Kein Weg vorbei an Goethe

Reise / 16.09.2022 • 10:39 Uhr
Jens Hauspurg/Weimar GmbH

Weimar: Dielen, Wiesen und Kopfsteinpflaster. Ein Spaziergang durch das thüringische Städtchen.

Die steinernen Stufen hinauf zum Portal von Goethes Wohnhaus am Frauenplan sind ausgetreten – so tief, dass der Herbstregen kleine Pfützen hinterlässt. Mitgewirkt an diesen Mulden haben gewiss die vielen Gäste des Geheimen Rates. Damals in den fünf Jahrzehnten, als der Dichterfürst hier wohnte, und erst recht seit 1885, als das Haus zum Goethe-Nationalmuseum wurde. Heute kommen die Besucher über die Kutscheneinfahrt und müssen sich entscheiden: Rechts geht es zu den Gemächern des Hausherrn, links in eine moderne Ausstellung. Im Wohnhaus steigt der Gast die flachen Stufen im antik anmutenden Treppenhaus empor, schleicht über die knarrenden Dielen und betrachtet die Zimmer, die fast genauso aussehen wie am 22. März 1832, als der Dichter in der Kammer neben seiner Schreibstube starb. Während die rückwärtigen Räume eher finster, verwinkelt und durch schmale Treppchen und Türen verbunden sind, herrscht vorne klassische Eleganz.

Goethe, wohin man blickt

Ein Blick durch die Fenster hinaus zum Frauenplan offenbart das heutige, touristische Weimar: Gruppen, Grüppchen oder Einzelgänger streifen über den Platz, warten auf ihre Thüringer Rostbratwurst oder auf eine Kutsche, besetzen die Bänke unter der weinüberrankten Pergola oder die Tische vor Fassaden, auf denen „Goethes Schokolädchen“ oder „Zum Goethebrunnen“ steht.

Und überhaupt ist Goethe ständig präsent. Bei der Designerin ziert ein Goethe-Vers über Schmuck die Schaufensterscheibe, bei Schirmmacherin Annelies Pennewitz klebt einer über Regen an der Kasse. Bemerkenswert an diesem Lädchen ist zudem das Schirmmuseum in der ersten Etage. Natürlich kann die Expertin vorführen, wie jener aussah, den Goethe seiner Langzeitgeliebten Christiane schenkte.

Goethes Wohnhaus und den „Weißen Schwan“, der damit wirbt, des Dichters Lieblingsgasthaus gewesen zu sein, trennt die Seifengasse mit holprigem Pflaster aus hellgrauem Travertin. „Es könnte tatsächlich sein, dass über diese Steine noch Goethe eilte, wenn