Michael Prock

Kommentar

Michael Prock

Kommentar: Frisch bestätigter SPÖ-Parteichef mit einer Mission: die Nachfolge regeln

Politik / 15.10.2025 • 15:49 Uhr

Mario Leiter war “riesenstolz und froh” über das “eindeutige” Ergebnis. 71,53 Prozent der Delegierten beim SPÖ-Parteitag wählten ihn. Zugegeben, ein eindeutiges Ergebnis, weit über 50 Prozent. Nur: Am Parteitag gelten andere Regeln. Er ist dazu da, zu zeigen, dass die Partei geeint hinter ihrer Spitze steht. Ein Parteitag ist die Motivationsimpfung, die einer Partei neuen Schub verleihen soll. Diese Impfung ging für die SPÖ kräftig in die Hose. Fast 30 Prozent wählten ihren Vorsitzenden nicht, obwohl er als einziger Kandidat zur Wahl stand. Damit ist klar: Mario Leiter hat ein Ablaufdatum. Wieder besteht die Hauptaufgabe eines SPÖ-Chefs darin, eine Nachfolge zu finden. Und wieder ist keine in Sicht.

Eigentlich war es ein gutes Jahr für die SPÖ. In Bregenz verteidigte Michael Ritsch souverän den Bürgermeistersessel, Dornbirn wird überhaupt erstmals von einem roten Bürgermeister regiert. Markus Fäßler gilt als der neue Star am roten Himmel. Schon wird er von manchen als Leiter-Erbe positioniert. Unvorstellbar, dass er diesem Ruf zeitnah folgt. Das Bürgermeisteramt scheint in der SPÖ grundsätzlich der attraktivere Posten zu sein. Frag nach bei Michael Ritsch, frag nach bei Martin Staudinger. Frag nach bei Mario Leiter selbst: Auch er griff nach dem Thron in seiner Heimatstadt Bludenz. Inklusive Zusicherung: Sollte er Bürgermeister werden, würde er den Landtag verlassen und beim Parteitag die Weichen für die Zukunft stellen.

Jetzt ist Leiter zwar gewählt, allerdings schon wieder mit Ablaufdatum. Aber wen soll er als Nachfolger aufbauen? Frag nach bei Gabi Sprickler-Falschlunger. Zweimal übernahm sie den Parteivorsitz, mit dem Ziel, eine neue Parteispitze zu finden. 2017 kündigte sie eine “Sektion Null” an, eine neue Jugendorganisation, um Nachwuchs zu finden. Ein Jahr später zauberte sie Martin Staudinger aus dem Hut, der drei Jahre später durch seinen überstürzten Rücktritt die Partei ins Führungschaos stürzte. Klubobmann Thomas Hopfner wollte die SPÖ übernehmen, die Partei wollte das allerdings nicht. Sie wählte Sprickler-Falschlunger erneut, worauf sie sich abermals auf die Suche machen musste – und schließlich, nach zahlreichen Absagen (Fäßler, Auer, etc.), Mario Leiter fand. Auch er dürfte sich in die Reihe glückloser SPÖ-Führungspersonen einreihen.

Glücklos als Spitzenkandidat: 0,4 Prozentpunkte und ein Landtagsmandat weniger als Staudinger vor fünf Jahren. Glücklos als Bürgermeister-Spitzenkandidat: Klare Niederlage bereits im ersten Wahlgang. Glücklos in der Partei: Streit mit der SPÖ-Frauenorganisation, Rüge vom Landesrechnungshof, 71 Prozent Zustimmung ohne Gegenkandidat.

Mögliche Nachfolgerinnen und Nachfolger sind an einer Hand abzählbar: die Landtagsabgeordneten Reinhold Einwallner und Manuela Auer. Oder der neue Landesgeschäftsführer, SPÖ-Spitzenkandidat der EU-Wahl in Vorarlberg, Philipp Kreinbucher-Tyler? Kennen wenige. Frauenvorsitzende Beatrix Madlener-Tonetti? Kennt niemand. Es ist eine Mammutaufgabe.

Es können sich also mehr Vorarlbergerinnen und Vorarlberger vorstellen, die SPÖ zu wählen, wenn die Kandidaten passen. Bei der Gemeindevertretungswahl 2025 haben in 19 Gemeinden 15.500 Personen die SPÖ gewählt. Bei der Landtagswahl waren es in denselben Gemeinden zusammen 11.800. Leiter muss jemanden finden, der die Stimmen wieder erobert. Und auf den er am Ende wirklich “riesenstolz” sein kann.