2300 Design-Ikonen unter einem Dach

Der Besuch von Mailands neuem Design-Museum ADI Compasso d‘Oro könnte bald möglich sein.
Mailand Mode, Kunst, Wirtschaft: Mailand spielt in zahlreichen Bereichen international ganz oben mit. In puncto Design gilt die Hauptstadt der Lombardei vielen sogar als Hauptstadt Europas, Stichwort Salone del Mobile und Triennale. Ein weiteres Argument dafür liefert das neue ADI Compasso d‘Oro Museum, eines der größten Designmuseen des Kontinents. Der Compasso d‘Oro ist eine Auszeichnung, und zwar nicht irgendeine, sondern so etwas wie der Oscar des Industriedesigns. Seit 1954 adelt die Associazione Disegno Industriale damit Gegenstände, die sowohl ästhetisch herausragen als auch kommerziell überzeugen. Im ADI Design Museum Compasso d‘Oro, so der offizielle Titel des Ende 2020 eröffneten Museums, sind zum ersten Mal in der Geschichte sämtliche „Made in Italy“-Gewinnerprodukte unter einem Dach zu sehen. Dessen Herzstück bildet nämlich eine große Dauerausstellung mit allen Objekten, die je mit dem renommiertesten Designpreis des Landes gewürdigt wurden. Mittlerweile kommen da mehr als 2300 Gegenstände zusammen – von der Olivetti-Schreibmaschine Lettera 22 bis zur Moto Guzzi V85 TT. Spannend: Alle zwei Jahre werden sich nach der Preisverleihung neue Werke zu den Ikonen von Philippe Starck, Herzog & de Meuron, Anna Castelli Ferrieri und anderer kreativer Berühmtheiten dazugesellen.
Für das breite Publikum
Wer nun denkt, die in der Innenstadt befindliche Sammlung richte sich nur an Branchenkenner, der irrt gewaltig. Das neue zeitgenössische Museumszentrum, auf einem ehemaligen Industriegebiet zwischen der Via Ceresio und der Via Bramante gelegen, spricht das breite Publikum an. „Unser Konzept“, so formulieren es die Architekten Migliore+Servetto und Italo Lupi, „ist eine Art moderne Arche Noah, in der alle Arten von italienischem Design für die Zukunft aufbewahrt und lebendig erhalten werden.“ Das gelingt nicht zuletzt durch das emotionale In-Szene-Setzen der Ausstellungsstücke und die Verwendung digitaler Gadgets. So beziehen die Museumsmacher die Besucher aktiv mit ein, „indem keine Ausstellungsstrukturen, sondern Beziehungen gestaltet werden“.
Vielseitiger Ort
Das Areal beherbergt im Übrigen noch weitere Ausstellungen, eine Bibliothek sowie Räume für Geschäftstreffen und öffentliche Veranstaltungen. Auch das Archiv ADI, das jede Menge interessante Dokumente aus der italienischen Designgeschichte sammelt, ist hier untergebracht. Restaurants und eine Buchhandlung befinden sich ebenfalls in dem historischen Gebäudeensemble rund um die neugestaltete Piazza d‘Oro.
Kurz: Das ADI Compasso d‘Oro Museum hat das Zeug zu einem lebendigen und vielseitigen Ort, der sowohl dem Kulturtourismus in Mailand als auch der Weiterbildung und Begegnung dienen soll. Aus kulturtouristischer Sicht ist das Viertel ohnehin aufregend, befinden sich doch quasi ums Eck der Ruhmestempel des Cimitero Monumentale oder die Triennale di Milano.


