„Parteisekretär“ Darabos will trotz allem die Wehrpflicht reformieren

Verteidigungsminister denkt nach Befragungsniederlage nicht an Rücktritt.
Wien. (VN-joh) Wer erwartet hatte, dass Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) im Falle einer Mehrheit für die Wehrpflicht zurücktreten würde, wurde gestern bereits vor Abstimmungsschluss eines Besseren belehrt: „Auf jeden Fall“ werde Darabos bleiben, erklärte SPÖ-Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter gegenüber Journalisten. Dass dies mit Parteichef Werner Faymann und dem Ressortchef abgesprochen war, bezweifelte niemand.
„Ich bleibe im Amt“, bestätigte Darabos wenig später: „Das war keine Abstimmung über meine Person, sondern über das Wehrsystem.“
Der 48-jährige Burgenländer hatte in den letzten Monaten für ein Berufsheer gekämpft und die Wehrpflicht als nicht reformierbar dargestellt. Letzteres will er nun trotz allem versuchen: Eine Reformgruppe innerhalb des Bundesheers soll Vorschläge entwickeln, kündigte er gestern an.
Ewiger Parteisekretär
Dass Darabos nicht zurücktritt, wird von Parteifreunden damit erklärt, dass er dem Selbstverständnis nach ein „ewiger Parteisekretär“ sei, der tue, was man ihm anschafft; die eigenen Vorstellungen spielen keine Rolle. So hatte er die Wehrpflicht im Sommer 2010 bekanntlich noch als „in Stein gemeißelt“ dargestellt; nach entsprechenden Ansagen von Wiens SPÖ-Bürgermeister Michael Häupl und dem Parteivorsitzenden Faymann wandelte er sich von einem Tag auf den anderen zum Berufsheer-Befürworter. Auch die Eurofighter hatte er einst wieder an den Hersteller zurückgeben wollen; kaum im Amt, sah er kurz darauf davon ab.
Seine Politkarriere startete Darabos als Landesparteisekretär im Burgenland. Später war er Bundesparteisekretär. In beiden Funktionen organisierte er erfolgreiche Wahlkämpfe. So trug er zur Kanzlerschaft Alfred Gusenbauers ab 2006 bei. Als Dank dafür wäre er gerne Innenminister geworden. Gusenbauer wies ihm jedoch als „großes Los“ das Verteidigungsministerium zu. Darabos gehorchte –wie so oft.

ÖVP-Chef, Vizekanzler
Die Volksbefragung zeigt: Wenn die ÖVP will, kann sie auch geschlossen kampagnisieren. Das Ergebnis übertrifft sogar die Erwartungen. Ich bin dankbar und demütig.

FPÖ-Obmann
Das Ergebnis zeigt deutlich, dass in der Gesellschaft dieses Verantwortungs- und Wertebewusstsein noch tief verwurzelt ist, das die Bundesregierung leider längst abgelegt hat.

Grünen-Sprecherin
Wir hätten uns ein anderes Ergebnis gewünscht. Aber die SPÖ hat ihren Schwenk zum Berufsheer nicht überzeugend argumentiert. Ich habe die Sorge, dass nun alles beim Alten bleibt.

BZÖ-Obmann
Die SPÖ hat es absolut vergeigt. Sie hat es nicht geschafft, die Alternativen zur Wehrpflicht deutlich zu machen. Jetzt ist vor allem die ÖVP in der Pflicht. Das Heer muss reformiert werden.

Team-Stronach-Klubobmann
Die Diskussion wurde nicht sachlich geführt, die ÖVP hat mit dem Untergang des Abendlandes gedroht. Bei einem Votum für ein Berufsheer hätte es zwingend Reformen geben müssen.

SPÖ-Chef, Bundeskanzler
Die Österreicherinnen und Österreicher haben für ein reformiertes Wehrpflichtmodell gestimmt. Niemand steht über den Bürgerinnen und Bürgern, der Souverän hat entschieden.