Der Wein und die Steine

Reise / 16.10.2020 • 09:44 Uhr
Der Wein und die Steine

In Südtirol leben Menschen, die etwas zu erzählen haben.

Ein Spinner war Dominikus Morandell (1938–2020) sicher nicht, auch wenn das einige hier in den Weinbergen oberhalb des Kalterersees zuweilen über ihn munkelten. Der Südtiroler Weinbauer hatte einen Plan, und den setzte er auf seine Weise um. Die Trauben sollten nicht länger für einen geringen Erlös verkauft werden, er wollte seinen eigenen Wein keltern. „Es gab aber keinen Keller, und es gab auch kaum Geld“, erzählt sein Sohn Georg, der mit seiner Familie nun das Weingut „Dominikus“ in St. Josef am See führt. Und so machte sich Dominikus Morandell im Jahr 1976 mit Pickel und Schaufel an die Arbeit – jeden Abend bis in die Nacht und auch sonntags. Ganz allein. Zwei Kellerräume waren die Basis des Unternehmens, das sollte aber erst der Anfang sein. 34 Jahre lang grub sich Morandell bis zu einem tragischen Sturz, der nichts mit seinem Vorhaben zu tun hatte, durch die Erde und arbeitete sich Meter um Meter voran. Die schönsten Steine der Region waren gerade gut genug, um mit ihnen die Mauern des langen, verzweigten und mitunter engen Gewölbes zu bauen.

„Er hat etwas Einzigartiges geschaffen“, ist Georg Morandell sichtlich stolz auf seinen Vater, während er durch das Labyrinth führt. Darin gibt es auch den großen runden Tisch für Weinverkostungen. „Nach der Vollendung wollten alle schauen kommen“, weiß der Sohn. „Aber da bestimmte der Vater, wer durfte und wer nicht“, schmunzelt Georg über das eigenwillige Familienoberhaupt, dessen Vermächtnis er behütet wie einen kostbaren Schatz. Im Gegensatz zu dem urigen Keller und gleichsam als Zeichen für eine neue Ära im Haus Dominikus ließen Georg und Johanna Morandell einen modernen Verkaufsraum für die Präsentation ihrer Weine einrichten. „Wir verkaufen unseren Wein ausschließlich ab Hof, auch auf Bestellung“, sagt der Vater von drei Kindern. Die Besucher des Weinguts lieben den Blick von der Terrasse auf den Kalterersee, eine Kellerführung ist jedoch nur nach vorheriger Anmeldung möglich.

Wandern, Radfahren und Törggelen

Eine besondere Geschichte erzählt ein paar Kilometer weiter entlang der Weinstraße, im Dorf Auer, auch Rüdiger Bonell. Und die hat mit einem Elefanten, der auf den