Beide Varianten zum Nachteil Dornbirns

Sowohl die Gynäkologie und Pädiatrie als auch die Orthopädie/Traumatologie sind für das Stadtspital essenziell, betonen Turnusärzte und die ehemalige Bürgermeisterin.
Dornbirn Dass Vorarlbergs Spitäler vor einem Umbruch stehen, ist längst bekannt. Schon vor vielen Jahren starteten Arbeitsgruppen damit, die aktuelle Struktur zu diskutieren. Und schon damals war die Zusammenarbeit zwischen Dornbirn und Bregenz ein Thema, berichtet die ehemalige Dornbirner Bürgermeisterin Andrea Kaufmann. Das Ergebnis dieses Dialogs vor drei oder vier Jahren: Die Geburtenstation soll in Dornbirn bleiben, die Zukunft der Orthopädie und Traumatologie blieb offen. Nun scheint es in eine andere Richtung zu gehen – was Kaufmann nicht nachvollziehen kann. Auch unter den Turnusärzten regt sich Widerstand. Beide Varianten könnten die Attraktivität der Ausbildung in Dornbirn schmälern.
Andrea Kaufmann erinnert sich: “Der Plan war ganz klar, dass man die Pädiatrie und die Gynäkologie nach Dornbirn verlegt. Deshalb war für uns auch das Doppelprimariat in Ordnung, weil wir gewusst haben, dass der Schwerpunkt nach Dornbirn kommt.” Damit habe die Zusammenführung der Teams begonnen. Zudem wurden die Kreißsäle renoviert. “Eigentlich war der Plan klar”, betont Kaufmann. Anders bei der Orthopädie und Traumatologie.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.
Diese Abteilungen führen 60 Prozent aller Operationen in Dornbirn durch, was sich wirtschaftlich für das Krankenhaus rechnet. “Ohne die 60 Prozent hätte man das Krankenhaus de facto zu machen können”, sagt Kaufmann. Es sei keine einfache Situation. “Ich würde es für einen Super-GAU halten, wenn die Gynäkologie und die Pädiatrie wirklich nach Bregenz verlegt würde.” Das wäre aber auch bei der Orthopädie/Traumatologie der Fall. “Darum wäre die einzige faire Lösung gewesen, die Chirurgie abzutauschen.”
Auch die Turnusärzte des Spitals in Dornbirn kritisieren die Ideen. Die Orthopädie/Traumatologie sei besonders in arbeitsintensiven Zeiten wie im Winter sehr gefragt. Würde diese Arbeit auf andere Krankenhäuser abgewälzt, könnte das System überlastet werden, heißt es in einer Stellungnahme der Turnusärztevertretung. Auch in den Ambulanzen würden die Kapazitäten nicht ausreichen. Zudem sei die Abteilung enorm wichtig für die Ausbildung. Turnusärztevertreterin Alexandra Blum erläutert im VN-Gespräch: “Wenn die Abteilung nach Bregenz wandert, müssen wir während des Turnus das Krankenhaus wechseln. Ein neues Krankenhaus bedeutet ein neues System, neues Personal und neue Einarbeitung. Das braucht Zeit.” Schon jetzt müsse man einmal auf die Psychiatrie nach Rankweil oder Frastanz wechseln.
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.
Umgekehrt gilt dieser Aspekt auch dann, wenn die Gynäkologie und Geburtshilfe abwandert. Auch dieser Turnus muss absolviert werden. In der gemeinsamen Stellungnahme der Turnusärzte warnen sie deshalb: “Dies könnte dazu führen, dass die Ausbildung im Krankenhaus Dornbirn nicht mehr attraktiv ist und es so zu einem Fachkräftemangel kommen kann.” Neben vielen weiteren Aspekten warnen die Turnusärzte auch davor, dass die Zahl der Rettungsfahrten zunehmen würde, wenn eine der beiden Abteilungen ausgelagert wird. Sie fordern daher: Die Abteilungen sollen im Krankenhaus bleiben, Experten und Interessensvertreterinnen in die Diskussion eingebunden und eine Folgeabschätzung durchgeführt werden. “Wir sind überzeugt, dass eine Überarbeitung des aktuellen Entwurfs notwendig ist, um die besten Ergebnisse für die gesamte Gemeinschaft zu erzielen.”
Aufgrund Ihrer Datenschutzeinstellungen wird an dieser Stelle kein Inhalt von Iframely angezeigt.
Die Stadt Dornbirn wirft sich noch einmal mit einer Leistungsbilanz ins Rennen. “Laut der aktuellen Endabrechnung des Landesgesundheitsfonds zählt das Haus zu den wirtschaftlich effizientesten Spitälern in Vorarlberg”, heißt es in einer Aussendung. Laut Punktevergabe für verschiedene Leistungen, sogenannte LKF-Punkte, sei Dornbirn der zweitstärkste Standort im Land. “Das Krankenhaus Dornbirn ist ein zentraler Versorgungsstandort im Unterland”, stellt die Stadt fest. Wohin die Reise für Dornbirn geht, wird heute präsentiert.