Pensionsschere wird kleiner

Was Männer und Frauen beim Pensionsantritt erhalten: Bemerkenswerte Veränderungen.
SCHWARZACH. Heuer im Sommer sorgte für Schlagzeilen, dass die durchschnittliche Pension von Frauen in Vorarlberg um fast die Hälfte (47 Prozent) niedriger ist als die von Männern. Das Sozialministerium hat den VN jetzt Daten zu den durchschnittlichen Neupensionen übermittelt. Neupensionen bringen zum Ausdruck, wie viel es beim Pensionsantritt gibt.
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Auf den ersten Blick ergeben die Daten für Vorarlberg ein ernüchterndes Bild: Der Abstand wirkt über die Jahre groß und gleichbleibend. In Wirklichkeit ist er erstens jedoch weniger groß wie bei allen Pensionen zusammen und zweitens langsam, aber doch kleiner werdend. Konkret: 2014 war die durchschnittliche Neupension von Frauen im Land mit 960 Euro brutto pro Monat um 43 Prozent niedriger als die von Männern (1690 Euro). 2024 hingegen betrug sie bei Frauen 1445 Euro und war damit um 39 Prozent niedriger als bei Männern (2365 Euro). Der Abstand hat sich also etwas reduziert. Kein Wunder: Die durchschnittliche Neupension von Frauen ist mit über 50 Prozent stärker gestiegen als jene von Männern (40 Prozent). Zum Vergleich: Teuerung bzw. Wertverlust haben in dieser Zeit rund 35 Prozent ausgemacht.

„Man sieht, es bewegt sich was, aber es dauert“, stellt Dominic Götz, Leiter der Abteilung Interessensvertretung der Arbeiterkammer Vorarlberg, fest. Das habe auch damit zu tun, dass die Entwicklung der Neupensionen von heute für einen Gleichstellungsprozess steht, der vor mehreren Jahrzehnten angelaufen ist. Beziehungsweise: Wenn eine 20- bis 35-jährige Frau jetzt zu einem besseren Einkommen und entsprechenden Sozialversicherungsbeiträgen komme, werde das in Bezug auf ihre Pension erst in bis zu 45 Jahren sichtbar.
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Tatsächlich nehmen Erwerbsbeteiligung und -ausmaß bei Frauen schon lange zu. Damit würden sie auch zu mehr Versicherungsmonaten kommen, wie Christine Mayrhuber vom Wirtschaftsforschungsinstitut WIFO bestätigt. Außerdem dürfe man nicht vergessen, dass Frauen eher in die normale Alterspension gehen würden: „Hier gibt es keine Abschläge. Zwei Drittel der Männer gehen hingegen in eine vorzeitige Pension und haben dadurch Abschläge, die ihre Pension dämpfen.“

Wobei: Schaut man sich die Entwicklung der durchschnittlichen Neupensionen im Land an, fällt auf, dass es bei Männern 2020 zu einem stärkeren Anstieg gekommen ist. Grund laut Sozialministerium: Damals konnten sich all jene mit mindestens 540 Beitragsmonaten abschlagsfrei vorzeitig in Pension verabschieden. Das hätten auch in Vorarlberg viele genützt.
Die Unterschiede der Pensionshöhen nach Geschlecht sind nach wie vor enorm: Wenn sie sich weiter in dem Tempo reduzieren würden, wären sie auch in Jahrzehnten noch erheblich, so Götz. Er sieht daher ebenso weiteren Handlungsbedarf wie es Lea Putz-Erath von der Frauenberatungsstelle „Femail“ tut: „Veränderungen in der Aufteilung von Familien- und Erwerbsarbeit, aber auch die Berufswahl oder auch ganz grundsätzlich die Neubewertung von Arbeit, brauchen mehr Kraft“, sagt sie und spricht damit zahlreiche Punkte an: Frauen wählen noch immer eher schlechter bezahlte Jobs und sind Teilzeit erwerbstätigt; zum Beispiel, weil sie sich um Kind und Haushalt kümmern, während der Mann einer bezahlten Vollzeitarbeit nachgeht. Das alles wirkt sich am Ende auch in der Pension aus.

Und es führe nach wie vor dazu, dass Frauen besonders im Alter finanziell zu kämpfen hätten, so Götz: Bei ihnen sei die Armutsgefährdung ungleich größer als bei Männern. Das müsse man immer auch auf dem Radar haben – neben Gleichstellungsmaßnahmen, die Jüngeren früher oder später zugutekommen.