Laufskálarétt: Pferd sein auf Island

Reise / 18.08.2017 • 08:37 Uhr
Im gestreckten Galopp kommen die Islandpferde vom Hochland ins Tal zurück.Foto: Island tourismus
Im gestreckten Galopp kommen die Islandpferde vom Hochland ins Tal zurück.Foto: Island tourismus

die Tiere durch einen Gebirgsfluss getrieben, jetzt hält die Herde direkt auf die Menschenmenge zu. Und für einen Moment ist die Welt nur noch Pferd. Hlin macht sich bereit. Einmal ist sie selbst beim Abtrieb mitgeritten, in diesem Jahr wartet sie in ihrem Bereich des sternförmig aufgeteilten Pferchs auf die Rückkehrer. „Man will schließlich sicher sein, dass man sie alle heimkriegt“, sagt sie. Das sei bei weitem keine Selbstverständlichkeit. Vor vier Jahren, da seien einmal die Schafe in den Bergen eingeschneit gewesen. Wie durch ein Wunder hätten die Tiere überlebt. Ein anderes Mal fehlten nach dem Abtrieb 60 Pferde. Der Schnee kam früh in diesem Jahr, man suchte sie mit Hubschraubern, brachte die angehenden Zucht- und Reittiere schließlich sicher zu Fuß nach Hause. Hlin begrüßt ein paar Freunde, umarmt die Familie. Der Pferdeabtrieb Ende September gehört zu den Höhepunkten des Jahres in einem Land, in dem die Hufeisen im Supermarkt gleich vorne an der Kasse hängen. Etwa 3000 Menschen – und damit nahezu die gesamte Gemeinde Skagafjörður – sehen bei dem Spektakel zu, treffen ihre Nachbarn, singen, picknicken auf Lkw-Ladeflächen mit Lachs-Sandwiches und heißem Kakao. Die Feiern rund um den Laufskálarétt ziehen sich über mehrere Tage. Bei einer großen Pferde-Show am Vorabend sind die Tiere im Rennpass um die Wette gelaufen, im Tölt – der zweiten für das Islandpferd typischen Gangart – balancierten die Reiter unter dem Jubel der Zuschauer auf dem Pferderücken gar ein Glas Bier.

Zehn Kilometer muss Hlin die kleine Herde jetzt noch zu ihrem Hof treiben. Auch dort überwintern die robusten Tiere mit dem dicken Fell draußen, aber bei gutem Futter. Und mit ein bisschen Glück darf das ein oder andere Pferd im Mai wieder in Freiheit durch die wilde Natur Islands streifen.

Infos

Hauptstadt: Reykjavik

Amtssprache: Isländisch, Englisch wird aber ebenfalls verstanden und gesprochen.

Währung: Isländische Krone

Zeitzone: Island liegt ganzjährig in der Zeitzone der Greenwich Mean Time (GMT)

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