Genusswandern im Süden Kärntens
schon verlockend aus der Küche. Doch zuerst muss man einfach in die Gipfelrunde schauen und den Rundumblick genießen. Nur dann kann man verstehen, warum ein Mann wie Edi Wallisch – Strubbelhaare, Dreitagebart – sich vor Jahren in das Haus verliebt und es gepachtet hat. 17 Jahre lag der Alpengasthof brach, bis der Edi kam, ein Pilzsammler und Quereinsteiger aus Klagenfurt. Sport hatte er als junger Mann studiert, war Geräteturner und Taxifahrer, hatte eine bürgerliche Existenz, Haus und Familie. Aber das war Geschichte, ebenso wie das Irish Pub, die Jonglierfestivals oder die Planung von Naturholzhäusern. Nur die Pilze, für die er sich schon als Kind interessiert hat, haben ihn nie losgelassen. Und als er den Trubel der Stadt so richtig satt hatte, hat er den Alpengasthof entdeckt. Jetzt ist er hier, kann kochen, was er will, Pilze sammeln und Schnaps brennen. Und doch sagt er auch: „Wenn man so einen Platz aussucht, dann muss man schon ein bisserl verrückt sein“, oder zu viel vom spitzkegeligen Kahlkopf genascht haben. Der macht nämlich high. Edi könnte stundenlang über Pilze erzählen, 150 Pilzsorten kennt er und besonders gerne mag er den flockenstieligen Hexenröhrling. Seine Spezialität ist ein Pilzpulver aus acht verschiedenen Pilzen, das „auch Haubenköche schätzen“. Das große Geld verdient der Wirt trotzdem nicht, aber „es reicht, wenn du Idealist bist und keine großen Ansprüche hast“. Schließlich entschädigt der Blick hinüber zu den schneeweißen Gipfeln und hinunter ins grasgrüne Tal, in eine Berglandschaft wie aus dem Bilderbuch. Wer denkt da noch an die Grausamkeiten der Geschichte, an die Partisanenkämpfe im Zweiten Weltkrieg, an all das Blut, das den Boden hier tränkte, an die Feindschaft zwischen Kärntnern und Slowenen? Dass sie gemeinsame Sache machen wie in der Coppla Kaša war lange Zeit undenkbar. Inzwischen gibt es auch grenzüberschreitende Radtouren, und die Zweisprachigkeit wird in Südkärnten eher gepflegt als verdammt.
Buchtipp
„DuMont Bildatlas Kärnten“ Die Bilder der Fotografin Katja Kreder zeigen faszinierende Panoramen und ungewöhnliche Nahaufnahmen. Sieben Kapitel, gegliedert nach regionalen Gesichtspunkten, stellen die schönsten Plätze des Bundeslandes vor. Erhältlich bei „Das Buch“ im Messepark oder online auf www.das-buch.at.
ISBN: 978-3-7701-9290-8;
Preis: 8,80 Euro