Wo Himmel und Erde sich treffen

Eines der faszinierendsten Naturerlebnisse: das Altiplano von Bolivien.
reise. (Veronika Hämmerle) Etwas schlaftrunken und ohne Idee, wo ich den Rest der Nacht verbringen werde, taumle ich kurz nach Mitternacht in San Pedro de Atacama aus dem Bus. Ganz nach dem Herdenprinzip beschließe ich, ein paar anderen jungen Leuten mit großen Rucksäcken zu folgen, die bereits von einem netten jungen Mann erwartet werden. Dass diese Strategie nicht immer die schlechteste ist, zeigt sich, als ich den kleinen Innenhof eines netten Hostels betrete, in dessen Mitte ein gemütliches Lagerfeuer brennt. Meine schweren Augenlider hindern mich dann aber daran, noch mehr als mein gemütliches Bett auszumachen. Beim Öffnen der Tür am nächsten Morgen schallt mir sogleich ein herzliches Buenos Días entgegen und ich weiß, dass ich mich hier sicher wohl fühlen werde. Leider ist mein Aufenthalt nicht von langer Dauer, denn San Pedro ist eigentlich nur der Ausgangspunkt für eine Tour, die, wie sich zeigen wird, zu einem meiner schönsten Naturerlebnisse werden wird. Früh morgens, zwei Tage nach meiner Ankunft in der kleinen Wüstenstadt, steige ich mit einer Gruppe anderer verschlafener Gesichter in einen Minibus, der uns bis zur bolivianischen Grenze bringt. Dort teilt sich die Gruppe auf die drei wartenden Jeeps auf und ich stelle fest, dass mir die nächsten drei Tage eine sehr amüsante Männergesellschaft beschieden ist. Ich, zwei Kanadier, zwei Brasilianer und Miguel, unser Fahrer, der sich im Laufe der Tour auch als Guide, Koch und Mechaniker entpuppen wird, machen uns zu den Klängen von Lemon Tree, Hotel California und Songs von Roxette auf den Weg zu den ersten offiziellen Stopps. Es zeigt sich aber, dass allein die Fahrt durch die Landschaft des Eduardo Avaroa Naturreservats, bereits eine einzige Sehenswürdigkeit darstellt. Berglandschaften, wie real gewordene rote Sandbilder, die am Fenster vorbeiziehen, lassen einen die ständig wiederkehrenden Lieder aus dem alten Kassettenrecorder des Jeeps vergessen. Das türkise Wasser der Laguna Verde inmitten dieses roten Felsenmeers bildet einen solchen Kontrast, dass der See mehr wie eine Fata Morgana wirkt. Die Oberfläche der Laguna Blanca wiederum erscheint als ein überdimensionaler Spiegel, in dem sich die Umgebung ihres eigenen Antlitzes erfreut. Dass Seen auch ganz ungewöhnliche Farben haben können, stellt die Laguna Colorada unter Beweis.
Im roten Wasser tummeln sich Flamingos, was angesichts der Höhenlage von 4278 m und des kalten, stürmischen Windes bei mir für einige Überraschung sorgt, da ich diese Tiere eher in wärmeren und vegetationsreicheren Gefilden vermutet hätte. In Anbetracht dieser einzigartigen Naturerscheinungen, die einem das Gefühl geben, auf einem anderen Planten gelandet zu sein, wirken die Geysire, die ebenfalls Teil der Tour bilden, beinahe gewöhnlich.
Auf 4000 Meter Höhe
Nach einer eher unruhigen und vor allem sehr kalten Nacht starten wir alle etwas müde in den zweiten Tag. Wenigstens scheint keiner von uns an der Höhenkrankheit zu leiden, was nicht ungewöhnlich wäre, angesichts der Lage des Altiplano auf teilweise über 4000 m. Auch der zweite Tag geizt nicht mit wunderschönen Eindrücken und einmaligen Sehenswürdigkeiten, wie beispielsweise die vom Wind geschliffenen Steinformationen, von denen der Árbol de Piedra, der Baum aus Stein, wohl die berühmteste ist. Nachdem auch an diesem Tag unser Sitzfleisch durch die doch zahlreichen Stunden im Jeep ordentlich strapaziert wurde, genießen wir die nächtliche Horizontallage in den luxuriösen Betten unserer zweiten Unterkunft, ein Hotel, das ganz aus weißen Salzziegeln gebaut ist. Salz ist dann auch die Hauptattraktion unseres dritten und letzten Tages. Der Salar de Uyuni, der größte Salzsee der Welt, macht anfangs den Eindruck einer riesigen Schneefläche, wären da nicht die Steininseln mit riesigen Kakteen, die auf ein ganz anderes Klima hindeuten und die gigantische weiße Fläche surreal wirken lassen. Nach diesem letzten Highlight bin ich überzeugt, eine der schönsten Gegenden gesehen zu haben, die unsere Erde zu bieten hat.