“Mein Leben ist besser geworden, seit ich arbeiten darf”

Mit den Asylzahlen sinkt auch die Nachfrage für gemeinnützige Tätigkeit von Asylwerbern. Gleichzeitig steigt die Zahl jener in regulären Beschäftigungsverhältnissen.
Bludenz, Bregenz Emraiu Fakizada ist längst keine Ausnahme mehr. Der 21-jährige Afghane ist fix bei der Stadt Bludenz angestellt, obwohl er sich noch im Asylverfahren befindet. Er kam über die gemeinnützige Tätigkeit zum Fixjob. Mittlerweile geht ein Viertel der Asylwerber einer fixen Arbeit nach. Falls er bleiben darf, hat er also gute Aussicht auf eine weitere Beschäftigung. Im Gegensatz zu vielen anderen, wie die Neos kritisieren. “Die Integration in den Arbeitsmarkt muss künftig besser gelingen”, fordern sie.
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Asylwerber haben in Vorarlberg schon lange die Möglichkeit, einer gemeinnützigen Tätigkeit nachzugehen. Jahrelang gab es zu wenig Stellen, um die Nachfrage zu decken. Seit Juli müssen Asylwerberinnen und Asylwerber eine solche Tätigkeit absolvieren, was für die Landesregierung bedeutet: Sie muss auch die nötigen Stellen schaffen. “Wir merken, dass die Gemeinden verstärkt auf uns zukommen und mehr Möglichkeiten schaffen”, sagt Michael Rünzler von der Caritas. Die Caritas organisiert und koordiniert die gemeinnützigen Stellen für Asylwerber. Weitaus hilfreicher ist allerdings, dass die Zahlen stark zurückgehen. “In der aktuellen Situation passt das Angebot zur Nachfrage. Wir haben im Durchschnitt monatlich 50 Asylwerber weniger”, fährt Rünzler fort. “Das wäre vor eineinhalb Jahren besser gewesen, als viele angekommen sind und es ewige Wartezeiten bei Deutschkursen gab. Da war der Bedarf viel höher.”

Rünzler nennt noch einen zweiten Grund, weshalb die Nachfrage nach gemeinnütziger Tätigkeit sinkt. “Je länger die Menschen im Verfahren sind und je besser ihre Deutschkenntnisse werden, desto mehr Möglichkeiten haben sie.” Ein Viertel der Erwachsenen im Verfahren sei mittlerweile erwerbstätig, sagt er. Viele sind zum Beispiel selbstständig, vor allem als Zeitungsausträger. Viele würden aber auch unselbstständig arbeiten, speziell in der Gastronomie.
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Oder wie Emraiu Fakizada in den Gemeinden. Zunächst war er gemeinnützig als temporärer Helfer beim Veranstaltungsbau im Einsatz. Jetzt arbeitet er als Helfer im Stadtsaal und bei Märkten, plakatiert und verteilt Folder der Stadt und hilft auch sonst, wo er gebraucht wird. “Mir gefällt es sehr gut – vor allem die Zusammenarbeit mit den Menschen in der Stadt und den Kolleginnen und Kollegen beim Stadtmarketing”, erzählt er. Die Sprache sei die größte Schwierigkeit, vor allem der Dialekt. Zumindest auf einen Kursplatz müssen Asylwerber wie er nicht mehr lange warten. Ende 2023 dauerte es noch acht bis neun Monate, bis ein Platz frei wurde. Mittlerweile beträgt die Wartezeit ein bis zwei Monate, wie aus einer Anfragebeantwortung von Landesrat Daniel Allgäuer an die Neos hervorgeht.

Die Beschäftigungsbewilligung ist mit viel Aufwand verbunden. Erst wenn das AMS über ein Ersatzkräfteverfahren feststellt, dass kein Österreicher oder EWR-Bürger für die Arbeitsstelle infrage kommt, darf er arbeiten. Aber auch die regelmäßige gemeinnützige Tätigkeit ist für Gemeinden nicht einfach zu bewerkstelligen, wie ein Sprecher der Stadt Bludenz schildert. Im Juni waren für die Stadt insgesamt sieben Helfer 117 Stunden im Einsatz. Gemeinnützige Helfer dürfen höchstens 27,5 Stunden arbeiten – zu wenig, wenn viel Arbeit da ist. Zudem seien die ständigen Wechsel ein Problem. “Das erschwert die Arbeitsfähigkeit und hemmt durch den dadurch reduzierten regelmäßigen Kontakt auch die Integration”, schreibt die Stadt. Auch deshalb sei es besser, wenn Menschen wie Emraiu Fakizada angestellt werden.

Sollte sein Asylverfahren positiv abgeschlossen werden, dürfte er wohl weiterhin einen Job haben. Anders als bei vielen anderen. Die Arbeitslosigkeit der Menschen aus den Hauptherkunftsländern der Flüchtlinge beträgt 17 Prozent. Unter den Frauen aus Afghanistan, Syrien und Irak beträgt sogar die Beschäftigungsquote nur 24 Prozent, ärgern sich die Vorarlberger Neos. “Hier braucht es Programme, die gezielt auf die Lebensrealitäten der Frauen eingehen”, ist Landtagsabgeordnete Fabienne Lackner überzeugt. Sie sieht gerade bei den zentralen Zielen der Integration noch Luft nach oben.
Integration, die bei Emraiu Fakizada bestens funktioniert: “Durch die Arbeit habe ich viele Menschen kennengelernt und neue Kollegen gefunden.”