Die Suche nach dem großen Glück

Hunderte Goldschürfer versuchen in Lappland ihr Glück beim Schaufeln nach Gold.
reise. (srt/Rasso Knoller) Gilbert Baeriswyl ist begeistert. Ein wenig sei es hier doch wie im Wilden Westen, schwärmt er. Er lächelt unter dem Mückennetz, das sein Gesicht schützt, und sagt: „Schön, dass es so etwas noch gibt.“ Der Schweizer ist ein zufriedener Mann. „Schau, diese vier Löcher habe ich diese Saison gegraben“, erzählt er stolz und zeigt über ein Stück zerfurchte lappländische Landschaft. Baeriswyl ist Rentner und Goldgräber. Früher hat er als Polizist gearbeitet. Weil er sich auch im Ruhestand fit halten wollte, hat er nach etwas gesucht, das er als „sicheres Abenteuer“ bezeichnet. Als er dann im Internet las, dass es im Norden Finnlands immer noch Goldschürfer gibt, hat sich Baeriswyl in sein Auto gesetzt und die lange Reise nach Tankavaara angetreten. Das war vor einigen Jahren. Seither verbringt der Schweizer jeden Sommer im Norden. Schaufelnd. „600 Schaufeln mache ich am Tag“, sagt er, „alle 150 Schaufeln lege ich Pause ein.“ Eigentlich stellt man sich Goldwäscher ja vor, wie sie an einem Flussufer sitzen, dort die Waschpfanne schwenken und Nuggets aus dem Sand spülen. Das ist ganz einfach, denn im Prinzip geht es nur darum, mit Hilfe des Wassers den Sand aus der Pfanne hinauszuschwemmen, so dass das schwerere Gold zurückbleibt. Theoretisch. In der Praxis ist die Sache aber nicht ganz so leicht, denn es braucht viel Übung, bis man den richtigen Dreh heraus hat. In Tankavaara braucht man zudem viel Kraft – denn dort fehlt der Fluss. Das Gold auswaschen muss man auch hier. Bis man aber so weit ist, fließt jede Menge Schweiß. Schaufel für Schaufel wuchtet Baeriswyl den Sand auf ein erhöht stehendes Sieb, von dem aus eine geriffelte „Goldwaschrinne“ wieder zurück zum Boden führt. Die wird ständig mit Wasser gespeist und simuliert sozusagen einen Fluss. Das Erdreich wird, nachdem die Steine bereits im Sieb hängen geblieben sind, die Rinne hinabgespült, und an den Rillen bleibt der goldhaltige Sand liegen. Der muss dann am Ende eines Arbeitstages ausgewaschen werden.
„Das Gold aus dem Sand herauszuwaschen ist eine Kunst“, sagt Baeriswyl. Er kann das zwar auch, damit aber kein einziges Gramm Gold verloren geht, lässt er lieber einen Profi ran. Und ein solcher ist Juhani Lauronen. Dem alten Mann und dessen Sohn Marko gehört der Claim, auf dem der Schweizer als „Gastwäscher“ arbeitet.