Fercher mit Jänner das Büro. Er wolle sich aus dem Spiel der politischen Kräfte ziehen, begründete Fercher den voreiligen Abschied. Passiert ist das offensichtlich nicht.

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Der im Juli präsentierte Bericht des Landesrechnungshofs zu Lech Zürs Tourismus spricht neben anderer Kritik von Auflösungskosten des noch unter Bürgermeister Muxel geschlossenen Vertrags von 400.000 Euro. Eggler macht keinen Hehl daraus, dass er den Vorteil der Gemeinde aus der einvernehmlichen Lösung gegenüber einer zeitgerechten Kündigung nicht sieht. Mit der Freistellung und den so nun offenbar möglichen Nebentätigkeiten sei man Fercher sehr entgegengekommen, ohne einen offensichtlichen Nutzen für die Gemeinde Lech. Statt im Büro die Übergabe zu begleiten, arbeitet Fercher mit den ehemaligen Dienstherren an seinem neuen beruflichen Standbein, während er von der Gemeinde weiter bezahlt wird. “Eine sonderbare Konstellation, die ein ‚Gschmäckle‘ hinterlässt”, fasst Eggler die Sachlage zusammen.

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Ein Gschmäckle, das man in der Gemeindestube nicht wahrnimmt. “Mein Sohn und meine Schwiegertochter haben den Betrieb komplett übernommen”, betont Bürgermeister Gerhard Lucian. Hier sei er weder involviert noch werde er konsultiert, dafür gebe es auch keine Notwendigkeit. Entsprechend will er davon nichts gewusst haben. “Für mich war das Thema erledigt”, verweist er auf die einvernehmliche Lösung. Ob aber seine Tätigkeit rund um die Luxury Selection mit dieser vereinbar ist, lasse Lucian derzeit noch prüfen. Das Ergebnis stehe aber noch aus.