Gewidmete Medizin-Studienplätze in Tirol beliebt, in Vorarlberg nicht

Im benachbarten Bundesland gibt es weitaus mehr Interessentinnen und Interessenten als hierzulande.
Bregenz, Innsbruck Mit den gewidmeten Medizin-Studienplätzen ist es so eine Sache. Eigentlich hat sich Vorarlberg drei davon an der Medizinischen Universität Innsbruck gesichert. Doch sie können zum zweiten Mal in Folge nicht vergeben werden. Die Landesregierung fordert daher Änderungen im Aufnahmeprozedere. Anders sieht es in Tirol aus, wo alle Plätze besetzt sind. Es gibt sogar eine Warteliste. Dort haben sich viel mehr Menschen für einen der fünf gewidmeten Studienplätze interessiert, es gab über 100 Bewerbungen. Vorarlbergs Ärztekammerpräsident Burkhard Walla hält die geförderten Plätze prinzipiell für sinnvoll. Warum diese Variante für das Land nicht aufzugehen scheint, kann er sich nicht erklären. Der Anteil jener aus Vorarlberg, die es an eine der Unis schafften, bleibe aber ungefähr konstant.
Ausbildungsvereinbarung mit dem Land
Das Universitätsgesetz sieht die Möglichkeit vor, dass 85 der begehrten 1900 Medizin-Studienplätze in Österreich für Aufgaben im öffentlichen Interesse reserviert werden können. Interessentinnen und Interessenten für die drei vom Land reservierten Plätze schließen eine Ausbildungsvereinbarung ab. Sie müssen bei der Aufnahmeprüfung zumindest gleich gut oder besser als 75 Prozent der Teilnehmenden abschneiden. Während des Studiums erhalten die Studierenden einen monatlichen Unterstützungsbetrag, bestehend aus Ausbildungs- und Reisekostenzuschuss. Im Gegenzug verpflichten sie sich dazu, nach ihrer Ausbildung fünf Jahre als Amtsärztin, als Amtsarzt im öffentlichen Gesundheitsdienst zu arbeiten.
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14 Personen haben sich heuer in Vorarlberg beworben, fünf mehr als im Vorjahr. Letztlich studiert aber erneut niemand für das Land, die VN berichteten. Vier Interessierte konnten sich im Aufnahmeverfahren für einen regulären Studienplatz qualifizieren, haben also zu gut für die gewidmete Variante abgeschnitten. Die übrigen Bewerberinnen und Bewerber bestanden die Prüfung nicht.

165 Bewerbungen in Tirol
Im Vergleich zu Tirol hat es in Vorarlberg wenig Interesse gegeben. Die Vorgaben sind aber ähnlich. Wer einen der fünf gewidmeten Plätze ergattert, verpflichtet sich dazu, mindestens fünf Jahre im öffentlichen Gesundheitsdienst tätig zu sein. Tirols Regierung zählte 165 Bewerbungen und nahm eine Vorauswahl vor: Mit allen interessierten Personen habe es ein Bewerbungs- und Informationsgespräch gegeben, teilt eine Sprecherin den VN mit. Eine Ausbildungsvereinbarung wurde letztlich mit 108 von ihnen abgeschlossen. “Laut dem vorläufigen Ergebnis konnten sich elf Personen für einen gewidmeten Medizin-Studienplatz qualifizieren. Dementsprechend können alle fünf zur Verfügung stehenden gewidmeten Studienplätze besetzt werden.” Sechs Bewerberinnen und Bewerber stehen auf der Warteliste. 32 Personen ergatterten einen regulären Medizin-Studienplatz.
Vorarlbergs Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher (ÖVP) pocht auf Anpassungen der bisherigen Praxis. Die Kriterien im Aufnahmeverfahren führten dazu, dass Interessentinnen und Interessenten für die gewidmeten Plätze keine Chance hätten, kritisierte die Landesrätin. Aus dem Wissenschaftsministerium war dazu keine Stellungnahme zu erhalten, man möchte warten, bis die Studienplatzvergabe abgeschlossen ist.
Zu wenige Ausbildungsstellen
Ärztekammerpräsident Walla bezeichnet das Aufnahmeverfahren durchaus als schwierig. Es stelle sich dabei immer die Frage, was genau überprüft werden soll. Mittlerweile werde sehr viel naturwissenschaftliches Wissen abgefragt. “Das macht es ein Stück weit berechenbar und planbar.” Früher sei das weniger der Fall gewesen. Er hält aber einen stärkeren Fokus auf soziale Kompetenz für wichtig. Ob ein weniger anspruchsvoller Aufnahmetest den Ärztemangel im Land bekämpfen könnte, glaubt er nicht. Es gebe nicht zu wenige Studienabgängerinnen und -abgänger, sondern zu wenig Ausbildungsstellen nach dem Studium. “Da besteht das Nadelöhr.”