Peter Bußjäger

Kommentar

Peter Bußjäger

Kommentar: Elchtest

Politik / 25.09.2025 • 07:01 Uhr

Die oberösterreichischen Behörden haben den Elchtest bestanden. Als sich Publikumsliebling „Emil“, der verirrte Elch aus dem Norden, einer Autobahn näherte, wurde er betäubt und anschließend in den Böhmerwald gebracht. Dort gehört er auch hin. Ob Emil tatsächlich auf die Autobahn gelangt wäre, ist gleichgültig. Auch ein geringes Risiko, dass Menschen zu Schaden kommen, genügt.

Daran ändert nichts, dass der Elch während seiner Wanderung das Herz der Tierfreunde erwärmte. Es reicht, dass er für eine mehrstündige Sperre der Westbahnstrecke sorgte. In dieser privilegierten Behandlung unterscheidet er sich vom heimischen König der Wälder, dem Hirsch. Für diesen wird keine Eisenbahn gestoppt.

Den Elchtest nicht bestanden haben diverse Tierschutzorganisationen, die sogar mit Anzeige der Behördenvertreter drohten. Sie zeigten weder Verantwortungsbewusstsein gegenüber Menschen noch dem Tier selbst, dessen natürlicher Lebensraum nun einmal nicht der zersiedelte österreichische Donauraum ist, wo auf Schritt und Schritt Verkehrswege und bewohntes Gebiet zu queren sind.

Die Organisationen haben juristische Scheinargumente bespielt, indem sie sich auf Vorschriften beriefen, wonach geschützte Tiere wie der Elch nicht gefangen genommen werden dürfen. Selbstverständlich ist die kurzfristige Betäubung und anschließende Entlassung in die Freiheit im Interesse des Tieres keine „Gefangennahme“. Genauso wenig ist die Entfernung einer Ringelnatter aus einem Garten und ihre anschließende Freilassung im nahen Auwald eine „Gefangennahme“.

Die oberösterreichische Landesregierung hat also alles richtig gemacht, auch indem sie die Tierschutzorganisationen von ihrer „SOKO Elch“ fernhielt, was von diesen heftig beklagt wurde. Über eine mögliche Anzeige (wegen welcher Tat eigentlich?) wird angeblich noch beraten. Die NGOs sollten im Interesse ihres eigenen Rufes von dieser Unsitte, die im Ergebnis nur Steuergeld kostet, Abstand nehmen.

Peter Bußjäger ist Direktor des ­Instituts für Föderalismus und ­Universitätsprofessor in Innsbruck.