Reise / 10.12.2021 • 10:51 Uhr
In Elizabeth Bay stehen von manchen Häusern nur noch die Gerippe.Shutterstock
In Elizabeth Bay stehen von manchen Häusern nur noch die Gerippe.Shutterstock

fragt man sich beim Spaziergang durch Kolmanskuppe. Auf Hunderte von Kilometern gibt es kein Trinkwasser. Und selbst wenn es Wasser gäbe, könnte man im Sand und Staub nichts anbauen. Nicht zu vergessen die eiskalten Nächte. Und der Nebel, der regelmäßig vom Ozean herüberweht. Wäre da nicht dieser Fund gewesen: Im April 1908 stieß ein Bahnarbeiter auf einen ungewöhnlich aussehenden Stein: ein Diamant. Kurz darauf erklärte die Kolonialverwaltung das Gebiet zwischen dem 26. Breitengrad, nördlich von Lüderitz, und dem Orange River zum Sperrgebiet. Innerhalb weniger Monate schoss 1908 Kolmanskuppe aus dem Boden: steinerne Wohnhäuser und Villen im wilhelminischen Stil, Schule, Bäckerei, Metzgerei und ein Krankenhaus mit 250 Betten. Das Baumaterial wurde komplett aus Deutschland importiert.

Ende der Blütezeit

Die Blütezeit von Kolmanskuppe währte nicht lange: 1915 kapitulierten die Deutschen und Südafrika übernahm das Land als Protektorat. Ab 1920 verlagerte sich der Diamantenabbau auf Fundorte wie Pomona, Oranjemund und Elizabeth Bay. Auch Letzteres wurde zum Lost Place, den man mit einem Permit besuchen darf. Heinz Manns bringt Gäste im Kleinbus in diese Ghost Town nahe Kolmanskuppe. Bald kommen verfallene Häuser in Sicht, deren ockerfarbene Fassaden sich kaum vom ockerfarbenen Hintergrund abheben, in der Ferne schimmert der Atlantik in der Sonne. Von manchen Häusern stehen nur noch Gerippe, andere sind halb verfallen, wieder andere sehen aus wie zerbombt – hier könnte man einen Kriegsfilm drehen oder eine Dystopie über das Ende der Zivilisation. Schließlich stoppt er vor den Resten einer zerfallenen Fabrik. Neugierig beobachtet eine räudige Hyäne, wie die Besucher aus dem Wagen steigen. Wie nach einem Erdbeben türmen sich Säulen, Steinhaufen und riesige rostige Zylinder: Reste der Trommelsiebe der Diamantenwaschanlage, die in den 1920er- und 30er-Jahren zu den modernsten der Welt zählte. Relikte einer wilden – und für die Einheimischen düsteren – Epoche im „Wilden Westen Afrikas“.

So langsam holt sich die Natur in Kolmanskuppe ihren Raum zurück.Unsplash
So langsam holt sich die Natur in Kolmanskuppe ihren Raum zurück.Unsplash
Fußspuren von Touristen überziehen die Sanddünen in den Häusern.Shutterstock
Fußspuren von Touristen überziehen die Sanddünen in den Häusern.Shutterstock