Das wird ein teures Wintermärchen

Über 50 Arbeiter kämpfen in Bregenz fast rund um die Uhr gegen das Schneechaos an.
bregenz. (VN-mm) Eh schon knapp bei Kasse – und dann das noch: Rund 180.000 Euro dürfte die Stadt Bregenz der heurige Winter schon gekostet haben. Diese Einschätzung stammt aus berufenem Munde, nämlich von Bauhofleiter Erich Knappitsch. Er und sein Team sind derzeit buchstäblich rund um die Uhr im Einsatz. „Und“, fügt er noch an, „an solche Schneemengen können sich nicht einmal langgediente Kollegen erinnern.“
Eine Sisyphusarbeit
Es ist bereits das dritte Mal in diesem Winter, dass Nachtschichten geschoben werden müssen. Doch bei anhaltendem Schneefall die Straßen und Gehwege zu räumen mutet wie Sisyphusarbeit an. Was auch am Tag sichtbar wird. Ein Lkw hängt seit Stunden in einer leichten Steigung der Kennelbacher Straße fest. Die Autos kommen, wenn überhaupt, nur im Schritttempo weiter. Manche Lenker müssen ihrem Gefährt sogar auf der Gallusstraße die Schneeketten anlegen. Zwei Jugendliche schimpfen wie Rohrspatzen, weil der Bus auf sich warten lässt. „Dabei ist der Weidachknoten doch schon längst wieder frei“, mault einer.
Hausbesitzer mühen sich ab, um die Einfahrten und Gehsteigbereiche freizubekommen. Fußgänger stiefeln durch teilweise kniehohen Schnee. Dabei sind sie noch am besten dran, denn irgendein Ausweg findet sich immer. Und dann gibt es jene, die dem übermäßigen weißen Segen, der Bregenz in den letzten Tagen heimsuchte, etwas Schönes abgewinnen können. „Ich bin im Winterwonderland“, flötet ein junger Mann ins Handy, während er gemächlich den Achweg entlangschlendert.
Nicht nach Romantik zumute ist den Mitarbeitern des Bauhofs. „Alles, was Füße hat, laufen kann und gesund ist, muss anpacken“, sagt Bauhofleiter Erich Knappitsch. Das sind etwa 40 bis 45 eigene Leute und 15 Mann der Stadtgärtnerei, die aushelfen. „Wir sind praktisch immer dran“, erzählt Knappitsch und lässt wie zur Bestätigung ein vernehmliches Gähnen hören.
Vom Abend bis zum Morgen
Kein Wunder, an ausgiebige Nachtruhe ist nicht zu denken. Drei Stunden Schlaf sind das höchste der Gefühle. Um 8 Uhr abends werden die Schneefräsen gestartet, um die sich höher und höher türmenden Schneehaufen von Straßen und Gehsteigen zu fegen. Morgens um 4 heißt es wieder mit dem Schneepflug ausrücken. Knappitsch bemüht sich, Ersatzfahrer zu finden. Denn das gehe an die Substanz. Ebenso wie das Ausschaufeln der zahllosen Treppen. „Und Faschingsumzug ist auch am Sonntag“, seufzt er. Dafür muss noch schleunigst in der Innenstadt geräumt werden.
Aber: „Es nützt nichts, es ist nun einmal so“, stellt der Bauhofleiter ergeben fest, vertilgt eine schnelle Jause, und dann geht es weiter.
Alles, was Füße hat und gesund ist, muss anpacken.
Erich Knappitsch