Patagonien: Reise ans Ende der Welt

Reise / 10.03.2017 • 10:43 Uhr
Patagonien: Reise ans Ende der Welt

Die Gletscher im Süden Argentiniens sind ein Spektakel für Augen und Ohren.

reise. (srt/Angela Böhm) Von wegen heilige Stille: Er knackt und knirscht, knallt und kracht, dröhnt und donnert. Seine Zunge schnalzt eine wundersame Gletscher­sinfonie. Mit immer neuen Höhepunkten, die wie Silvester-Feuerwerke klingen, wenn er wieder einen gigantischen Brocken herausschleudert, der mit Getöse im Wasser zerschellt. Nirgendwo sonst auf der Welt ist das so eindrucksvoll zu beobachten und zu hören wie beim Perito Moreno im Süden Argentiniens. Denn hier, in Patagonien, hat die Natur dem König der Gletscher für sein Schauspiel samt Konzert eine Tribüne geformt. Das bringt die Besucher mit dem Eisriesen auf Augenhöhe. An der Spitze der Halbinsel Magellan stockt einem der Atem. Durch die grünen Zweige blitzt Eis, so weit das Auge reicht. Majestätisch schiebt sich das blaue Wunder wie auf einer Bühne 30 Kilometer lang und fünf Kilometer breit von den Anden hinunter in den türkis schimmernden Lago Argentino. Dabei ist der gefrorene Gigant ständig in Bewegung. Er steht unter Spannung. An seinen Rändern soll er pro Tag gut 30 Zentimeter zurücklegen. Der Perito Moreno wächst, trotz Klimawandel. Aber nur in die Länge. An seinen Seiten wird er langsam schmaler. Luftaufnahmen im Abstand von 30 Jahren beweisen das. Der Gletscher wechselt zwischen Wolken und Sonnenlicht wie ein Chamäleon seine geheimnisvollen Blautöne. Er formt Skulpturen, Grotten und Kathedralen, türmt Gipfel, bricht Spalten – und zieht Gletscher-Touristen in seinen Bann. Ganz vorne an seiner Zungenspitze hat er ein Matterhorn aufgeschoben, das alles überragt – bis es irgendwann mit großem Getöse zusammenbrechen wird. Aus jedem Blickwinkel lässt sich der Perito Moreno von den kilometerlangen hölzernen Stegen mit ihren Aussichtsplattformen und bequemen Bänken, die den Magellan-Hügel überziehen, unter die Lupe nehmen. Ständig gibt es Neues zu entdecken. Unten, im schmalen Seitenarm des Lago Argentino, dümpeln die weißen Katamarane vor der gewaltigen über 60 Meter hohen Eiswand. Sie warten, dass der Gletscher, der zum UNESCO-Weltnaturerbe zählt, direkt vor ihnen kalbt. Dabei bleibt den Passagieren der Blick über die Eisspitzen verborgen. Den kann man nur vom Land aus genießen. Beide Erlebnisse sollte man sich nicht entgehen lassen. Die Zeit verfliegt im Nu. Vier Stunden Gletscher-Beobachtung scheinen