Über Gerechtigkeit, Demokratie und Geschlecht

Das Frauenmuseum Hittisau erkundet, was Frieden ermöglicht, erhält oder erstreiten lässt.
Hittisau Mit der neuen Ausstellung „Frieden tun. Über Gerechtigkeit, Demokratie und Geschlecht“, die bis zum 28. März 2027 dauert, widmet sich das Frauenmuseum Hittisau einem Thema, das grundlegend und zugleich schwer fassbar ist. Im Mittelpunkt steht die Frage, was es braucht, um Frieden zu leben, zu bewahren oder zu erkämpfen. Die Schau begreift Frieden nicht als statischen Zustand, sondern als sozialen, fortlaufend zu verhandelnden Prozess. Sie rückt Frauen sowie marginalisierte Gruppen ins Zentrum und lädt das Publikum ein, gewohnte Vorstellungen zu hinterfragen.

Frieden ist ein vielschichtiges Konzept, das im öffentlichen Diskurs oft idealisiert erscheint. Die Ausstellung fragt daher, was Frieden für unterschiedliche Menschen bedeuten kann und wie er entsteht. Im Fokus steht die Idee eines alltäglich praktizierten Friedens, getragen von gesellschaftlichem Aushandeln, demokratischer Teilhabe und dem Ringen um Gerechtigkeit. Die kuratorische Perspektive betont, dass Friedensarbeit immer politisch und persönlich ist und häufig von Widersprüchen begleitet wird. Zu den Themenbereichen zählen Erinnerungsarbeit und Konfliktlösung ebenso wie feministische Friedenspolitik, Versöhnung und Sühne. Die Ausstellung stellt die Frage, wie Gesellschaften nach Gewalt zu friedlichem Zusammenleben zurückfinden und welche Folgen es hat, wenn Gerechtigkeit ausbleibt. Sie verbindet historische Beispiele mit aktuellen Debatten und verweist auf die globale Dimension von Friedensprozessen.

Das Konzept setzt auf vielfältige Formen der Vermittlung. Interaktive Formate, Hörstationen, künstlerische Arbeiten und biografische Erzählungen eröffnen unterschiedliche Zugänge. Besucherinnen und Besucher begegnen Aktivistinnen und Aktivisten, Friedensstifterinnen und Friedenstiftern, Dissidentinnen und Dissidenten sowie Expertinnen und Experten aus Geschichtswissenschaft, Kunst und Politik. Die Schau verspricht keine einfachen Lösungen. Sie schafft vielmehr einen Raum, in dem Fragen entstehen, Perspektiven überprüft und eigene Erfahrungen eingebracht werden können.

„Frieden ist kein Zustand. Frieden ist ein Prozess. Frieden tun. macht diesen Prozess sichtbar – mit künstlerischer Kraft und feministischer Perspektive“, so Museumsdirektorin Stefania Pitscheider Soraperra. Die Ausstellung versteht sich als offenes Projekt, das auf gesellschaftliche Entwicklungen reagiert und den Blick auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft richtet. Entstanden ist die Schau im Rahmen des Interreg-Projekts Courage, das an den 500. Jahrestag der Bauernkriege 1525 erinnert. Das länderübergreifende Vorhaben im Kulturraum Oberschwaben-Allgäu-Vorarlberg zeigt, wie aktuell Themen wie Freiheit, Gleichstellung und Mitbestimmung sind. Elf Partnerinstitutionen arbeiten zusammen, um Zivilcourage als immaterielles Kulturerbe zu stärken und zur aktiven Beteiligung an demokratischen Prozessen zu ermutigen. Mehr als hundert Veranstaltungen Ausstellungen, Theaterproduktionen, Installationen begleiteten das Gedenkjahr.

Zum Abschluss lädt das Frauenmuseum gemeinsam mit den Projektpartnern am 23. Februar 2026 zu einem eintägigen Symposium in die Villa K in Durach ein. Im Zentrum steht die Frage, wie Gedenk- und Erinnerungsjahre heute gestaltet werden können und welche Wirkung sie entfalten. Der Tag beginnt mit Keynotes aus der Großregion, die Perspektiven auf Protestformen, Ausstellungspraxis und demokratische Initiativen eröffnen. Am Nachmittag folgt ein „Marktplatz der Themen-Erfahrungs-Inseln“, bevor eine Podiumsdiskussion Möglichkeiten zeitgemäßen Gedenkens erkundet.
