Einmal Sommer verlängern, bitte!
Herbstblues ade! Der westliche Zipfel Siziliens ist perfekt für ein langes Wochenende.
reise. (srt/Sandra Ehegartner) Ein angenehm laues Lüftchen weht durch die Gassen. Noch ist es warm genug, um auf der Piazza bei einem Cappuccino ein Schwätzchen zu halten oder die Schiffe auf dem türkisblauen Wasser zu beobachten. Wer den Sommer verlängern möchte, der ist im Westen Siziliens bis weit in den Oktober hinein bestens aufgehoben. Marsala, Levanzo und Erice sind beliebte Ausflugsziele gegen den Herbstblues.
Sizilianisches Piazzaflair
Schon der Name zergeht auf der Zunge: Marsala. Die kleine Schwester von Trapani ist besonders schön, wenn die laute Hektik des Sommers nachlässt. Dann summt und brummt die Luft auf der Piazza della Repubblica wieder. Aber nicht vom donnernden Verkehr, den gibt es hier nicht. Sie brummt von den gleichmäßigen, sonoren Stimmen der älteren Herren, die auf den Stufen vor dem ‚Palast des Siebten Aprils‘ sitzen und ausgiebige Vormittagsschwätzchen halten. Den Gesten nach zu urteilen, lösen sie die gesamten Probleme der Menschheit – Politik, Sport und Wirtschaft eingeschlossen. In kurzen Hosen und Sandalen sitzen sie zu zweit oder in Grüppchen da, erfordert ein Thema besondere Aufmerksamkeit, stehen sie auf, fassen einander am Arm und untermalen ihre eindringlichen Worte mit großen, weiten Bewegungen einer oder beider Hände. Marsala ist ein gemütlicher Ort, der sich von seinen Gästen keineswegs aus dem Konzept bringen lässt. Selbst die typischen Touristenrestaurants auf dem Weg zur Porta Garibaldi beeinträchtigen die sizilianische Kleinstadtidylle nur wenig. Alles wird zu einer großen, lauten Harmonie vereint. Durch den Torbogen linkerhand fällt der Blick auf einen reich verzierten Springbrunnen unter einem mächtigen Blätterdach, vom benachbarten alten Markt wabern Gerüche auf die glatte, hell gepflasterte Gasse, und über allem liegt der Geruch von Salzwasser, Fisch und Pfirsichen. Zusammen mit dem Kaffeeduft aus der Bar von nebenan, dem Kichern der hübschen Signorinas und dem Gepolter von schwer beladenen Sackkarren ergibt sich das, was sich viele unter typisch italienischem Straßenleben vorstellen. Und wer für ein paar Augenblicke Teil dieser Idylle sein möchte, der nimmt unter den großen Schirmen eines Cafés Platz und genießt eine Granita. Zitrone und Mandel sind die sizilianischen Favoriten.