
Haar, eleganter dunkler Anzug. Der Inhaber der Quinta erzählt in distinguiertem „british English“ von seiner Kindheit. „Wir bauten Hütten und schaukelten an langen Tauen durch die heißen Tage.“ Erwachsene wurden nur im Notfall gebraucht: „Einmal mussten die Gärtner meinen Bruder aus einem Baum befreien“, erinnert sich Tavares da Silva. „Ein anderes Mal hat sich ein Freund an Bananen überessen – ich glaube, er rührte danach nie wieder eine an.“ Als die Bananen unrentabel wurden, ließ die Familie ein Designhotel in ihren Garten bauen. Wenn die Gäste auf ihre Terrasse treten, stehen sie in einem Blütenmeer. Der Botaniker Raimundo Quintal hat nicht nur die Pflanzen des Parks katalogisiert, sondern auch den Mitarbeitern Vorlesungen darüber gehalten – vom Zimmermädchen bis zum Rezeptionisten. „Sie sollen keine Botaniker werden“, sagt er. „Aber sie sollen ein Gefühl für die Pflanzen entwickeln, um sie den Gästen erklären zu können.“
Botanischer Garten in Funchal
Madeirenser ohne eigenen Garten schwärmen am Wochenende in den einheimischen Lorbeerwald aus – oder sie besuchen einen der renommierten Parks. Die größte Vielfalt erlebt man im botanischen Garten der Hauptstadt Funchal: Araukarien aus Chile, Proteen und Aloen aus Südafrika, Kamelien und Rhododendren aus Asien, Mammutbäume aus Nordamerika, Kauris aus Neuseeland und Jacarandas aus Brasilien. Über diese Pracht wacht Rosário Vasconcelos. Der Arbeit in der Natur verdankt die 57-Jährige ihre gebräunte Haut und viele Sommersprossen. In ihrer Uniform mit karierter Schürze und robusten Schuhen reinigt sie heute Bromelien. Hunderte der Epiphyten warten darauf, in den Grünanlagen der Stadt eingepflanzt zu werden. Ihre Leidenschaft für Blumen nimmt Vasconcelos mit in den Alltag: Weil sie keinen eigenen Garten hat, durchstreift sie an den Wochenenden die Insel, besucht Blütenfeste und Gärten. Vielleicht landet sie dann auch einmal bei Pedro Costa Neves. Ganz egal zu welcher Jahreszeit, irgendetwas blüht immer. Schließlich ist Madeira die „Insel des ewigen Frühlings“.