Skispaß auch während der WM

Reise / 11.01.2013 • 11:27 Uhr
Skispaß auch während der WM

In Schladming den Profis bei der Medaillenjagd zuschauen – und selber Ski fahren.

Reise. (VN-C. Schreiber) Michael Tritscher blickt nach unten, wiegt den Kopf leicht nach links, nach rechts, nach links. Wahrscheinlich geht er in Gedanken gerade die Idealline für den Zielhang hier im österreichischen Schladming durch. Wir stehen auf dem Hausberg des ehemaligen Skiprofis, dessen glorreiche Zeit schon ein paar Jahre vorüber ist. Aber dieser Hang wird im Februar die Blicke von Millionen Zuschauern auf sich ziehen, wenn auf ihm die Skistars um Weltmeisterschafts-Medaillen fahren. Und darauf kann Tritscher stolz sein.

Drei Jahre lang gekämpft

Schließlich hat er drei Jahre lang an vorderster Front gekämpft, um den Wettbewerb in seine steirische Heimat zu holen. Die Schladminger Delegation ist durch die ganze Welt gejettet und hat die Funktionäre des Ski-Weltverbandes im dritten Anlauf endlich mit ihrem Konzept überzeugt. „Mit Geschenkkorb reisen bringt nichts. Hartnäckig muss man sein“, erklärt Tritscher. Dann stößt er sich ab, krallt die Kanten in den Schnee und fliegt Richtung Tal. Normale Skifahrer kostet es schon Überwindung, in den Hang überhaupt einzufahren. Er ist der steilste im ganzen Skigebiet, das beachtliche 124 Pistenkilometer bietet. Wer einmal WM-Feeling haben will, quält sich runter. Durchschnittscarver sind auf den übrigen Abfahrten eindeutig besser aufgehoben.

Die Region Schladming hält eine perfekte Mischung aus blauen und roten Routen bereit, schwarze Markierungen findet man nicht. Im „Paradies“ gibt es 250 Meter breite Pisten, die jeder gerne fahren will – allein schon wegen der Werbeschilder mit leicht bekleidetem Adam und fast unverhüllter Eva. „Da muss man einfach hinschauen“, sagt Tritscher und lächelt. Mittlerweile kann er befreit fahren. Er hat den Weg für die WM bereitet, sich anschließend zurückgezogen.

Bereit für die Profi-Rennen

Jetzt sind andere dran, wenn es um die Profi-Rennen geht. Christian Fuchs zum Beispiel. Der 23-Jährige arbeitet bei der Bergbahn, im Februar wird er im WM-Einsatz sein, Zäune aufstellen und Fangnetze verankern. Das ist kein Neuland für den jungen Mann, denn bereits beim Weltcup-Rennen im März 2012 war er für die Sicherheit neben der Piste mitverantwortlich. Von den Wettkämpfen hat er nichts mitbekommen, weil er währenddessen Parkhausdienst schieben musste. „Das war Pech, aber das muss halt auch jemand machen.“ Aber die WM-Rennen will er sich nicht entgehen lassen, und hofft auf eine andere Einteilung. Jetzt muss er erst einmal zurück zu seinem Sessellift, den Betrieb überwachen, die Geschwindigkeit verlangsamen, wenn Kinder mitfahren wollen, oder den matschigen Schnee am Einstieg wegschaufeln. Er hat viel zu tun, weil sich an einem sonnigen Tag wie heute Tausende Touristen auf den Pisten tummeln.

Viel Platz während der Rennen

Während der Ski-WM wird das ganz anders sein. Schon beim Weltcup-Finale 2012 hat man gemerkt, wie viel Platz auf den Hängen ist, wenn 16.000 Touristen im Stadion die Rennen verfolgen und ihre Skier gar nicht erst anschnallen. Es gab kaum Wartezeiten an den Liften und perfekte Pisten, weil sich die wenigen verbliebenen Skifahrer nicht in die Quere kamen. Während der zweiwöchigen WM rechnen die Bergbahnen mit Umsatzeinbußen von sechs Millionen Euro. Wenn sich normalerweise 17.000 Carver und Snowboarder hinabschwingen, werden es dann gerade mal 3500 sein. Die Zeit ist also perfekt für einen Skiurlaub. Da fällt es auch nicht ins Gewicht, dass 15 Prozent der Pisten wegen der Rennen und fürs Training der Profis gesperrt sind.

Wer dem WM-Trubel komplett entkommen will, macht seine Abfahrten einfach auf der Hochwurzen. Dort gibt es keinen Wettkampf, die Trainer stecken noch nicht einmal Übungstore für Hirscher, Riesch und Co.

Außerdem brennen die Flutlichtmasten entlang der Pisten dort sechs Nächte pro Woche und Rodeln ist ebensooft unterm Sternenhimmel möglich.