Spardruck in den Krankenhäusern: “Auch wir müssen den Gürtel enger schnallen”

Politik / HEUTE • 15:43 Uhr
Spardruck in den Krankenhäusern: "Auch wir müssen den Gürtel enger schnallen"
Die medizinische Technik wird immer aufwendiger und damit teurer.KHBG/Yeong

Spitalsabgang von über 300 Millionen Euro. Die Krankenhäuser werden auch beim Personal sparen müssen, sagt KHBG-Chef Gerald Fleisch im VN-Gespräch.

Bregenz Spitäler müssen jedes Jahr einen Spagat vollführen. Ihr vordringlichstes Ziel ist die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger. Gesundheit kostet Geld, Krankenhäuser erwirtschaften in der Regel keinen Gewinn. Dennoch dürfen die Kosten nicht ausufern, was in Zeiten wie diesen besonders schwierig wird. Der Spagat lautet: Nicht bei der Gesundheit sparen – aber im Budget. 260 Millionen Euro beträgt das Minus der Landeskrankenhäuser Bludenz, Feldkirch, Rankweil, Hohenems und Bregenz heuer. Dazu kommt das Krankenhaus Dornbirn mit über 55 Millionen Euro Minus. Dieses Geld müssen Land und Gemeinden aus deren Steuertopf aufbringen. Die Landeskrankenhäuser geben auch deshalb die Devise aus: Der Gürtel muss enger werden.

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Inklusive Dornbirn haben die sechs Spitäler zusammen 812 Millionen Euro ausgegeben. Bei Einnahmen von 504 Millionen Euro bleibt ein Loch von 307 Millionen Euro.

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Das bedeutet auch für die Krankenhausbetriebsgesellschaft (KHBG): Sie muss sparen. “Wir haben momentan gewaltige Herausforderungen”, berichtet deren Chef Gerald Fleisch. Als Unternehmen, das die Versorgung rund um die Uhr sicherstellen muss, könne man nicht einfach einen Betriebsteil schließen. “Gleichzeitig entwickelt sich die Medizin rasant, es gibt viele neue hervorragende, aber kostenintensive Medikamente und Zusatzangebote. Dazu kommt die Demografie. Wir haben immer mehr und ältere Patienten, finden aber weniger Mitarbeiter. Diese Schere geht auseinander”, listet der Chef der Landeskrankenhäuser auf.

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Auch die Kommunen weisen regelmäßig auf eine auseinanderklaffende Schere hin. Erst kürzlich rechnete Gemeindeverbandspräsident Walter Gohm wieder vor, dass von 100 eingenommenen Steuereuro nur noch 35 den Gemeinden wirklich zur Verfügung stehen. Der Rest fließt weiter in Töpfe wie den Landesgesundheitsfonds, aus dem die Spitäler finanziert werden. Auch heuer müssen die Gemeinden wieder in die Tasche greifen. Von den 307 Millionen Euro Abgang der fünf Landeskrankenhäuser und des Dornbirner Stadtspitals muss Dornbirn 9 Millionen Euro tragen, das Land Vorarlberg fast 200 Millionen und die 96 Gemeinden gemeinsam die restlichen fast 100 Millionen Euro. Wobei sich die Summen in der Endabrechnung noch um einige Prozentpunkte verschieben könnte, meistens profitiert Dornbirn davon.

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Gerald Fleisch ist sich des Spardrucks bewusst. “Alle müssen einen Beitrag leisten, besonders öffentliche Ausgaben müssen ins Visier genommen werden.” Er verweist auf eine Reihe von strukturellen Maßnahmen, wie die Zusammenlegung der Geburtenstation von Bludenz und Feldkirch. “Und dann haben wir ein ganz sensibles Thema, nämlich die Einsparung im laufenden Betrieb. 400 Millionen Euro unserer Ausgaben sind Personalkosten. Da müssen wir reingehen.” Einen generellen Einstellungsstopp wolle er zwar noch nicht verhängen. “Aber wir sind sehr vorsichtig und hinterfragen praktisch alle Funktionen und Positionen. Wir müssen den Gürtel enger schnallen.” Das Wichtigste bleibe definitiv die Patientenversorgung, bekräftigt Fleisch. “Aber wir müssen Projekte stoppen oder verschieben und können manche sinnvollen Dinge nicht machen.” Dabei gehe es etwa um IT-Systeme, die man erneuern könnte, oder Gebäude, die man jetzt länger nützt, als man es in der Vergangenheit getan hätte. Personell seien alle Bereiche betroffen. “Wir haben ungefähr 100 verschiedene Berufsfelder”, sagt Fleisch.

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Das gelte auch für Stationen, die zusammengelegt werden. “Es ist dabei zwar nicht das Wichtigste, aber diese Schritte haben immer auch eine wirtschaftliche Komponente.” Dass Bürgermeister zwar die hohen Kosten kritisieren, sich aber gleichzeitig beschweren, wenn in ihrer Gemeinde eine Station geschlossen wird, versteht Fleisch. “Jeder hat seine Rolle, das darf man nicht persönlich nehmen.” Am Ende müsse man die budgetären Engpässe gemeinsam bekämpfen. Nachsatz: “Dieses manchmal politisch motivierte Dramatisieren hilft dabei halt nicht immer.”

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