Wiens Interesse an den Bregenzer Festspielen so gering wie lange nicht mehr

Kultur / 15.07.2025 • 06:00 Uhr
Wiens Interesse an den Bregenzer Festspielen so gering wie lange nicht mehr
Landeshauptmann Markus Wallner und Bundespräsident Alexander Van der Bellen sind Fixpunkte in der Gästeliste der Bregenzer Festspiele. Aus Wien erwartet man heuer weniger Gäste als in den vergangenen Jahren. VN/Hartinger

Mindestens vier Bundesminister, außerdem Staatssekretäre gemeinsam mit Kanzler oder Vizekanzler: An ein solches Aufgebot gewöhnte man sich in Bregenz. Heuer wird es überschaubarer.

Bregenz Auf dem Vorplatz der Bregenzer Festspiele dürfen die Zaungäste wieder hohen Besuch aus Wien erwarten: Neben Bundespräsident Alexander Van der Bellen werden sich auch Bundeskanzler Christian Stocker, Vizekanzler und Kulturminister Andreas Babler sowie Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig und Staatssekretär Sepp Schellhorn einfinden. Zwar darf man sich in Bregenz nicht jedes Jahr über den Bundeskanzler und seinen Vize gleichzeitig freuen, doch in den vergangenen Jahren war die Liste meist länger.

Zwei fixe Besucher aus Wien

Der Bundespräsident nimmt jedes Jahr die Ehre wahr, die Bregenzer Festspiele zu eröffnen. 2016 mussten die Vorarlberger jedoch bangen: Aufgrund der Wiederholung der Stichwahl zum Bundespräsidentenamt war die Hofburg unbewohnt. Daher galt die Präsidentin des Nationalrats Doris Bures als Staatsoberhaupt – und nahm ihre repräsentative Rolle im Festspielhaus wahr.

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Auch das für Kulturagenden verantwortliche Regierungsmitglied darf man getrost als Fixstarter zählen. Derzeit nimmt der Vizekanzler selbst diese Aufgabe wahr. Unter der Regierung Nehammer war dies die dem Vizekanzler zugeordnete Staatssekretärin Andrea Mayer, die daher vom Vizekanzler unabhängig Bregenz jährlich ihre Aufwartung machte. Zuvor war dies zumeist der jeweilige Kanzleramtsminister, unter der Expertenregierung Bierlein war dies etwa in Personalunion Außenminister Alexander Schallenberg.

Blumen für Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Doris Schmidauer, Kanzler Sebastian Kurz, LH Markus Wallner mit Sonja, Staatssekretärin Andrea Mayer, Bürgermeister Michael Ritsch mit Yvonne, Festspielpräsident Hans-Peter Metzler mit Kathrin Cometto.
Die Festspieleröffnung 2021: Gemeinsam mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen mit Doris Schmidauer und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer machte auch Kanzler Sebastian Kurz seine Aufwartung. Nicht auf dem Foto: Die Bundesminister Martin Kocher und Alexander Schallenberg sowie Staatssekretär Magnus Brunner. Dies war direkt nach dem Coronajahr 2020 die kleinste Delegation der Bundesregierung – bis 2025. Serra

Die Expertenregierung Bierlein war grundsätzlich zurückhaltend mit repräsentativen Auftritten, entsprechend blieben die restlichen Mitglieder der Bundesregierung der Festspieleröffnung fern. Mit Bundespräsident Van der Bellen und der zweiten Nationalratspräsidentin Doris Bures waren damals nur drei Repräsentanten der Republik bei der Eröffnung der Bregenzer Festspiele.

Abwesenheit nach dem Wahljahr

Anders die Regierung Nehammer: Seit Dezember 2021 waren immer mindestens vier Minister auf der Festspieleröffnung. Hier half es wohl, dass mit Magnus Brunner und Johannes Rauch gleich zwei Minister aus Vorarlberg stammten. Von 2021 bis 2024 waren somit immer fünf bis sechs Regierungsmitglieder im Festspielhaus, 2025 erwartet man vier. Nun spart die neue Bundesregierung nicht nur 30 Prozent der Förderungen der Bregenzer Festspiele ein, sondern auch ein Drittel der Regierungsdelegation.

Wiens Interesse an den Bregenzer Festspielen so gering wie lange nicht mehr
2014 war die Wiener Delegation sehr überschaubar: Nur Bundeskanzler Werner Faymann und Kanzleramtsminister für Kultur Josef Ostermayer begleiteten den Bundespräsidenten Heinz Fischer zur Festspieleröffnung nach Vorarlberg. VN/STeurer

Abgesehen von der Expertenregierung ist es lange her, dass das Desinteresse der Bundesregierung ähnlich gelagert war – und folgt einem Muster: 2018 besuchte Familienministerin Juliane Bogner-Strauß nur die Premiere am Donnerstag, ohne am Mittwoch die Eröffnung zu besuchen. Sie hob damit die faktische Delegationsgröße von drei auf vier Minister und Staatssekretäre. Wie auch 2025 war 2018 das Jahr, das direkt auf eine geschlagene Nationalratswahl folgte. 2014, ebenfalls ein Jahr nach einer Nationalratswahl, kamen gar nur Bundeskanzler Werner Faymann und sein Kulturkanzleramtsminister Josef Ostermayer.

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Wider der Regel

Aus dem Muster fällt das Wiener Aufgebot auffallenderweise gerade im Wahlkampfjahr 2017: Die Kanzlerpartei SPÖ war nur durch Kulturminister Thomas Drozda vertreten, bei der ÖVP begleitete der Vorarlberger Minister Hans Jörg Schelling seinen Spitzenkandidaten, Außenminister und künftigen Kanzler Sebastian Kurz zu den Festspielen.

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